- Das südamerikanische Bolivien hat einen neuen Präsidenten gewählt.
- Nach Auszählung fast aller Stimmen liegt Rodrigo Paz Pereira von der christdemokratischen Partei vorne.
- Er wird der politischen Mitte zugerechnet.
Mit dem Sieg des Senators Rodrigo Paz Pereira bei der Stichwahl ums Präsidentenamt in Bolivien steht das südamerikanische Land vor einem politischen Umbruch.
Es endet eine fast zwei Jahrzehnte andauernde Ära linker Regierungen in Bolivien, das lange vom Machtkampf zwischen Ex-Präsident Evo Morales und dem scheidenden Staatschef Luis Arce von der linken Partei «Movimiento al Socialismo» (MAS) geprägt war.
Der scheidende Staatschef Arce zog sich wegen sinkender Beliebtheitswerte aus dem Rennen um das Präsidentenamt zurück.
Im Volksmund und in den Medien wird der 58 Jahre alte Wahlsieger Paz Pereira meist nur Paz genannt. Im November wird der neue Präsident sein Amt für fünf Jahre antreten.
Wirtschaftskrise und hohe Armut
Bolivien steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise: Benzin- und Devisenmangel, hohe Inflation und fehlende Medikamente prägen den Alltag. Kostspielige Subventionen, vor allem für Treibstoffe, belasten den Staatshaushalt stark.
Der Binnenstaat mit rund zwölf Millionen Einwohnern zählt zu den ärmsten Ländern Südamerikas, vor allem in ländlichen und indigenen Regionen leidet die Bevölkerung besonders unter der Krise.
Bolivien besitzt die grössten Lithiumreserven der Welt
Der politische Richtungswechsel weckt auch international Interesse. Bolivien verfügt über die grössten Lithiumreserven der Welt – einen Schlüsselrohstoff für Batterien und Elektroautos. Unter der bisherigen linken Regierung kamen Investitionen nur langsam voran.
Deutsche Unternehmen hoffen nun auf neue Chancen. «Man sitzt in den Startlöchern», sagte Bolivien-Expertin Christina Stolte von der CDU-nahen Konrad-Adenauer-Stiftung vor der Wahl.
Wahlsieger Paz strebt moderaten Kurs an
Rodrigo Paz hat seinen Wählern einen moderaten Regierungskurs versprochen. Er will institutionelle Reformen umsetzen, die Wirtschaft schrittweise öffnen und gezieltere Subventionen herbeiführen.
Aussenpolitisch strebt er pragmatische Beziehungen zu allen Partnern an – darunter eine vorsichtige Wiederannäherung an die USA. Zugleich will er die Integration in regionale Bündnisse wie die Andengemeinschaft (CAN) und den Staatenverbund Mercosur vertiefen.