Das Dorf Latta ist zwölf Stunden Autofahrt von der gabunischen Hauptstadt entfernt, umringt von Regenwald. Der Dorfälteste Jean de Dieu Iyembenda ist den Putschisten wohlgesonnen: «60 Jahre sind viel», sagt er. Fast sechs Jahrzehnte hatte die Familie Bongo Gabun regiert. Die Herrschaft der Familie Bongo war eine Diktatur ohne Opposition und Meinungsfreiheit. Ein System, das in all den Jahren nur der Elite diente, die Bevölkerung ging leer aus.
«Bongo hat aus diesem Land sein Land gemacht», sagt der alte Mann. Er wisse nicht, wie das mit dem Verteilen des Reichtums gelaufen sei, dabei lebten ja gar nicht viele Menschen in Gabun. «Als ich noch zur Schule ging, waren wir nur eine halbe Million Menschen in Gabun. Heute leben noch immer keine zwei Millionen Menschen hier. Mit all diesem Reichtum?»
Viele Bodenschätze, viel Armut
Gabun besitzt viele Bodenschätze. Erdöl, Mangan, Eisen, Gold, Tropenholz. Und dennoch: Rund ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze, die Arbeitslosigkeit ist riesig. Investitionen in Infrastruktur, Landwirtschaft, Bildung und Gesundheit blieben aus.
Die neue Regierung unter General Brice Oligui Nguema gibt nun vor, mehr teilen zu wollen. So hat der neue Präsident beispielsweise auf sein Präsidentengehalt verzichtet. Eine der ersten Massnahmen der Militärregierung war zudem die Abschaffung der Schulgebühren. Für Jean de Dieu Iyembenda aus dem Dorf Latta eine riesige Erleichterung. «Wir hatten bereits angefangen, zusammenzulegen für unsere Enkelkinder und plötzlich heisst es: Man bezahlt nicht mehr für die Schule. Ich persönlich habe geweint.»
Volksnah und distanziert vom alten Regime
General Brice Oligui Nguema gibt sich volksnah. Was nicht davon ablenken kann, dass er als Chef der Präsidentengarde jahrelang Teil des Systems der Familie Bongo war. Um sich vom System Bongo zu distanzieren, hat General Brice Oligui Nguema diverse Weggefährten des Ex-Präsidenten ins Gefängnis gesteckt, darunter die ehemalige First Lady sowie den Sohn von Ali Bongo.
Die Putschisten haben fast alle Minister und Chefs in der Administration ausgetauscht. Im neuen Parlament sind nun auch Vertreter der Opposition dabei. Unter anderem der renommierte Umweltaktivist Marc Ona Essangui: «Alles, was wir während der Bongo-Ära kritisiert haben, können wir nun korrigieren.» Darum arbeite er mit, auch wenn die Putschisten Militärs seien.
Wie lange Übergangsregierung?
Gekommen, um zu bleiben, sei er aber auf gar keinen Fall, so Senator Marc Ona Essangui. Es sei schliesslich eine Übergangsregierung, nicht die permanente Regierung. «Wenn die Militärs bleiben wollen, werden wir trotzdem wieder gehen.»
Nun hat die Militärregierung in Gabun am Montag einen Zeitplan vorgelegt. Im August 2025 sollen Wahlen abgehalten werden. Allerdings könne der Zeitplan wieder geändert werden, sagte die Junta. Das wäre nicht überraschend. Denn wenn man sich in der Region umschaut: keiner der Putschisten, die in den letzten zwei Jahren in Afrika die Macht übernommen haben, hat sie wieder abgegeben.