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Coronavirus: Positiver Trend in Afrika
Aus Rendez-vous vom 17.08.2020. Bild: Keystone
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Nicht alle Länder machen mit Afrikas Schuldenaufschub reicht nicht

Afrika braucht Geld für den Kampf gegen die Gesundheits- und Wirtschaftskrise. Im April beschlossen die G20-Länder den ärmsten Nationen Schuldenaufschub zu gewähren. Doch ein Viertel aller afrikanischen Länder, die Anrecht darauf hätten, macht nicht mit. Das hat seine Gründe.

Als die Coronakrise ausbrach, pumpten die Regierungen weltweit Trillionen in ihre Länder, um die Nationen vor dem Kollaps zu bewahren. In Afrika fehlt dieses Geld. Nicht nur besitzen die meisten afrikanischen Länder winzige Staatsbudgets, sie sind auch stark verschuldet. Darum wurde der Ruf nach Schuldenaufschub laut.

Im April beschlossen die G20-Länder infolge, dass die ärmsten Nationen der Welt ihre Schulden bis Ende Jahr aufschieben können. Mit der sogenannten «Debt Service Suspension Initiative (DSSI)» sollten 20 Milliarden US-Dollar freigesetzt werden für den Kampf gegen die Gesundheits- und Wirtschaftskrise.

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Coronavirus: Positiver Trend in Afrika
aus Rendez-vous vom 17.08.2020. Bild: Keystone
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Doch mittlerweile ist klar: Der Betrag ist um Welten kleiner. Und ein Viertel aller afrikanischen Länder, die Anrecht auf diesen Schuldenaufschub hätten, machen gar nicht mit. Das hat seine Gründe.

Kenia macht zum Beispiel nicht mit

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Mit dem Coronavirus fertig zu werden, ist in Kenia, im Osten Afrikas, kein Leichtes. Das Land besitzt nur rund 500 Betten auf der Intensivstation für eine Bevölkerung von mehr als 50 Millionen. Ärztinnen und Krankenpfleger streiken, weil sie nicht genug Schutzmaterial zur Verfügung haben. Doch Kenia muss mehr Geld ausgeben, um seinen Schuldenverpflichtungen nachzukommen, als es dem Gesundheitswesen zur Verfügung stellt.

Dennoch will das Land keinen Schuldenaufschub von den G20-Ländern. Der kenianische Finanzminister befürchtete in einem Interview, dass das Mitmachen bei der «DSSI» die Kreditwürdigkeit seines Landes beeinträchtigen könnte. Und das würde es für Kenia in Zukunft noch viel schwieriger machen seinen Schuldenberg abzubauen.

Nur bilaterale Schulden

Doch das ist nicht die einzige Krux bei der «DSSI»: Die Initiative deckt nur die sogenannt bilateralen Schulden ab, also diejenigen Schulden, die afrikanische Länder bei anderen Ländern haben. Doch einen Grossteil des Geldes schulden die afrikanischen Regierungen privaten Gläubigern, wie Banken zum Beispiel.

Es braucht mehr Transparenz aus Peking.
Autor: Vera Songwe Ökonomin UNO-Wirtschaftskommission für Afrika

Auch die multilateralen Institutionen wie die Weltbank und der Internationale Währungsfonds sind bei der G20-Initiative nicht dabei, obwohl viele afrikanische Länder genau dort einen grossen Teil ihrer Schulden: in Kenia beispielsweise sind es fast ein Drittel.

Keine Transparenz aus China

Doch selbst bei den G20-Ländern, welche die «DSSI» ins Leben gerufen haben, gibt es einen grossen Haken: China. «Die Chinesen sind noch nicht ganz dabei, bei der G20-Initiative», so Ökonomin Vera Songwe. Es war im Frühling als grosser Schritt gefeiert worden, dass China mitmacht beim Schuldenaufschub. China ist Afrikas wichtigster Gläubiger.

Vera Songwe

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Die Ökonomin Vera Songwe leitet seit 2017 die UNO-Wirtschaftskommission für Afrika. Die 52-jährige Kamerunerin setzt sich für den Schuldenaufschub der afrikanischen Länder ein. Auf der diesjährigen Liste der einflussreichsten Afrikaner und Afrikanerinnen des Magazins «Jeune Afrique» belegt Vera Songwe Platz 21.

Doch seither seien den Worten Pekings keine Taten gefolgt: «Die chinesische Regierung sagt, sie verhandle mit zehn Ländern, doch wir wissen nicht mit welchen Ländern.» Es brauche darum mehr Transparenz aus Peking, mit welchen Ländern über Schulden in welchem Wert gesprochen werde.

Afrika braucht Geld

Denn, dass Afrika Liquidität braucht, steht ausser Frage. Die Wirtschaft des Kontinents wurde durch die Coronakrise hart getroffen. Zum ersten Mal in 25 Jahren wird erwartet, dass Subsahara-Afrika in die Rezession fällt. Darum müsste dem Kontinent in den nächsten drei Jahren je 100 Milliarden US-Dollar zur Verfügung gestellt werden, so Songwe: «Das tönt nach viel. Doch die OECD-Länder haben jetzt schon 13 Trillionen in ihre Wirtschaften gepumpt, da sind 100 Milliarden ein Klacks.»

Es wäre sinnvoll die Länder jetzt mit Liquidität zu versorgen statt morgen mit humanitärer Hilfe.
Autor: Vera Songwe Ökonomin UNO-Wirtschaftskommission für Afrika

Das Coronavirus müsse weltweit besiegt werden, sonst drehe es seine Runden weiterhin um den Globus, so Songwe. Nach der Gesundheitskrise werden die Volkswirtschaften wieder auf die Füsse kommen müssen. Wenn das nicht geschehe, dürften Unruhen, Migration und radikaler Terror zunehmen. «Die Länder Afrika haben der Krise bis jetzt wacker Stand gehalten. Es wäre sinnvoll die Länder jetzt mit Liquidität zu versorgen statt morgen mit humanitärer Hilfe.»

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Aus dem Archiv: Warum Afrika bisher verschont zu bleiben scheint
Aus SRF News vom 19.05.2020.
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Echo der Zeit, 29.09.20, 18:00 Uhr

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