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Russischer Kremlkritiker Nawalny: «Ich bin Euer neues Väterchen Frost»

  • Ein Brief des seit mehr als zwei Wochen verschollenen russischen Kremlgegners Alexej Nawalny ist auf der Plattform X aufgetaucht.
  • Nawalny äussert sich darin eher scherzhaft zu den neuen Haftbedingungen und schreibt: «Ich bin Euer neues Väterchen Frost.» Väterchen Frost ist der russische Samichlaus.
  • Der Kremlkritiker sei in das Straflager IK-3 in Charp im Norden Russlands im autonomen Kreis der Jamal-Nenzen verlegt worden, teilte Nawalnys Sprecherin Kira Jarmysch bereits am Montag auf X mit.

Nawalny hat sich nach seiner Ankunft im berüchtigten Straflager «Polarwolf» im hohen Norden Russlands erleichtert gezeigt. «20 Tage auf Etappe waren ziemlich anstrengend, aber meine Stimmung ist trotzdem ausgezeichnet», teilte der 47-Jährige in einem am Dienstag in sozialen Netzwerken veröffentlichten Brief mit.

«Auf Etappe» bezeichnet in Russland den Transport von Gefangenen in ein Straflager. Nawalnys Team hatte am Montag darüber informiert, dass der Gegner von Kremlchef Wladimir Putin nach langer Suche von einem Anwalt im Lager IK-3 in Charp am Polarkreis gefunden worden sei.

«Ich habe nicht damit gerechnet, dass mich hier jemand vor Mitte Januar findet», teilte Nawalny mit. Er bedankte sich bei seinem Team aus Juristen und Unterstützern, die ihn seit Wochen in verschiedenen Untersuchungsgefängnissen und Straflagern gesucht hatten. «Mir geht es gut», schrieb er. «Ich bin heilfroh, dass ich endlich angekommen bin.»

Es sei von Anfang an klar gewesen, dass Moskaus Machtapparat den Gegner von Kremlchef Wladimir Putin vor der Präsidentenwahl am 17. März isolieren wolle. «Sein Aufenthaltsort wurde geheim gehalten», kritisierte Iwan Schdanow, ein Mitglied seines Teams, das die Suchaktion gestartet hatte.

USA und Frankreich sind besorgt über Nawalnys Haftbedingngen

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Die US-Regierung schreibt: Es sei zwar zu begrüssen, dass es nach fast drei Wochen Ungewissheit Informationen über den Aufenthaltsort Nawalnys gebe. Man sei aber weiterhin zutiefst besorgt über dessen Verfassung.

Die französische Regierung spricht von einer «inakzeptablen Entwicklung» und von offensichtlichen Menschenrechtsverletzungen. Beide fordern, dass Nawalny sofort freigelassen werde.

Im August war Alexej Nawalny zu weiteren 19 Jahren Haft verurteilt worden, zusätzlich zu den elfeinhalb Jahren, die er bereits absitzt. Unter anderem wurde er wegen Extremismus verurteilt. Der Oppositionspolitiker führt immer wieder Klagen gegen den Strafvollzug wegen Verletzung seiner Rechte. Nawalny nutzte die Gerichtsauftritte zur Kritik an Putins autoritärem System. Zuletzt war er zu den Verhandlungen nicht mehr zugeschaltet worden.

Nawalny ist gesundheitlich angeschlagen

Seit Anfang Dezember war der Aufenthalt des wohl schärfsten Gegners des russischen Präsidenten unbekannt gewesen. Die Sorge um den 47-Jährigen war auch deshalb gross, weil er gesundheitlich angeschlagen ist. Mitarbeiter des Strafvollzugs hatten bei Gerichtsprozessen nur mitgeteilt, dass Nawalny nicht mehr im Straflager IK-6 rund 260 Kilometer östlich von Moskau im Gebiet Wladimir sei.

Alexej Nawalny
Legende: Aktuelle Bilder aus dem Straflager Polarwolf oder von Alexej Nawanly gibt es keine. Dieses Bild wurde im September 2023 bei einer Anhörung vor Gericht aufgenommen. Keystone/Archiv/EPA/Maxim Shipenkov

Die Kremlgegner um Nawalny hatten Anfang Dezember auch die Kampagne «Russland ohne Putin» begonnen, mit der sie Wählerinnen und Wähler vor der Präsidentenwahl dazu aufrufen, durch die Stimmabgabe für andere Kandidierende ihren Protest zu äussern. Putin tritt zum fünften Mal bei der Abstimmung an, mögliche Mitbewerberinnen und Mitbewerber gelten als chancenlos.

Nawalny, der im Jahr 2020 auch einen Mordanschlag mit dem Nervengift Nowitschok überlebt hatte, ist seit fast drei Jahren in Haft. Er wurde international als politischer Gefangener anerkannt.

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SRF News, 19.12.2023, 10 Uhr ; 

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