Zum Inhalt springen

Header

Audio
Was ist die Herkunft des Coronavirus?
Aus Info 3 vom 14.05.2021. Bild: Keystone
abspielen. Laufzeit 2 Minuten 38 Sekunden.
Inhalt

Labortheorie vs. Fledermauskot Ursprung von Sars-CoV-2 immer noch unklar

20 Forschende wollen ein für allemal Klarheit darüber, ob das Coronavirus direkt aus der Tierwelt oder aus einem Labor stammt.

Wo liegt der Ursprung des Sars-CoV-2-Virus? Ist es von einer Fledermaus über ein anderes Wildtier zum Menschen gelangt – oder ist das Virus in China im Labor isoliert worden und dann versehentlich aus dem Labor entwichen?

Das sei noch immer nicht abschliessend geklärt, schreiben 20 Wissenschaftler in einem offenen Brief im Wissenschaftsmagazin «Science». Sie fordern intensivere und transparente Untersuchungen zu dieser Frage.

Es ist nach wie vor nicht wasserdicht belegt, dass das Virus direkt aus dem Tierreich kommt oder aus einem Laborunfall stammt.
Autor: Richard Neher Coronaforscher

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat zwar eine Delegation nach China geschickt und untersuchen lassen, wo das Virus herkommen könnte. Aber die mehrfach verschobene und behinderte Mission habe viele Fragen offen gelassen, sagt Richard Neher, Biophysiker an der Universität Basel.

«Es ist nach wie vor nicht wasserdicht belegt, dass das Virus direkt aus dem Tierreich kommt oder aus einem Laborunfall stammt.» Aber gerade dieser Aspekt müsse offen und objektiv diskutiert werden, um jegliche Zweifel auszuräumen, sagt er. Letzteres sei zwar eher unwahrscheinlich, aber immerhin gebe es in Wuhan ein Labor, in dem mit Coronaviren gearbeitet wird.

Erkrankung nach Kontakt mit Fledermauskot

Das Virus, das Sars-CoV-2 am aller ähnlichsten ist, wurde 2012 in einer Mine in Yunnan gefunden. Hier bekamen damals mehrere Menschen schwere Lungenentzündungen; Menschen, die mutmasslich in Kontakt mit Kot von Fledermäusen gekommen waren. Das Erbgut dieses Virus wurde in Wuhan untersucht. Theoretisch wäre es möglich, dass es gelang, ein Sars-CoV-2-Virus aus einer Fledermaus zu isolieren, und es dann in die Umwelt gelangte.

Das sei aber extrem unwahrscheinlich, sagt der Virologe Volker Thiel von der Universität Bern, denn eine solche Isolierung wäre vor der Corona-Pandemie eine wissenschaftliche Sensation gewesen. «Von daher halte ich es für relativ ausgeschlossen, dass man so einen wissenschaftlichen Erfolg nicht publiziert hätte.» Im Vordergrund steht deshalb für beide eine Übertragung des Virus von einer Fledermaus auf den Menschen, eventuell über einen Zwischenwirt.

Wie die Suche nach der Absturzursache

«Ich bin der Ansicht, dass dies der wahrscheinlichere Weg ist, den das Virus genommen hat, aber es gibt wenig direkte Hinweise für das eine oder das andere», sagt Neher. Und weil so vieles noch offen sei, brauche es nun einen neuen Anlauf. Es brauche politisch unabhängige, faktenbasierte, objektive Untersuchungen, in denen nüchtern alles angeschaut werde – ohne antichinesische Polemik. Das fordern mit ihm 19 weitere renommierte Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler im Magazin «Science».

Doch was bringt es, wenn man die Virusherkunft im Nachhinein erforscht? «Der Vergleich, den ich gern bemühe, ist der von Flugzeugabstürzen», so Neher. Deren Analyse hat das Fliegen nachweislich sicherer gemacht. Ähnlich sei es mit Pandemien. Je genauer man wisse, welchen Weg das Virus genommen habe, umso besser sei man gegen Übertragungen gewappnet.

Es ist wichtig, dass wir besser verstehen, welche Viren in der Tierwelt zirkulieren, um die Schnittstellen, an denen die Gefahren am grössten sind, genauer zu untersuchen.
Autor: Richard Neher Coronaforscher

«Es ist wichtig, dass wir besser verstehen, welche Viren in der Tierwelt zirkulieren, um die Schnittstellen, an denen die Gefahren am grössten sind, genauer zu untersuchen, und dann in Zukunft diese Gefahren so weit wie möglich einzuschränken.» Einfach dürfte das nicht werden, das wissen auch die Forschenden, denn China zeigt sich nach wie vor nicht offen, die möglichen Wege des Virus gründlich erforschen zu lassen. Das Thema sei aber zu wichtig, sagen sie. Man dürfe nichts unversucht lassen.

Info 3, 14.05.2021, 17:00 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel