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Nach Militärputsch in Sudan Mindestens fünf Tote bei Massenprotesten

  • In Sudan gehen Sicherheitskräfte gegen Proteste gegen die Militärregierung vor. In Khartum setzten sie nach Augenzeugenberichten Tränengas ein, um die Menge aufzulösen, wie Agenturen berichten.
  • Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben.
  • Zwei zentrale Brücken zwischen den Zwillingsstädten Khartum und Omdurman wurden demnach mit Stacheldraht blockiert und die Bereiche um den Präsidentenpalast und den Flughafen gesperrt.
  • Im nordostafrikanischen Sudan sind seit dem Putsch am 25. Oktober bei Demonstrationen mindestens 15 Menschen getötet worden – 300 weitere wurden verletzt.

Laut Ärzten und Augenzeugen setzten Sicherheitskräfte neben Tränengas auch scharfe Munition ein. Mindestens fünf Menschen kamen ums Leben. Laut sudanesischer Ärztevereinigung wurden vier Menschen durch Schüsse und eine Person durch Tränengas getötet. Mehrere weitere Demonstranten wurden ebenfalls durch Schüsse verletzt.

Demonstranten in Khartum
Legende: Gegen die Demonstranten wurde gemäss Augenzeugen neben Tränengas auch scharfe Munition eingesetzt. Keystone

Die sudanesische Polizei hingegen bestritt, scharfe Munition gegen die Demonstranten eingesetzt zu haben. Die Demonstranten hätten mehrere Polizeistationen und Fahrzeuge in Khartum angegriffen und Polizisten verletzt.

Nach Augenzeugenberichten gab es auch Proteste in anderen Städten des Landes. In Khartum verfolgten Sicherheitskräfte an verschiedenen Stellen der Stadt Demonstranten und versuchten sie vom Marsch ins Stadtzentrum abzuhalten. «Die Leute sind überrascht, dass die das Tränengas so früh einsetzen», sagte ein Kundgebungsteilnehmer der Nachrichtenagentur Reuters. Die Demonstrierenden haben sich den Berichten zufolge in die Nachbarschaft zurückgezogen, Strassenbarrikaden errichtet und versuchen, zurück zur Hauptverkehrsstrasse zu gelangen.

Demonstranten in Khartum
Legende: In Khartum gingen ebenfalls Zehntausende Menschen auf die Strasse. Keystone

Armeechef setzte sich an Spitze des Übergangrates

Das Militär hatte Ende Oktober die Regierung aufgelöst und einen landesweiten Ausnahmezustand ausgerufen. Armeechef Abdel Fattah al-Burhan hatte sich am Donnerstag an die Spitze eines Übergangsrates gesetzt. Das Gremium ist mit 14 Personen besetzt, darunter auch Zivilisten. Vertreter der sogenannten Kräfte für Freiheit und Wechsel (FFC), die seit 2019 zusammen mit dem Militär das afrikanische Land regiert hatten, sind nicht darunter. Die Opposition hatte zu Massenkundgebungen an diesem Samstag aufgerufen.

Seit dem Putsch sind das Internet und viele Telefonleitungen im Land grösstenteils blockiert. Immer wieder kommt es in der Hauptstadt und anderen Teilen des Landes zu Massenprotesten gegen die Militärmachthaber. Dabei sollen laut Einschätzung der Vereinten Nationen mehrere Male Sicherheitskräfte mit scharfer Munition auf Demonstranten geschossen, und Oppositionelle und Journalisten festgenommen haben. Deutschland, die USA, die EU und die Vereinten Nationen drängen auf eine Wiedereinsetzung der zivilen Regierung.

SRF4 News, 13.11.2021, 14:00 Uhr ; 

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