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Militärisches Übungsgelände Häuserkampf in Schnöggersburg: Kriegstraining in der Geisterstadt

Schnöggersburg hat eine Altstadt, eine Uni, ein Elendsviertel, eine U-Bahn und eine Kanalisation. Die Stadt wurde gebaut, um den Häuserkampf zu proben. Auf 232 Quadratkilometern ist nördlich von Magdeburg Europas grösstes Übungsgelände entstanden. Ein Besuchstag gab seltenen Einblick.

Heftige Kämpfe liefern sich Soldaten, nachdem ein feindlicher Schützenpanzer Schnöggersburg angegriffen hat. Es knallt, raucht, am Horizont lodert ein Feuer. Dank Lasersimulation, Kameras und Erklärungen über Lautsprecher lässt sich die Gefechtsshow von der Zuschauertribüne aus verfolgen.

Die Sache mit der Wehrpflicht in Deutschland

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Ab 2026 müssen in Deutschland alle Männer ab dem Geburtsjahr 2008 zur Musterung. Sie müssen einen Fragebogen ausfüllen und Auskunft geben über Eignung und Motivation. Junge Frauen dürfen sich auch melden, müssen aber nicht. Ziel ist es, dass die Bundeswehr bis 2035 bis zu 270'000 Soldatinnen und Soldaten zählt – aktuell sind es bloss rund 185'000.

Die Hoffnung ist, dass sich diese erhöhte Zahl mit Freiwilligen erreichen lässt. Alle sechs Monate wird die Zahl der Freiwilligen überprüft. Sollten sich zu wenige melden, dann könnte eine Pflicht zum Wehrdienst eingeführt werden, die sogenannte Bedarfswehrpflicht. Dazu braucht es aber erst noch einen Beschluss des Bundestags. Offen ist, ob dann das Los entscheidet, wer zum Wehrdienst muss. Den Wehrdienst aus Gewissensgründen zu verweigern, bleibt aber immer möglich.

Um mehr Freiwillige als bisher zu finden, zahlt die Armee künftig monatlich 2600 Euro brutto.

Die Bundeswehr wurde in den letzten Jahren massiv verkleinert. 2011 wurde die Wehrpflicht ausgesetzt. Seit Russland die Ukraine 2022 völkerrechtswidrig angegriffen hat, will Deutschland seine Armee wieder funktionstüchtig machen, «kriegstüchtig» nannte es Verteidigungsminister Boris Pistorius.

Normalerweise üben hier deutsche und internationale Truppen. «Das Schwierigste sind Kommunikation, Orientierung und Absprachen im Gefecht», sagt Instruktor Hauptmann Raik Padzan. Übungen mit internationalen Truppen seien wichtig.

Jedes Land hat herausragende Spezialitäten. Bei Deutschland sind es die Kampfpanzer und die Flexibilität der Ausbildung.
Autor: Raik Padzan Hauptmann und Instruktor der Bundeswehr

Alleine werde es kein Land hinbekommen, sich zu wehren, das sehe man an der Ukraine. «Jedes Land hat herausragende Spezialitäten, bei Deutschland sind es die Kampfpanzer und die Flexibilität der Ausbildung. Wir können sehr schnell reagieren und uns anpassen.»

«Platzhirsch war der Russe»

«Die Kameradschaft war bombig», erinnert sich ein älterer Besucher. Er übte hier schon zu DDR-Zeiten in der Volksarmee. «Aber nicht mit den Russen. Es heisst ja immer, wir seien Waffenbrüder gewesen. Aber wir hatten ein Verbot, uns gegenseitig zu treffen. Jeder hat sein eigenes Ding gemacht, aber der Platzhirsch war der Russe.»

Ein Mann steht neben Raketen- und Bombenteilen, die am Boden liegen
Legende: René Römmer holt immer noch Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg aus der Erde. SRF/Simone Fatzer

Während die Armee auf dem Gelände den künftigen Krieg übt, steckt der Vergangene noch im Boden. René Römmer holt Bomben aus dem Zweiten Weltkrieg aus der Erde. An der Elbe ist der Krieg zwar längst zu Ende gegangen. Aber: «Hier waren viele russische Standorte. Die haben alles liegengelassen. Da haben wir noch schwer zu tun.»

Wiederaufbau einer massiv geschrumpften Armee

Als Hauptmann Raik Padzan zur Bundeswehr ging, zählte sie noch über 500'000 Mann. Heute sind es rund 185'000. Keiner hätte vor 25 Jahren gedacht, einmal das eigene Land verteidigen zu müssen. Seit Russland 2022 die Ukraine angriff, hat sich alles verändert.

Wir merken die Aufbruchstimmung in den Streitkräften und den Rückhalt in der Gesellschaft.
Autor: Heiko Diehl Oberst der Bundeswehr

Verteidigungsminister Boris Pistorius will Deutschland bis 2029 kriegstauglich machen. Das soll mit Sondervermögen und höheren Verteidigungsausgaben sichergestellt werden. «Es ist schon viel Geld investiert worden. Sie sehen bei mir die neuste Ausrüstung», sagt Oberst Heiko Diehl.

Ein Mann in einem Tarnanzug steht vor einem Fahrzeugt, das auch getarnt ist.
Legende: Heiko Diehl, der Oberst der Bundeswehr, in Uniform. SRF/Simone Fatzer

«Wir merken die Aufbruchstimmung in den Streitkräften und den Rückhalt in der Gesellschaft.»

Die Bundeswehr wirbt um Freiwillige

Die Bundeswehr wirbt intensiv im ganzen Land, auch hier in Sachsen-Anhalt. Schulklassen aus der ganzen Region waren deshalb an einen Bewerbertag eingeladen. «Wir waren hier über 1000 Schüler gestern. Das war toll. Ich kann mir gut vorstellen, zur Bundeswehr zu gehen. Am liebsten als Sanitäter», sagt der 15-jährige Markus.

Von links nach rechts: Ein junger Mann, ein Mädchen und die Mutter der beiden sind auf dem Gelände der Bundeswehr
Legende: Zu Besuch auf dem Übungsgelände Schnöggerdorf. Markus möchte zur Bundeswehr, am liebsten als Sanitäter. SRF/Simone Fatzer

Mutter Andrea ist wenig begeistert von seinen Plänen in diesen gefährlichen Zeiten. «Aber was will man machen», sagt sie. Doch die Bundeswehr braucht nicht nur Geld, sie braucht vor allem auch viele zusätzliche Soldaten. Sie setzt auf junge Männer wie Kevin.  

Ein junger Mann mit Schirmmütze und grauem Anorak lacht in die Kamera
Legende: Die Bundeswehr braucht auch zusätzliche Soldaten: Kevin (18 Jahre alt) plant, freiwillig zur Bundeswehr zu gehen. SRF/Simone Fatzer

Anders als seine Kollegen plant der 18-Jährige zur Armee zu gehen, um sein Land zu unterstützen – aller Kriegsgefahr zum Trotz. «Man muss ja Leute in der Bundeswehr haben, weil: Wenn da keiner ist, ist ja auch doof.»

Rendez-vous, 17.12.2025, 12:30 Uhr; noes

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