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Indonesien will verstärkt auf Palmöl setzen
Aus Echo der Zeit vom 06.09.2020. Bild: Keystone
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Plantagen statt Regenwald Indonesiens Regierung setzt auf Biotreibstoff aus Palmöl

Indonesien will teure Ölimporte reduzieren und mehr Biotreibstoff aus Palmöl produzieren – zum Schaden der Indigenen.

Indonesien ist der weltweit grösste Produzent von Palmöl. Der Löwenanteil wird exportiert – auch in die EU, wo das Palmöl zur Herstellung von Nahrungsmitteln, Kosmetik und Biodiesel gebraucht wird.

Doch im Juni 2018 entschied das Europäische Parlament, dass Palmöl und Soja ab 2030 nicht mehr als Biosprit eingesetzt werden dürfen. Denn der Anbau von Ölpalmen verursache die Abholzung von Regenwald und sei deshalb nicht mit den EU-Zielvorgaben für umweltfreundliche Brennstoffe vereinbar.

Joko Widodo
Legende: Wegen der Corona-Pandemie haben die EU, aber auch China und Indien ihre Importe reduziert. Das ist mit ein Grund, warum Indonesiens Präsident will, dass mehr Biotreibstoff aus Palmöl produziert wird. Reuters

Die Ankündigung von Präsident Joko Widodo, nun mehr Palmöl für heimischen Biodiesel zu verwerten, sei eine direkte Reaktion auf die Kehrtwende der EU, sagt Yuyun Harmono von Indonesiens grösster Umweltorganisation Walhi über WhatsApp.

Den Preis zahlen die Indigenen

Die Anbaufläche für Ölpalmen in Indonesien, dem Hauptagrarprodukt des Landes, hat sich in den letzten zwölf Jahren mehr als vervierfacht, auf 17 Millionen Hektaren im Jahr 2019. Das entspricht der vierfachen Fläche der Schweiz.

Der grösste Teil dieser Fläche war früher Regenwald. Den Preis für diese Expansion zahlen Millionen von Indigenen, die im und vom Wald leben. «Beinahe alle Plantagen hier stehen im Konflikt mit der lokalen Bevölkerung», sagt der Indigene Norman Jiwan. Er lebt auf Kalimantan, dem indonesischen Teil Borneos, und setzt sich für die Rechte von Indigenen ein.

Landrechte werden abgeluchst

Indigene werden gezwungen, ihr Land zu verlassen, sie werden belogen und mit Falschinformationen dazu gebracht, Verträge zu unterschreiben, damit die Plantagenbetreiber an ihr Land kommen. Ihnen wird ein besseres Leben versprochen, doch wenn ihr Wald und Land weg sind, verlieren sie nicht nur ihre Lebensgrundlage, sondern auch ihre Traditionen und ihre Unabhängigkeit.

Der Präsident hat bei seinem Amtsantritt zwar versprochen, den Indigenen ihre Landrechte zurückzugeben, doch geschehen ist das bislang nur in wenigen Fällen. Auch die Palmöl-Industrie hat versucht, mit Initiativen wie dem Gütesiegel für nachhaltiges Palmöl, RSPO, die Produktion umwelt- und menschenrechtsfreundlicher zu machen. Doch es gibt viel Kritik am Label.

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Palmölplantagen verdrängen Indigene
aus Echo der Zeit vom 06.11.2019. Bild: SRF Karin Wenger
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Die Standards sind freiwillig, die Durchsetzung sei oft zu lasch und Verstösse würden kaum geahndet, so die Kritik. Die kleinen Erfolge, die im Bereich der Umwelt- und Menschenrechte in den letzten Jahren erzielt worden seien, könnten zudem bald zunichtegemacht werden, sagt Angus MacInnes von der NGO Forest Peoples Programme. Anfang Oktober wolle Indonesien über 1000 Gesetzesänderungen in Kraft setzen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

Massive Abholzung droht

Wegen Covid-19 wurden diese Änderungen nicht genau geprüft. Sie bedeuten aber eine riesige Deregulierung und werden viele der Mechanismen zum Schutz der Umwelt, Menschen- und Indigenenrechte ausser Kraft setzen. Eine massive Zunahme von Regenwaldabholzung könnte folgen.

In Indonesien, wo die Regenwälder auf Sumatra und Kalimantan bereits fast gänzlich den Plantagen weichen mussten, hat zudem eine nächste Etappe begonnen. In West Papua wurde in den letzten Jahren bereits Regenwald auf Hunderten von Quadratkilometern gerodet, um neue Palmöl-Plantagen anzulegen. Die indonesische Regierung nennt das «Entwicklung».

Palmoel_Importeure

Echo der Zeit, 06.09.2020, 18:00 Uhr

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