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Menschenrechte in China Olympia-Sponsoren stehen in der Kritik

China geht rigoros gegen Kritiker im eigenen Land vor. Doch die internationalen Sponsoren der Spiele sagen dazu nichts.

Coca-Cola, Visa, Airbnb oder auch die Schweizer Uhrenmarke Omega gehören zu den wichtigsten offiziellen Partnern des Internationalen Olympischen Komitees IOC. Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch will die Sponsoren in die Pflicht nehmen, wie die China-Direktorin der Organisation, Sophie Richardson, betont.

«Schliesslich sind es die Sponsoren, welche für die Spiele bezahlen», sagt Richardson. In der Tat sind neben den weltweit verkauften TV-Rechten die Sponsoren eine wichtige Einnahmequelle für das IOC. Geht es nach Human Rights Watch, sollen die Sponsoren deshalb ihren Einfluss nutzen und sich klar positionieren.

Bundesrat soll unter Vorbehalt an Olympische Spiele reisen

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Der Bundesrat hat sich grundsätzlich dafür ausgesprochen, ein Regierungsmitglied an die Olympischen Spiele und die Paralympics in China zu entsenden. Das teilte Bundesratssprecher André Simonazzi am Mittwochnachmittag an der Medienkonferenz des Bundesrates mit.

Aufgrund der Entwicklung der Pandemie werde die Regierung jedoch kurzfristig über die Delegation entscheiden, da die Präsenz des Bundesrats in der Schweiz entscheidend sein könnte. Simonazzi bemerkte deshalb abschliessend, dass es durchaus möglich sei, dass aufgrund der Pandemie-Situation schlussendlich niemand nach China gehen werde.

Sponsoren geben sich äusserst wortkarg

Wie schwierig das ist, zeigte sich bei einer Anhörung letzten Sommer; als Vertreter der grossen US-Sponsoren Fragen von US-Abgeordneten beantworten sollten. Thema waren die Unterdrückung der Menschenrechte und die Verantwortung der Sponsoren rund um die Olympischen Spiele in Peking.

Rund zwei Stunden lang löcherten die Politiker die Vertreter von Coca-Cola, Visa und Co. Doch die Firmen wollten trotz bohrender Nachfragen die Menschenrechtsverletzungen an den Uiguren in Xinjiang nicht kritisieren. Auch sonst drückten sie sich um klare Stellungnahmen. Sie gaben stattdessen allgemeine Bekenntnisse ab oder verwiesen auf das IOC.

Der Fall Peng Shuai

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Peng Shuai.
Legende: Reuters

Unter Druck kam das IOC Ende Jahr rund um den Fall der chinesischen Tennisspielerin Peng Shuai. Peng warf einem ehemaligen chinesischen Spitzenpolitiker Anfang November 2021 vor, sie zum Sex gezwungen zu haben. Die Nachricht wurde in China zensiert und Peng verschwand für einige Zeit von der Bildfläche. Während der Welttennisverband der Frauen (WTA) Chinas Regierung unmissverständlich kritisierte und sogar Turniere in China aussetzte , hielt sich das IOC zurück. Stattdessen hielt IOC-Chef Thomas Bach Videotelefonate mit Peng ab. Wie frei sie sich darin äussern konnte, ist unklar. Kritiker werfen Bach und dem IOC denn auch vor, damit die chinesische Propaganda zu unterstützen. Auch die Olympia-Sponsoren kritisierten die chinesische Regierung nicht öffentlich für ihren Umgang mit der ehemaligen Profisportlerin.

Das Verhalten der Konzerne ist nicht erstaunlich: Unternehmen, die Chinas Politik kritisieren, geraten schnell zwischen die Fronten, und drohen in China wirtschaftlich abgestraft zu werden.

H&M als abschreckendes Beispiel

Das bekam etwa das Modeunternehmen H&M zu spüren, nachdem es öffentlich erklärt hatte, keine Baumwolle mehr aus Xinjiang zu verwenden. Es folgte eine Boykottwelle, H&M-Filialen verschwanden von chinesischen Kartendiensten. Ein abschreckendes Beispiel.

Zum Thema nicht äussern will sich auch Omega, Top-Partner der Olympischen Spielen. Man wolle sich nicht in die Politik einmischen, hiess es von der Schweizer Uhrenfirma. Es ist dies ein Argument, das man in diesem Zusammenhang häufig hört: Man solle den Sport nicht politisieren. Auch die chinesische Regierung stellt sich auf diesen Standpunkt.

Sport und Olympia sind immer auch Politik

Doch der US-Politologe Jules Boykoff lässt dieses Argument nicht gelten. Boykoff hat sich in mehreren Büchern mit den Olympischen Spielen beschäftigt. Denn: «Die Olympischen Spiele waren schon immer politisch.» Wer das Gegenteil erzähle, profitiere sehr wahrscheinlich von den Spielen, sagt er.

In der Tat: Firmen wie Coca-Cola schmücken sich vor allem in westlichen Ländern öffentlichkeitswirksam gerne mit Themen wie Gleichberechtigung. Doch wenn es chinesische Opfer betrifft – oder das Thema in China politisch heikel ist–, lässt man lieber die Finger davon.

Zu wichtig ist der chinesische Markt, zu gross die Angst, hier wirtschaftliche Nachteile zu erleiden.

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