Es ist ein bemerkenswertes Comeback für einen Mann, der wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit angeklagt ist. Und ein unmissverständliches Zeichen dafür, dass er von vielen noch immer verehrt wird.
Davao war schon immer die Hochburg der Dutertes. Hier begann seine politische Karriere, hier baute er sich seinen Ruf als harter Verbrechensbekämpfer auf – mit drastischen Methoden. Für viele Wählerinnen und Wähler im Süden ist Duterte kein Krimineller, sondern ein Garant für Sicherheit.
«Rache des Präsidenten gegen seinen Vorgänger»
Die Verhaftung Dutertes durch die Regierung von Präsident Ferdinand Marcos Jr. sehen viele als politisch motiviert – als einen Akt der Rache in einem Machtkampf zwischen zwei Dynastien.
Bei den philippinischen «Midterms» werden Tausende nationale und lokale Ämter neu besetzt, darunter alle Sitze im Repräsentantenhaus. Zur Wahl steht zudem die Hälfte des Senats.
Wichtiger Senat
Die vorläufigen Ergebnisse geben Dutertes Tochter, Vizepräsidentin Sara Duterte, Auftrieb im Vorfeld eines Amtsenthebungsverfahrens vor dem Senat im Juli. Bei diesem geht es um eine Reihe von Anschuldigungen, darunter angeblicher Missbrauch öffentlicher Gelder und ein Komplott zur Ermordung von Präsident Ferdinand Marcos Jr., seiner Frau und des Parlamentspräsidenten.
Sara Duterte gilt als starke Anwärterin für die Präsidentschaftskandidatur 2028. Sollte sie jedoch vom Senat verurteilt werden, verliert sie ihren Posten und kann kein öffentliches Amt mehr bekleiden. Um freigesprochen zu werden, müssen mindestens 9 der 24 Senatoren für sie stimmen. Sara Dutertes Zukunft bleibt ungewiss.
Politik ist Familiensache
Dennoch: Die Duterte-Familie bleibt politisch einflussreich. Dutertes jüngster Sohn Sebastian wurde zum Vize-Stadtpräsidenten von Davao ernannt. Der älteste Sohn, Paolo Duterte, wurde als Abgeordneter des Repräsentantenhauses wiedergewählt, und zwei Enkel gewannen bei lokalen Wahlen. Politik ist auch bei den Dutertes Familiensache.
Interessant ist auch, dass zunehmend Kandidatinnen und Kandidaten gewählt wurden, die sich weder Marcos noch Duterte zurechnen lassen. Das deutet auf eine wachsende Sehnsucht vieler Wähler nach Alternativen zum ewigen Machtspiel der Familienclans hin.
Machtkampf noch nicht entschieden
Dennoch: Der Machtkampf zwischen Marcos und Duterte ist nicht entschieden. Der Süden des Landes steht fest an der Seite der Dutertes, während Präsident Marcos seine Machtbasis im Zentrum und im Norden konsolidiert.
Rodrigo Dutertes Wahlerfolg aus der Zelle ist mehr als ein Kuriosum. Er zeigt, wie tief die Loyalität zu seiner Person verankert ist – und wie wenig abschreckend die internationale Strafverfolgung auf seine Unterstützer wirkt. Für Präsident Marcos Jr. bedeutet das: Entspannung ist nicht in Sicht. Der politische Schatten Dutertes bleibt über den Philippinen – selbst hinter Gittern.