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Militäreinsatz in Mali «Die Russen sind in Mali durchaus willkommen»

Frankreich und Deutschland denken laut darüber nach, ihren Militäreinsatz in Mali womöglich bald zu beenden. Das scheint die Menschen in dem ostafrikanischen Land keineswegs zu verunsichern – sie trauen einer Zusammenarbeit mit Russland offenbar mehr Erfolg im Kampf gegen die Dschihadisten zu, wie SRF-Korrespondent Samuel Burri in Mali festgestellt hat.

Samuel Burri

Afrika-Korrespondent

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Samuel Burri berichtet seit 2017 für SRF über das Geschehen in Afrika. Er lebt in Nairobi, der Hauptstadt Kenias. Der studierte Historiker war vor seinem Engagement bei SRF als freier Journalist in Ghana und Westafrika tätig.

SRF News: Wie wird die Diskussion um einen möglichen Abzug der Europäer in Mali wahrgenommen?

Samuel Burri: Viele Menschen zeigen sich hocherfreut. So wurden an einer Demonstration in Bamako am letzten Freitag französische Flaggen verbrannt – und Holzfiguren, die Emmanuel Macron darstellten. Auch die Militärregierung Malis will die französischen Truppen nicht mehr im Land. Bereits wurde der französische Botschafter ausgewiesen, und der Premierminister unterstellte den europäischen Truppen, sie hätten bloss das Ziel, Mali zu spalten.

Warum sind die französischen Truppen derart unbeliebt?

Frankreich hatte 2013/14 mit der Operation «Serval» zunächst zwar Erfolge im Kampf gegen Dschihadisten im Norden Malis. Frankreichs damaliger Präsident François Hollande wurde in Timbuktu bejubelt. Doch seither hat sich die Sicherheitslage in Mali stetig verschlechtert.

Seit 2014 hat sich die Sicherheitslage stetig verschlechtert.
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Die europäischen Truppen wurden als passiv wahrgenommen – oder sie richteten sogar Schaden an. Vor einem Jahr bombardierten Franzosen unabsichtlich eine Hochzeitsgesellschaft. Hinzu kommt die Rhetorik aus Paris gegenüber Mali. So sagte Frankreichs Aussenminister Jean-Yves Le Drian, die Militärregierung sei «ausser Kontrolle».

Paris misst mit ungleichen Ellen

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Demonstration gegen Frankreich.
Legende: Anti-Frankreich-Proteste letzte Woche in Malis Hauptstadt Bamako. Reuters

Frankreichs Politik in Afrika ist nicht immer kohärent: In der Elfenbeinküste nimmt Paris die wohl nicht verfassungskonforme dritte Amtszeit des Präsidenten in Kauf. In Tschad wird die Machtübernahme des Sohnes des verstorbenen Präsidenten offensichtlich hingenommen. Doch in Mali – so empfinden das zumindest die Menschen dort – drängt Paris auf rasche Wahlen. Entsprechend unbeliebt sind Frankreichs Politiker derzeit in Mali.

In Mali sei zunehmend die russische Söldnertruppe Wagner im Auftrag der Putsch-Regierung aktiv, meldet das US-Militär. Wie steht man in Mali dazu?

Die Russen scheinen durchaus willkommen zu sein – an der erwähnten Demonstration gegen Frankreich wurden russische Fahnen geschwenkt. Auch ist die Zusammenarbeit Malis mit Moskau nicht neu: Seit längerem sind Ausbilder für Helikopter-Piloten im Land. Gegenüber der privaten Söldnertruppe Wagner herrscht dagegen eher etwas Skepsis vor.

Demonstrierende Menschen.
Legende: An der Demonstration in Bamako vom letzten Freitag wurde der Abzug der Franzosen gefordert – und es wurden russische Flaggen geschwenkt. Ein Zeichen, dass die Russen in Mali durchaus willkommen zu sein scheinen. Keystone

Werden den Russen, was die Sicherheit im Land angeht, mehr Erfolge zugetraut als den Europäern?

Absolut. Es heisst, die Russen würden Seite an Seite mit den malischen Soldaten gegen die Dschihadisten kämpfen. Auch habe sich die Sicherheitslage im letzten Monat stärker verbessert als in den letzten acht Jahren mit den französischen Truppen. Das ist schwer überprüfbar.

Lange Putsch-«Tradition»

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«Oft wird ein Putsch möglich, weil es in einem Land bereits eine längere Vorgeschichte mit Militärcoups gibt und das Militär die stärkste Institution im Land ist», sagt Afrika-Korrespondent Burri. So sei es gerade Mali in den letzten Jahrzehnten immer wieder zu Militärputschs gekommen. Etwa jeder dritte Präsident in der Geschichte Malis seit der Unabhängigkeit von Frankreich 1960 war ein Militär.

In Mali ist in den letzten zwei Jahren gleich zweimal geputscht worden. Hat das die Sicherheitslage verbessert?

In den letzten anderthalb Jahren hat sich die Lage auf jeden Fall nicht verschlechtert. Die Frage ist aber auch, wie sich die Militärregierung in den Bereichen Wirtschaft oder Bildung schlagen wird. Von der Bevölkerung erhält die Regierung grossen Support. Denn für die Menschen in Mali hat die möglichst rasche Abhaltung von Wahlen derzeit keine Priorität.

In Afrika häufen sich in letzter Zeit Sicherheitsprobleme und Putsche. Ist Mali hier symptomatisch für ganz Afrika?

Zumindest für die Sahel-Region. Betroffen sind Länder mit schwachen Regierungen, die die Kontrolle über ihr Territorium verloren haben. Meist gab es auch Proteste der Bevölkerung, was schliesslich in einem Putsch gipfelte – wie etwa in Burkina Faso oder Guinea.

Es gibt auch in Westafrika einigermassen stabile, demokratische Regierungen.
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Doch es gibt auch in Westafrika einigermassen stabile, demokratische Regierungen. Deshalb gehe ich eigentlich nicht davon aus, dass es in den nächsten Monaten in der Region zu weiteren Militärcoups kommen wird.

Das Gespräch führte Raphael Günther.

Sanktionen der Nachbarländer

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Die Westafrikanische Wirtschaftsgemeinschaft Ecowas hat nach dem Putsch Sanktionen gegen Mali erlassen. Derzeit kommen keine Güter mehr aus diesen Ländern nach Mali, Bankgeschäfte mit den Nachbarländern sind nicht mehr möglich. «Diese Sanktionen könnten den malischen Staat stark treffen», sagt Korrespondent Burri. So habe die Regierung bereits eine fällige Schuldenrückzahlung nicht leisten können. Und: «Ein massives Problem hätte die Regierung, falls sie die Löhne der Staatsangestellten nicht mehr bezahlen könnte.» Doch im Moment stünden die Sanktionen für die Menschen in Mali noch nicht allzu stark im Vordergrund.

SRF 4 News aktuell, 09.02.2022, 07:50 Uhr ; 

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