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Lebensmittelproduktion Laborfleisch in der Kritik: Folgt in Florida bald ein Verbot?

Die Nachfrage nach Fleisch ist gross. Der Hype um Ersatzprodukte, die im Labor hergestellt werden, scheint sich gelegt zu haben.

Worum geht es? Im US-Bundesstaat Florida soll Laborfleisch verboten werden. Das kultivierte Fleisch sei nicht natürlich und nicht Teil der Schöpfung, so die Begründung von Politikerinnen und Politikern. Kritische Stimmen sagen, hinter dem geplanten Verbot stecke die Fleischlobby.

Wie wichtig ist die Fleischindustrie für Florida? «Fleisch hat in Florida einen ganz besonderen Status», erklärt US-Börsenkorrespondentin Sabrina Kessler. Dafür gebe es auch historische Gründe: «Florida war tatsächlich der erste Bundesstaat hier in den USA, in dem vor knapp 500 Jahren die ersten Kühe und Rinder per Schiff aus Europa importiert worden sind. Von da aus hat sich die Viehzucht dann quasi über das ganze Land verteilt.»

Alleine die Produktion von Rindfleisch nimmt mehr als die Hälfte der kompletten Landwirtschaft ein.
Autor: Sabrina Kessler Korrespondentin in den USA

Heute gibt es beispielsweise ungefähr viereinhalb Millionen Rinder in Texas. «In Florida sind es dagegen nicht ganz so viele, da reden wir von ‹nur› 900'000. Trotzdem nimmt allein die Produktion von Rindfleisch in Florida mehr als die Hälfte der kompletten Landwirtschaft ein.» Die Fleischindustrie sei am Ende aber bedeutend kleiner als andere Sektoren wie zum Beispiel Immobilien, Tourismus oder Finanzen, so Kessler.

Die Rinder haben grosse nach oben gedrehte Hörner.
Legende: Longhorn-Rinder auf einer Weide in Lake Nona, Orlando. IMAGO / Pond5 Images

Wo wird das Fleisch aus Florida verkauft? Florida sei geografisch gesehen ziemlich praktisch gelegen, meint Kessler. «Es ist nämlich nah an der Karibik und an Lateinamerika, wo zwar auch viel Fleisch produziert wird, aber eben auch eine relativ hohe Nachfrage herrscht.» Allerdings ist auch in Florida selbst die Nachfrage gross: «Das wiederum liegt zum Beispiel an der hohen Nachfrage in Latino-Hochburgen wie Miami, wo mehr als 70 Prozent der gesamten Bevölkerung zu den Hispanics zählen. Und die essen eben besonders gerne Fleisch.»

Laborfleisch hat einen schweren Stand

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Der Vorstoss, künstliches Fleisch in Zukunft zu verbieten, kommt von Tyler Sirois. Er ist republikanischer Abgeordneter im Repräsentantenhaus von Florida. Aus seiner Partei und auch von den Wählerinnen und Wählern hat er deutlichen Zuspruch erhalten.

«Es gibt mittlerweile sogar einen zweiten Gesetzesentwurf, der ähnlich scharf gegen das Laborfleisch vorgehen will und bei Missachtung sogar mit saftigen Strafen und vor allen Dingen auch mit einem Entzug der Geschäftslizenz droht», sagt Kessler.

Weshalb steht die Fleischindustrie so unter Druck? Obwohl Fleisch in Florida sehr beliebt ist, kämpfen viele Betriebe schon seit Jahren um ihre Existenz, weiss Kessler. «Das hat was mit den hohen Grundstückspreisen in Florida zu tun.» Denn die Nachfrage nach Land sei durch den Tourismus, die Finanzbranche, aber vor allem durch viele Rentnerinnen und Rentner, die nach Florida ziehen, mittlerweile sehr stark gestiegen. So würden viele Betriebe sich überlegen, ihre Farm eher zu verkaufen, als mit der relativ aufwendigen Viehzucht Geld zu verdienen.

Ein rohes Burger-Patty in einem runden Laborglas.
Legende: Der weltweit erste im Labor gezüchteten Rindfleischburger während einer Veranstaltung in London am 5. August 2013. Reuters/David Parry

Wie steht es um die Nachfrage nach Fleischalternativen? «Ich denke, dass sich die Rinderzüchter und auch die Schweineproduzenten in den USA absolut keine Sorgen machen müssen, dass ihnen die Veggie- oder Laboralternativen bald grosse Teile des Umsatzes klauen werden», ist Kessler überzeugt. Zum einen ist der Pro-Kopf-Verbrauch in den USA in den letzten Jahren massiv gestiegen.

Zum anderen ist der Hype um künstlich gezüchtetes Fleisch mittlerweile deutlich abgekühlt: «Das sieht man nicht nur an vielen Fastfoodketten wie zum Beispiel McDonald's, wo die Produkte von Beyond Meat mittlerweile wieder aus dem Sortiment genommen worden sind. Man sieht es eben auch am Aktienkurs der Firma Beyond Meat. Da stand die Aktie im Herbst 2020 bei über 160 US-Dollar und ist mittlerweile auf gerade mal 8 US-Dollar heruntergekracht – ein Minus von 95 Prozent.»

Kultiviertes Fleisch in Singapur, in den USA – und die Schweiz?

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Nach Singapur sind die USA im Frühsommer das zweite Land, in dem kultiviertes Fleisch verkauft werden darf. Das US-Landwirtschaftsministerium hatte erstmals den Verkauf von In-vitro-Fleisch genehmigt.

Damit Laborfleisch in der Schweiz verkauft werden darf, muss hier zunächst ein Qualitätsprüfungsprozess durchlaufen werden. Das kultivierte Fleisch gilt in der Schweiz wie auch in der EU als neuartiges Lebensmittel und ist bewilligungspflichtig. Für die Bewilligung müssen Hersteller ein Gesuch beim Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) einreichen. Vor einigen Monaten hat die Migros zusammen mit einem israelischen Unternehmen diesen Genehmigungsprozess angestossen.

SRF 4 News, 18.12.2023, 6:53 Uhr; flal

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