Der burmesische Botschafter Kyaw Moe Tun überraschte die Welt, als er vor einer Woche der Militärjunta in seinem Heimatland öffentlich die Gefolgschaft verweigerte. Mit bewegter Stimme verurteilte er vor der UNO-Vollversammlung den Putsch. Damals sagte er: «Wir brauchen die stärkstmögliche Antwort der internationalen Gemeinschaft, um den Militärputsch sofort zu beenden, die Unterdrückung unschuldiger Menschen zu stoppen und die Staatsmacht an die Bevölkerung zurückzugeben.»
Internationales Lob für den Widerstand
Am Schluss seiner zehnminütigen Rede eine weitere Provokation für die Generäle: Kyaw Moe Tun hebt die rechte Hand zum Drei-Finger-Gruss, dem Symbol des burmesischen Widerstands. Der Auftritt machte ihn zu einem Helden in seiner Heimat, Lob kam auch aus Washington, London und weiteren Hauptstädten.
Die Generäle hingegen stempelten ihn zum Landesverräter und erklärten Kyaw Moe Tun für abgesetzt. Doch auch der eilig ernannte Stellvertreter wollte die Lücke nicht füllen und stellte sich gegen die Junta.
Dies war nicht die letzte Blamage für die Putschisten, wie der Diplomat am Telefon erzählt. «Nicht nur in Genf, nein auch in Berlin, Washington DC und Los Angeles: Auf all diesen Posten haben sich burmesische Diplomaten entschlossen, keine Befehle mehr aus der Zentrale entgegenzunehmen.»
Wir sind sozusagen auf den Geschmack gekommen und wollen die Grundrechte behalten, die wir errungen haben.
Trotz seiner Absetzung anerkennen die UNO und zahlreiche Länder Botschafter Kyaw Moe Tun weiterhin als rechtmässigen Repräsentanten Burmas. Der 52-jährige Diplomat, der während seiner Karriere auch in Genf stationiert war, hat Erfahrungen mit Militärregierungen. Er vertrat als Jungdiplomat eine frühere Junta. Doch: Die letzten 10 Jahre in einem demokratischen System haben ihn geprägt.
«Wir sind sozusagen auf den Geschmack gekommen und wollen die Grundrechte behalten, die wir errungen haben. Und vor allem wollen wir, dass die junge Generation weiterhin in Freiheit aufwachsen kann.» Denn die Jungen sind es hauptsächlich, die sich heute auf den Strassen von Mandalay, Rangun und Naypidaw unbewaffnet dem Militär entgegenstellen – und dabei ihr Leben riskieren. «Gemäss Experten sind die Menschen, die friedlich demonstriert haben und getötet wurden, im Durchschnitt 17 Jahre alt. »
Das Blutvergiessen könne nur durch internationalen Druck gestoppt werden, davon ist Kyaw Moe Tun überzeugt. Der Botschafter nimmt es der Junta nicht ab, wenn sie behauptet, Sanktionen würden sie kaltlassen. «Man muss die Finanzströme der Junta analysieren und die Verbindungen ins Ausland so schnell wie möglich kappen. Dann hat man sehr wohl eine Handhabe.»
Appell an internationale Gemeinschaft
Welche Länder er da in der Pflicht sieht, sagt Kyaw Moe Tun nicht explizit. Bedeutende Investitionen kommen aus China, Singapur oder auch Japan. Ob es der internationalen Gemeinschaft allerdings gelingt, die Generäle zur Raison zu bringen, ist fraglich.
Botschafter Kyaw Moe Tun und seine abtrünnigen Kollegen aus dem diplomatischem Corps gehen ein hohes Risiko ein. Ihre Verwandten in der Heimat sind in Gefahr und den Diplomaten im Ausland droht das Schicksal politischer Flüchtlinge. An dieses Szenario will Kyaw Moe Tun freilich gar nicht denken. Er kämpfe so lange gegen das Regime, wie er könne – bis zum Ende der Militärherrschaft.