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Der Westen zieht sich aus Mali zurück – dafür kommen die Russen
Aus SRF 4 News aktuell vom 25.11.2022. Bild: Keystone/EPA/JTR
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Minusma-UNO-Mission in Mali Hat die UNO in Mali versagt?

Nun will auch Deutschland seine Truppen aus Mali abziehen. Das macht die Situation dort nicht einfacher.

In Mali läuft seit 2013 eine Stabilisierungsmission der UNO. Sie heisst Minusma und gilt als eine der gefährlichsten Missionen überhaupt. Mit rund 13'000 Blauhelmsoldatinnen und -soldaten und knapp 2000 Polizistinnen und Polizisten sollte die Lage im Land zu stabilisiert werden. Dies sollte dadurch erreicht werden, dass die militanten islamischen Gruppen zurückgedrängt werden.

Azawad und die Islamisten

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Der aktuelle Konflikt in Mali schwelt seit 2012. Damals erklärten sich die nomadischen Tuareg in Gebieten im Norden des Landes für unabhängig. Sie riefen den Staat Azawad aus. Die Soldaten der malischen Regierung zogen sich weitgehend aus dem Gebiet zurück. Doch die Tuareg verloren nach und nach die Kontrolle über die abgespaltenen Gebiete an islamistische Milizen.

Es gelang den Islamisten, den gesamten Norden zu erobern. Als sie auch den Süden von Mali erobern wollten, griffen die französischen Streitkräfte an der Seite der malischen Zentralregierung in Bamako ein. Sie konnten mit Billigung der UNO den Vormarsch der Islamisten stoppen (Operation Serval). Ein weiterer von Frankreich geführter Militäreinsatz (Operation Barkhane) zur Bekämpfung des transnationalen Islamismus in der Sahelzone begann 2014 und endete 2020. Die UNO-Mission Minusma hatte ab 2013 zum Ziel, die Lage in Mali zu stabilisieren.

Doch nun will Deutschland spätestens 2024 seine letzten Truppen im Rahmen der UNO-Mission aus dem westafrikanischen Mali zurückgezogen haben. Frankreich hat seine Armee bereits zurückgezogen und Grossbritannien hat den Rückzug angekündigt, auch Ägypten will diesen Einsatz suspendieren.

Wer sind die Tuareg?

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Legende: Die Tuareg sind ursprünglich Nomaden. Keystone/AP Photo/Jerome Delay

Die Tuareg sind ein Nomadenvolk, das seit Jahrhunderten in der Zentralsahara lebt. Sie haben eine traditionelle Kultur, eine eigene Sprache und Schrift. Jahrhunderte lang lebten sie in den Gebieten der heutigen Staaten Mali, Algerien, Niger, Libyen und Burkina Faso.

Es stelle sich die Frage, wie es nun in Mali weitergehen soll, sagt die freie Journalistin Naveena Kottor, die in Kenia lebt. «Deutschland hat beispielsweise das Militärspital betrieben. Dort wurden verletzte UNO-Soldaten gepflegt.» Es seien dort in den letzten neun Jahren 300 Menschen ums Leben gekommen.

Gefährliche UNO-Mission

Dass nun auch Deutschland seine Truppen zurückzieht, ist für die UNO besorgniserregend, wie Kottor sagt: «Die UNO befürchtet einen Dominoeffekt. Entweder ziehen die andern Länder ihre Truppen auch zurück oder sie sind nicht mehr bereit, zusätzliche Truppen zu schicken.» Allerdings habe das Land durch die Mission nicht wirklich an Stabilität gewonnen, sagt die Journalistin. Es gab mehrere Militärputsche und das Land hat zurzeit eine Militärregierung in Bamako. Diese sei zurzeit nicht stabil und stark genug, sich gegen die islamistischen und anderen Gruppen zu stellen, sagt die Journalistin.

Wie der UNO-Sicherheitsrat in Bezug auf Mali entscheidet, ist offen. Er könnte die Mission entweder über 2023 hinaus verlängern oder ihr einen neuen Fokus geben. Doch die Bilanz der Minusma-Mission sei ernüchternd, sagt die Journalistin. Was passiert wäre, hätte es die Mission nicht gegeben, wisse niemand. «Aber Menschenrechtsorganisationen weisen darauf hin, dass es noch nie ein Jahr gab, seitdem es die Minusma gibt, in dem so viele Zivilisten getötet worden sind wie heuer», so Kottor.

Russland baut Einfluss aus

In Mali präsent ist auch Russland. Russland versuche überall dort, wo der Westen nicht mehr präsent ist, seinen Einfluss auszubauen, so die Journalistin. Das Verhältnis der Militärregierung von Mali mit den westlichen Regierungen sei eher angespannt, und das habe Russland in den letzten Jahren gezielt ausgenutzt, sagt die Journalistin, vor allem seitdem in Bamako eine Militärregierung hat. «Man hat das Land immer wieder darauf gedrängt, Wahlen durchzuführen und eine zivile Regierung einzusetzen. Das ist bisher nicht passiert.»

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Aus dem Archiv: Frankreich zieht die letzten Truppen aus Mali ab
Aus Tagesschau vom 16.08.2022.
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Mali habe Militärausrüstung aus Russland und Russland habe auch tausend Söldner der Wagner-Gruppe in Mali. Russland präsentiere sich als einfacher Partner, der Mali keine Vorhaltungen darüber macht, dass demokratische Prozesse durchzuführen sind. «Auch deshalb ist der Abzug westlicher Truppen stark diskutiert worden; man wollte die russische Aussenpolitik mit nicht stärken.»

Eine rein militärische Lösung für Mali schliesst die Journalistin aus. «Es muss Gespräche mit den islamistischen Gruppen und der Regierung geben, damit es zu einem ausgehandelten Kompromiss kommen kann», sagt Naeeva Kotter.

SRF 4 News, 25.11.2022, 07:45 Uhr;

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