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Iranerin lehnt Goldmedaille an Worldskills aus Protest ab
Aus 10 vor 10 vom 19.10.2022.
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Proteste gegen Irans Regime Zweite Iranerin protestiert und lehnt Medaille an Worldskills ab

Nach dem Protest einer iranischen Kletterin hat eine andere Iranerin bei den Worldskills in Genf ihre Medaille abgelehnt – aus Protest gegen die Menschenrechtsverletzungen in ihrem Heimatland.

Eine junge Frau* aus dem Iran hat in der Schweiz bei den Worldskills der Goldschmiede, einem internationalen Berufswettbewerb mit Teilnehmenden aus 14 Ländern, die Goldmedaille gewonnen. Es ist der Höhepunkt ihres beruflichen Werdegangs.

Doch die Stimmung kippt, denn die Iranerin möchte nach der Ehrung das Wort ergreifen. Die Aufnahme stoppt jedoch. Was die junge Frau sagt, erfährt man nur über einen Tweet. Sie nehme die Medaille nicht an – aus Protest wegen der Menschenrechtsverletzungen in ihrem Heimatland.

Mit gebrochenem Englisch sprach sie über die Unterdrückung der Frauen im Iran. Danach liess sie die Goldmedaille auf dem Podium liegen.
Autor: Taimoor Aliassi UNO-Vertreter für Menschenrechte

Taimoor Aliassi hat den Vorfall publik gemacht. Er ist gebürtiger Kurde aus dem Iran, Repräsentant bei den Vereinten Nationen in Genf und auch Mitglied im Genfer Stadtparlament.

«Mit gebrochenem Englisch sprach sie über die Unterdrückung der Frauen im Iran. Danach liess sie die Goldmedaille auf dem Podium liegen und wurde sofort von der iranischen Delegation zu ihrem Fahrzeug begleitet», sagt der UNO-Vertreter für Menschenrechte. Anschliessend sei sie mit der Delegation in ihr Hotel zurückgefahren.

Parallelen zu iranischer Kletterin

Was dann im Hotel in Genf geschehen ist, darüber kann man nur spekulieren. Die Sorge ist gross. Denn der Fall erinnert an eine andere Iranerin. Jene Sportkletterin, die Anfang Woche für Schlagzeilen gesorgt hatte, weil sie bei der Asienmeisterschaft in Südkorea ohne Kopftuch angetreten war. Nachdem sie in Seoul aus der Öffentlichkeit verschwunden war, meldete sie sich Tage später per Instagram aus Teheran zurück und entschuldigte sich für ihren Auftritt.

Taimoor Aliassi sieht Parallelen zwischen den beiden Fällen. Er beteuert, beide Frauen seien in Gefahr. «Ich bin überzeugt, dass auch die Frau in Genf von ihrer Delegation bedroht wurde. Sie haben sie sicher erpresst und Druck ausgeübt», so Aliassi.

Das iranische Gesetz besagt, dass alle, die das Regime kritisieren, vor allem auf einer internationalen Bühne und im Ausland, mit dem Tod rechnen müssen.
Autor: Taimoor Aliassi UNO-Vertreter für Menschenrechte

Ob Sportlerin oder Goldschmiedin – beide Frauen hätten mit ihrem Verhalten und ihren Äusserungen das Regime im Iran provoziert. Denn: «Das iranische Gesetz besagt, dass alle, die das Regime kritisieren, vor allem auf einer internationalen Bühne und im Ausland, mit dem Tod rechnen müssen», erklärt Aliassi.

Swiss Skills besorgt über Vorfall

Auch der Veranstalter Swiss Skills ist über den Vorfall besorgt. André Burri ist Geschäftsführer der Stiftung, die von Bund, Kantonen und Berufsverbänden getragen wird. So ein Ende der Siegerehrung war gar nicht geplant.

«Sie kam zu uns und fragte, ob sie noch ein paar Worte sagen darf», sagt Burri. «Es ist bei uns üblich, dass man sich bedanken darf. Entsprechend habe ich ihr diesen Platz auch gewährt. Es sprach eigentlich nichts dagegen.»

Das sagt die Staatsanwaltschaft des Kantons Genf

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Von der siegreichen Goldschmiedin fehlt jede Spur. Am Montag hat noch die Polizei mit ihr gesprochen, nachdem die Behörden über den Vorgang informiert wurden. Auf Anfrage von SRF teilt die Staatsanwaltschaft des Kantons Genf mit: «Aufgrund zugestellter Informationen ging die Polizei zur Gewinnerin, um sicherzustellen, dass sie sich frei bewegen konnte. Die betroffene Person bestätigte dies und äusserte den Wunsch, sich der iranischen Delegation anzuschliessen.»

Weshalb aber zeigt Swiss Skills dann, wie die Iranerin zwar ihr Siegerstück fertigt, aber nicht, wie sie ihren ersten Platz den Frauen im Iran widmet? «Aus unserer Sicht ist das unsere Sorgfaltspflicht, dass wir das in diesem Rahmen lassen, in dem es vorgesehen war und nicht noch breiter streuen», erklärt Burri. «Wir haben beschlossen, dass es sicherer ist, wenn wir die Äusserungen nicht kommunizieren.»

Mittlerweile soll die junge Frau wieder im Iran sein – ob wirklich freiwillig, das weiss in Genf jedoch niemand.

*Um die Identität der Iranerin zu schützen, nennt die Redaktion ihren Namen bewusst nicht.

10vor10, 19.10.2022, 21:50 Uhr;

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