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Nationaler Solidaritätstag «Nun geht es im Gazastreifen darum, auf Dringendstes zu schauen»

Im Gazastreifen herrscht eine heikle Atempause. Die Waffen schweigen vorerst. Wie und ob die nächsten Schritte des US-Friedensplans umgesetzt werden können, ist aber noch offen. Klar ist nur: Die humanitäre Not bleibt massiv.

Heute ruft die Glückskette zum nationalen Sammeltag auf. Zusammen mit Schweizer Partnerorganisationen soll die Hilfe in Gaza verstärkt werden. Fabian Emmenegger erklärt, weshalb genau jetzt Solidarität wichtig ist.

Fabian Emmenegger

Kommunikationsverantwortlicher der Glückskette

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Fabian Emmenegger ist Mediensprecher der Schweizerischen Stiftung Glückskette. In Partnerschaft mit der SRG und verschiedenen privaten Medien führt die Glückskette Spendenaufrufe durch und finanziert damit Projekte im In- und Ausland für Katastrophenopfer und notleidende Menschen.

SRF: Weshalb jetzt ein Solidaritätstag, wo die Waffenruhe noch wacklig ist?

Fabian Emmenegger: Auch wenn die Waffenruhe jetzt noch wacklig ist, kommt aufgrund teils geöffneter Grenzen mehr Hilfe in den Gazastreifen. Und jetzt haben wir auch zum ersten Mal die Möglichkeit, diese humanitäre Hilfe über unsere Schweizer Partnerorganisationen auszubauen.

Wofür sollen die Spenden eingesetzt werden?

Die Situation für die Bevölkerung ist nach wie vor sehr dramatisch. Es herrscht eine Hungersnot. Teilweise sterben Menschen an Hunger. Deshalb konzentrieren wir uns wirklich auf das Dringendste: Zugang zu Wasser, Nahrung, Medikamenten und Notunterkünften. 

Man hat keinen Schutz, auch gegen die Kälte nicht.

Es geht auch darum, dass der Winter kommt, dass es sehr kalt wird. Fast alle Häuser sind beschädigt oder zerstört. Man hat keinen Schutz, auch gegen die Kälte nicht. Da braucht es jetzt dringend Hilfe, wie beispielsweise Zelte. Wenn die Waffenruhe länger hält, dann können wir auch grundlegende Infrastruktur unterstützen; die Wasserversorgung oder das Gesundheitssystem. Aber jetzt geht es wirklich darum, auf das Dringendste zu schauen.

Wie stellt die Glückskette sicher, dass keine Mittel oder Hilfsgüter an Hamas-Mitglieder oder -Organisationen fliessen?

Das ist natürlich auch für uns ein sehr wichtiger Punkt. Die Glückskette hat viel Erfahrung in der Zusammenarbeit mit Schweizer Partnerorganisationen. Wir haben mehrere Wege, wie wir das sicherstellen können: Zum einen arbeiten wir wirklich nur mit unseren Schweizer Partnerorganisationen zusammen. Das sind Organisationen, die bei der Glückskette akkreditiert werden müssen. Wir kontrollieren sie auf gewisse Standards. Sie arbeiten oft seit Jahren oder Jahrzehnten vor Ort und kennen den Kontext und die Leute. 

Wir bleiben nah dran.

Zum anderen geht es auch darum, dass wir die Projekte, die bei uns eingereicht werden, genau kontrollieren. Das machen wir selbst, aber auch Vertreterinnen und Vertretern von Hilfsorganisationen und externe Fachpersonen. Wenn etwas bewilligt wird, dann bleiben wir nah dran. Wir kontrollieren und überprüfen mit Berichten.

Was passiert mit den Spendengeldern, wenn wieder Krieg ausbricht?

Wir beobachten die Situation sehr genau. Und wenn wir etwas gesehen haben in den letzten zwei Jahren, dann, dass die Schweizer Partner vor Ort es trotz schwierigster Bedingungen geschafft haben, Hilfe zu leisten. Sie haben vielleicht Projekte angepasst oder an einem anderen Ort geholfen, aber es gelang ihnen immer, Hilfe zu leisten. Viele Organisationen sind auch vor Ort im Gazastreifen. Das heisst, sie werden weiterhin helfen. Sie haben leider keine Wahl, als weiterzumachen.

Wir haben die Gewissheit, dass unsere Schweizer Partner auch helfen können, wenn die Situation sehr, sehr schwierig ist.

Deswegen sind wir zuversichtlich, dass wir diese Spenden einsetzen können – auch wenn die Situation ändert. Natürlich hoffen wir, dass diese Entwicklung jetzt weiter hält, dass so auch mehr Hilfe in den Gazastreifen kommen kann. Aber: Wir haben die Gewissheit, dass unsere Schweizer Partner auch helfen können, wenn die Situation sehr, sehr schwierig ist.

Das Gespräch führte Marc Allemann.

Was macht die Glückskette?

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Die Glückskette hilft seit 1946 Katastrophenopfern und notleidenden Menschen in der Schweiz und weltweit, indem die Bevölkerung in der Schweiz zu Spenden mobilisiert wird. Die Stiftung ist unabhängig und gewährleistet nach eigenen Angaben «eine verantwortungsvolle, effektive und transparente Verwendung der Spendengelder».

Kriterien für Spendenaufruf bei Not im Ausland:

  • Das Ausmass der Katastrophe ist so gross, dass internationale humanitäre Hilfe dringend benötigt wird oder das betroffene Land um internationale Hilfe bittet.
  • Mehrere Schweizer Partnerorganisationen der Glückskette sind in der Lage, rasch wirksame humanitäre Hilfe in einem Umfang zu leisten, der einen nationalen Spendenaufruf rechtfertigt.
  • Es gibt gute Gründe für die Annahme, dass ein Spendenaufruf erfolgreich sein wird: breite Medienberichterstattung, Bevölkerung bereits sensibilisiert oder Erwartung einer grossen Unterstützung. 

Nationaler Solidaritätstag: Spenden für Gaza

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QR-Coder der Glückskette für die Spenden an Zivilbevölkerung von Gaza

Gemeinsam mit den Unternehmenseinheiten der SRG organisiert die Glückskette am 22. Oktober 2025 einen nationalen Solidaritätstag für die betroffene Zivilbevölkerung in Gaza. In allen Landesteilen der Schweiz wird in den Sammelzentralen von 7 bis 23 Uhr zum Spenden aufgerufen.

SRF berichtet mit Moderator Dani Fohrler, Betroffenen, Partnerorganisationen und Expertinnen live aus der Sammelzentrale in Zürich.

Spenden für die humanitäre Hilfe in Gaza können online unter www.glueckskette.ch oder in jeder Poststelle getätigt werden – Vermerk: «Gaza». Anlässlich des nationalen Solidaritätstages vom 22. Oktober können Spendenzusagen telefonisch unter 0800 87 07 07 gemacht werden.

SRF 4 News, 21.10.2025, 16:14 Uhr ; 

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