Wir müssen uns auf mehr Wetterextreme einstellen. Das zeigt der jüngste UNO-Klimabericht. Und das Ziel, die globale Erwärmung auf 1.5 Grad zu begrenzen, lässt sich kaum mehr erreichen. Die Welt muss sich dem Klimawandel anpassen, um künftige Schäden so weit wie möglich zu verhindern. Doch welche Möglichkeiten und Investitionen gibt es? Margreth Keiler vom geographischen Institut in Innsbruck gibt Auskunft.
SRF News: Welche Investitionen sind nötig, um bestimmte Auswirkungen von Extrem-Wetterereignissen zu verhindern?
Margreth Keiler: Einerseits wäre eine verbesserte Warnung wichtig, wie man in Deutschland gesehen hat. Aber diese funktioniert nur, wenn die Personen wissen, wie sie zu handeln haben. Das heisst, es braucht für die ganze Bevölkerung ein grösseres Bewusstsein dafür, was möglich ist. Und dann, weil wir nicht alle Ereignisse und Auswirkungen verhindern können, ist mit Versicherungen für einen Risikotransfer zu sorgen. Damit kann zum Beispiel der monetäre Schaden abgegolten und Infrastruktur errichtet werden.
Reiche Industrieländer werden sich das leisten können. Wie sehen aber die Möglichkeiten in einem armen Land aus, um sich vor dem steigenden Meeresspiegel zu schützen?
Wichtig sind auch hier das Bewusstsein und die Prävention. Zu wissen, wo die Risiken sind und wo sie auftreten können. Eine Schwierigkeit ist die Vulnerabilität von Gebäuden und Infrastruktur. Ein Beispiel aus Nigeria zeigt, dass es schwieriger ist, sich hier vor Fluten vom Meer oder Fluss zu schützen, weil es Lehmbauten sind. Wenn also Möglichkeiten bestehen, sollte man neue Räume für den wirtschaftlichen Bereich nutzen. Es fehlen jedoch die finanziellen Mittel für technische Massnahmen. Und langfristig werden auch nicht alle technischen Massnahmen alles verhindern können.
Um den armen Ländern bei den Folgen des Klimawandels beizustehen, gibt es Geldtöpfe. Es gibt beispielsweise den Green Climate Fund, den die reichen Länder jedes Jahr mit 100 Milliarden Dollar äufnen sollen. Reicht das?
100 Milliarden sind nicht sehr viel. Eine Frage ist, wie man sie investiert. Ein Beispiel wäre, ökologische Massnahmen zu setzen. Man kann sehr viel mit der Natur machen, was kostengünstiger ist als technische Massnahmen oder Dämme.
Es kommt darauf an, wo und wie wir diese Mittel nutzen, um Risiken zu reduzieren.
Einerseits verändert sich das Klima, aber auch die Bevölkerung ist vulnerabler als zum Beispiel in Europa, wo wir mehr Mittel haben, um die Auswirkungen zu reduzieren oder um sich zu erholen. In vielen dieser armen Länder geht es um die Lebensgrundlage, und dann scheint es eigentlich zu wenig Geld zu sein. Grundsätzlich werden wir mehr brauchen, aber es kommt darauf an, wo und wie wir diese Mittel nutzen, um Risiken zu reduzieren.
Beim Green Climate Fund ist die Absicht, dass die eine Hälfte des Geldes in Anpassungen wie etwa den Küstenschutz investiert wird und die andere in die Reduktion des CO2-Ausstosses. Muss der Verteilschlüssel jetzt angepasst werden?
Erstes Ziel ist auf jeden Fall, die Emissionen zu reduzieren. Und wir brauchen auch Geld für Anpassungsstrategien. Anpassungsstrategien, die flexibel sind und die unterschiedliche Massnahmen mit reinnehmen. Ich würde sagen, wir brauchen beides. Was der richtige Schlüssel ist, muss lokal entschieden werden.
Das Gespräch führte Thomas Müller.