Ursprünglich wollten die Briten, dass europäische Länder mit ihren Kriegsschiffen in der Strasse von Hormus und im Persischen Golf zivile Schiffe schützen. Der Plan war ausdrücklich als Schutzmission definiert und in klarer Abgrenzung zur US-Politik des maximalen Drucks auf den Iran ausgelegt. Das war, als in London noch Premierministerin Theresa May regierte.
Neue Politik mit Premier Johnson
Mays Nachfolger Boris Johnson hat aber andere Vorstellungen: Er wollte zunächst eine britische Schutzmission mit starker Unterstützung der USA. Aufgrund der Kräfteverhältnisse erwies sich dies alsbald als völlig realitätsfern. Zumal die Briten nicht imstande sind, mehr als zwei Fregatten für die Mission zu stellen.
Deshalb schliessen sie sich nun eher kleinlaut als Juniorpartner einer US-geführten Mission an. Die Idee einer europäischen Operation – ohne die USA – dürfte damit gestorben sein, da mit Grossbritannien der neben Frankreich potenteste Partner ausfällt.
Mehr als blosse Schutzmission?
Die US-Mission, an der London nun teilnimmt, steht hingegen von Anfang an unter dem Verdacht, dass es um mehr geht, als bloss um den Schutz ziviler Schiffe – nämlich um den Aufbau einer militärischen Anti-Iran-Allianz. Da mag die Regierung in London noch so beteuern, man wolle am Atomabkommen mit dem Iran festhalten.
Auf jeden Fall wird man in Teheran die amerikanisch-britische Operation als feindseligen Akt werten. Und genau deswegen dürften die meisten europäischen Länder zögern, Kriegsschiffe unter Washingtons Kommando zu stellen. Manche von ihnen lehnen dieses Ansinnen ohnehin von vornherein rundweg ab.
Zweifelhaft ist, ob mit dem Hin und Her dem eigentlichen Ziel – Handelsschiffe vor iranischen Übergriffen zu schützen, ohne gleichzeitig die Kriegsgefahr zu erhöhen – gedient ist.