Auf den Punkt bringt es die französische Zeitung «Sud-Ouest», also jene Zeitung, in deren Verbreitungsgebiet der diesjährige G7-Gipfelort Biarritz liegt. Es werde, so kommentiert sie, für Präsident Emmanuel Macron ähnlich schwierig, von Wladimir Putin irgendein Zugeständnis zu bekommen wie ihm ein Lächeln abzutrotzen. Weshalb klar sei: Eine Rückkehr Russlands in den Klub der Mächtigen, in die G7, gebe es auch nach der Debatte und dem Dîner heute nicht.
Tatsächlich ist eine solche Wiederaufnahme allenfalls ein langfristiges, ein sehr langfristiges Ziel. Manche sehen es sogar als Irrtum der Geschichte, dass Russland überhaupt jemals Mitglied der G7 war – die dadurch zu den G8 wurden.
Die Hoffnungen des Westens lösten sich auf
Doch nach dem Ende des Kalten Krieges ging der Westen wie selbstverständlich davon aus, Moskau wandle sich zur liberalen Demokratie, zum Rechtsstaat. So fand Moskau auch Aufnahme im Europarat und in der Partnerschaft für den Frieden der Militärallianz Nato. Die Hoffnungen zerstoben indes spätestens nach der russischen Annexion der ukrainischen Halbinsel Krim.
Seither bewegt sich der Kreml stetig weiter weg vom Westen, wendet sich politisch und militärisch China zu. Präsident Putin lehnt die liberale Demokratie gar ausdrücklich ab – also ausgerechnet das, was die G7-Staaten verbindet. Der aktuelle innenpolitische Druck auf die russische Regierung dürfte die anti-westliche aussenpolitische Haltung nicht aufweichen, vielmehr erst recht verhärten.
Macron versucht deshalb auf Fort Brégançon nicht mal ernsthaft, Putin Zugeständnisse abzutrotzen, um eine russische Wiederaufnahme in die G7 zu ermöglichen. Zumal völlig unrealistisch ist, dass Moskau die westliche Kernforderung erfüllt, die Rückgabe der Krim an die Ukraine.
Vielerorts wäre Moskaus Kooperation nötig
Doch der Westen merkt zugleich: Mit Russland ist es zwar schwierig – wie die Jahre der russischen G7-Mitgliedschaft bewiesen –, doch ganz ohne Russland geht's eben auch nicht: In der Ukraine, in Syrien, in Libyen, beim Iran-Konflikt – vielerorts bräuchte man Moskaus Kooperation.
Deshalb hat der Herr im Elysée durchaus Recht, den Herrn im Kreml einzuladen. Es spricht viel dafür, die Dialogkanäle zur russischen Führung wieder zu verbreitern und, wenigstens mittelfristig, wieder für etwas Vertrauen zu werben.
Russlands Haltung zu kennen und ein Stück weit auch zu berücksichtigen auf dem bevorstehenden G7-Gipfel in Biarritz, ist wichtig. Putin bekommt daher diesmal zumindest einen Sitz im Seitenwagen des G7-Trosses.
Weltpolitik heisst stets, sich gerade auch mit jenen auszutauschen, mit denen man sich nicht versteht, mit denen man im Streit liegt. Entschlossen und dialogbereit zugleich.