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Wahlen in Kolumbien von Gewalt überschattet
Aus Rendez-vous vom 14.03.2022. Bild: Imago
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Linke auf dem Vormarsch In Kolumbien gewinnt ein Ex-Guerillero die Wahl

Das Linksbündnis von Gustavo Petro hat seine Sitze im Parlament verdreifacht. Jetzt will Petro Präsident werden.

«Historischer Pakt» nennt sich das Linksbündnis von Gustavo Petro – und es schreibt in der Tat Geschichte. Es verdreifachte seine Sitzzahl bei der Parlamentswahl und kommt im Senat nun auf gleich viele Abgeordnete wie die Konservativen. Im Abgeordnetenhaus ist es zweitstärkste Kraft.

Linke wird stärkste Kraft in Kolumbien

Doch damit nicht genug: Das Linksbündnis kann mit der Unterstützung der ultralinken Farc-Partei rechnen. Damit wird diese Bewegung die stärkste Kraft im kolumbianischen Kongress. Es ist eine Bewegung, die einen radikalen Wandel im Land bringen könnte. «Der ‹Historische Pakt› hat das beste Ergebnis für den Progressivismus in der Geschichte Kolumbiens erzielt», sagte dessen Kopf Petro nach der Wahl.

Um die Bedeutung dieses Sieges zu verstehen, muss man sich die aktuelle Situation in Kolumbien vergegenwärtigen: Die Gewalt im Land nimmt immer mehr zu. Nirgends auf der Welt werden so viele Menschenrechtsaktivistinnen und -aktivisten getötet, der Staat ist in der Peripherie nicht präsent. Dazu kommt, dass in keinem anderen südamerikanischen Land während der Pandemie die Armut so stark zugenommen hat wie in Kolumbien.

Aufgeschreckte Mittelschicht wählt rechts

Die rechten Parteien regieren das Land seit Jahrzehnten, sie stellen für viele das Establishment dar, das Ungleichheit und Gewalt hervorgebracht hat. Petro und seine linke Allianz wollen ein Kolumbien ohne Korruption, Gewalt und Hunger. Dieser Wunsch nach Wandel verunsichert aber gleichzeitig viele – auch wegen der Nähe der Linken zu den ehemals gewalttätigen Rebellen.

Die Rechten bekommen weiterhin viele Stimmen, weil sich die aufstrebende Mittelschicht von ihnen eher eine wirtschaftliche Entwicklung und Freiheiten erhofft als von den Linken. Ungleichheit und Menschenrechte bewegen diesen Teil der Wählerschaft weniger. «Wir werden für Ordnung sorgen und vor allem die Sicherheit der Bürgerinnen und Bürger stärken», betont der Spitzenkandidat der Rechten, der ehemalige Bürgermeister von Medellín, Federico Gutiérrez.

Petro will jetzt Staatspräsident werden

Bei den Wahlen am Sonntag wurden auch die Präsidentschaftskandidatinnen und -kandidaten gewählt, die im Mai vom Volk bestimmt werden. Im Spitzenduell stehen sich der Linke Petro und der Rechte Gutiérrez gegenüber. In den Umfragen führt derzeit Petro deutlich. Er ist der erste linke Kandidat in der Geschichte des Landes, der eine reelle Chance hat, Staatspräsident zu werden.

Der 61-Jährige war Guerillakämpfer und Bürgermeister von Bogotá. Er verspricht, die Elite des Landes zu schwächen. Diese Elite, die Wirtschaft, die Medien und die rechten Politikerinnen und Politiker, werden nun aber alles versuchen, Petros Kandidatur niederzuschlagen. Bereits schüren sie Ängste: Mit dem linken Petro werde aus Kolumbien ein Venezuela – und genauso wie dieses untergehen.

Bombenanschläge während der Wahl

Wie angespannt die Lage ist, zeigten mehrere blutige Anschläge am Wahltag: Bei Bombenexplosionen kamen mindestens zwei Soldaten ums Leben, weitere wurden verletzt. Wer für die Angriffe verantwortlich ist, ist noch unklar. Bereits im Vorfeld der Wahlen hatten kriminelle Banden rund 20 Kandidatinnen und Kandidaten für den Kongress ermordet. Mehr als 160 Menschen wurden verletzt.

Bis jetzt hat die Politik auf diese Gewalt keine Antwort. Egal, wer im Mai die Präsidentschaft gewinnt: Kolumbien braucht einen Wandel. Für viele ist er überlebenswichtig.

Rendez-vous, 14.3.2022, 12:30 Uhr

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