Heftige Kämpfe liefern sich Soldaten, nachdem ein feindlicher Schützenpanzer Schnöggersburg angegriffen hat. Es knallt, raucht, am Horizont lodert ein Feuer. Dank Lasersimulation, Kameras und Erklärungen über Lautsprecher lässt sich die Gefechtsshow von der Zuschauertribüne aus verfolgen.
Normalerweise üben hier deutsche und internationale Truppen. «Das Schwierigste sind Kommunikation, Orientierung und Absprachen im Gefecht», sagt Instruktor Hauptmann Raik Padzan. Übungen mit internationalen Truppen seien wichtig.
Jedes Land hat herausragende Spezialitäten. Bei Deutschland sind es die Kampfpanzer und die Flexibilität der Ausbildung.
Alleine werde es kein Land hinbekommen, sich zu wehren, das sehe man an der Ukraine. «Jedes Land hat herausragende Spezialitäten, bei Deutschland sind es die Kampfpanzer und die Flexibilität der Ausbildung. Wir können sehr schnell reagieren und uns anpassen.»
«Platzhirsch war der Russe»
«Die Kameradschaft war bombig», erinnert sich ein älterer Besucher. Er übte hier schon zu DDR-Zeiten in der Volksarmee. «Aber nicht mit den Russen. Es heisst ja immer, wir seien Waffenbrüder gewesen. Aber wir hatten ein Verbot, uns gegenseitig zu treffen. Jeder hat sein eigenes Ding gemacht, aber der Platzhirsch war der Russe.»
Während die Armee auf dem Gelände den künftigen Krieg übt, steckt der Vergangene noch im Boden. René Römmer holt Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg aus der Erde. An der Elbe ist der Krieg zwar längst zu Ende gegangen. Aber: «Hier waren viele russische Standorte. Die haben alles liegengelassen. Da haben wir noch schwer zu tun.»
Wiederaufbau einer massiv geschrumpften Armee
Als Hauptmann Raik Padzan zur Bundeswehr ging, zählte sie noch über 500'000 Mann. Heute sind es rund 185'000. Keiner hätte vor 25 Jahren gedacht, einmal das eigene Land verteidigen zu müssen. Seit Russland 2022 die Ukraine angriff, hat sich alles verändert.
Wir merken die Aufbruchstimmung in den Streitkräften und den Rückhalt in der Gesellschaft.
Verteidigungsminister Boris Pistorius will Deutschland bis 2029 kriegstauglich machen. Das soll mit Sondervermögen und höheren Verteidigungsausgaben sichergestellt werden. «Es ist schon viel Geld investiert worden. Sie sehen bei mir die neuste Ausrüstung», sagt Oberst Heiko Diehl.
«Wir merken die Aufbruchstimmung in den Streitkräften und den Rückhalt in der Gesellschaft.»
Die Bundeswehr wirbt um Freiwillige
Die Bundeswehr wirbt intensiv im ganzen Land, auch hier in Sachsen-Anhalt. Schulklassen aus der ganzen Region waren deshalb an einen Bewerbertag eingeladen. «Wir waren hier über 1000 Schüler gestern. Das war toll. Ich kann mir gut vorstellen, zur Bundeswehr zu gehen. Am liebsten als Sanitäter», sagt der 15-jährige Markus.
Mutter Andrea ist wenig begeistert von seinen Plänen in diesen gefährlichen Zeiten. «Aber was will man machen», sagt sie. Doch die Bundeswehr braucht nicht nur Geld, sie braucht vor allem auch viele zusätzliche Soldaten. Sie setzt auf junge Männer wie Kevin.
Anders als seine Kollegen plant der 18-Jährige zur Armee zu gehen, um sein Land zu unterstützen – aller Kriegsgefahr zum Trotz. «Man muss ja Leute in der Bundeswehr haben, weil: Wenn da keiner ist, ist ja auch doof.»