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«Queens of Pop» im Hoch Frauen dominieren die Grammys – und damit die Musikindustrie?

Es war eine Nacht der Frauen: Bei den Grammys haben viele Künstlerinnen die renommierten Preise geholt – und das auch in allen vier Top-Kategorien. Miley Cyrus gewann in Los Angeles die Auszeichnung für den Song des Jahres, Taylor Swift den Grammy für das Album des Jahres. Für die Kulturjournalistin Jenni Zylka hat das einen profanen Grund: Frauen haben im letzten Jahr einfach starke Platten abgeliefert.

Jenni Zylka

Kulturjournalistin

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Jenni Zylka berichtet als Kulturjournalistin für den Spiegel oder das Rolling Stone Magazin.

SRF News: Warum dominieren Frauen die US-Musikindustrie derzeit so stark?

Jenni Zylka: Die amerikanische Musikindustrie besteht aus vielen verschiedenen Teilen. Es gibt einen grossen Mainstream-Bereich: R&B, Pop, Rock, Hip Hop und Rap. Pop ist das Allergrösste und hier sind auch viele Frauen vertreten. Mit Beyoncé und Taylor Swift – dem Star der westlichen Welt momentan – gibt es seit ein paar Jahren sehr starke Frauen.

Es gibt keine «gerechte» Art und Weise, einen Kulturpreis zu vergeben.

Aber die gab es früher auch schon, zum Beispiel Billie Eilish und Madonna. Allein aufgrund der Grammys kann man noch nicht von einer Dominanz sprechen. Es waren einfach sehr starke Frauen dabei, mit sehr starken Platten.

Taylor Swift im Olymp der Popmusik

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Pop-Superstar Taylor Swift hat Grammy-Geschichte geschrieben. Die 34-Jährige gewann am Sonntagabend (Ortszeit) in Los Angeles in der Hauptkategorie Album des Jahres für ihre Platte «Midnights». Es ist ihr vierter Grammy für ein Album nach den Auszeichnungen für «Fearless», «1989» und «Folklore» – Swift zieht damit an Paul Simon, Frank Sinatra und Stevie Wonder vorbei, die jeweils dreimal in der Kategorie ausgezeichnet wurden.

«Es macht mich so glücklich», sagte Swift in ihrer Dankesrede. «Es überwältigt mich unfassbar, dass es einige Menschen glücklich macht und sie für diese Auszeichnung gestimmt haben.»

Für eine Überraschung bei der Gala sorgte die erkrankte Sängerin Céline Dion, die das Album des Jahres präsentierte.

Die meisten goldenen Grammophone gewann Singer-Songwriterin Phoebe Bridgers, die vier Preise bekam – drei davon mit ihrer Band Boygenius für das Album «The Record» und die Single «Not Strong Enough». Die Künstlerinnen SZA («Kill Bill») und Victoria Monét erhielten je drei Grammys, Miley Cyrus, Billie Eilish und Swift je zwei. Cyrus bekam für «Flowers» den wichtigen Preis der Aufnahme des Jahres, Eilish für «What Was I Made For?» die Auszeichnung des besten Liedes des Jahres, die die stärksten Songwriter ehrt. Das Stück stammt vom ebenfalls ausgezeichneten Soundtrack des Barbie-Films.

Die Grammys werden von einer Academy aus 13'000 Mitgliedern vergeben, die aus Branchenkolleginnen und -kollegen der Prämierten bestehen. Wie hat sich das auf den Erfolg der Frauen ausgewirkt?

Es gibt keine «gerechte» Art und Weise, einen Kulturpreis zu vergeben. Wenn man wüsste, was die beste Platte ist, würde sie ja jeder machen. Solche Preisverleihungen haben immer stark mit dem aktuellen Geschmack, den Umständen und anderen Dingen zu tun.

Die Academy hat sich bei der Berufung neuer Mitglieder bemüht, die Grammys diverser zu machen. Wenn mehr Leute mit einer höheren Sensibilität für Diversität in der Academy sitzen, wirkt sich das auch die Wahl aus. Vielleicht ist das auch Ausdruck davon, dass sich die Gesellschaft strukturell doch ändert und Frauen in allen Bereichen sichtbarer werden.

Bei den Grammys zählen nicht Verkaufszahlen, sondern es soll nach qualitativen Kriterien geurteilt werden. Was haben die Gewinnerinnen gemeinsam, wenn es um Qualität geht?

Zunächst wird oft das prämiert, worüber am meisten gesprochen wird. Über die Hintertür spielt der Erfolg also doch wieder mit rein. Denn die Sachen, über die am meisten gesprochen wird, sind meistens auch die, die am Erfolgreichsten sind. Abgesehen davon handelt es sich bei allen um sehr gute Pop-Produktionen.

Es sind toll geschriebene Platten, auch Taylor Swift schreibt tolle Texte. Die Songs sind gut produziert, auch wenn sie musikalisch relativ einfach sind. Zudem hat die Musik auch eine zweite Bedeutungsebene, wie die politische Attitüde, die Taylor Swift immer mehr an den Tag legt. Auch das kann ein Grund sein, sie zu wählen.

War 2024 ein Ausnahmejahr oder dürfte sich das zukünftig wiederholen?

Die diesjährige Grammy-Verleihung war aussergewöhnlich. In den vergangenen Jahren war es jeweils mehr oder weniger ausgewogen. In den 1980ern gab es zum Beispiel Jahre, in denen nur Männer die Hauptkategorien gewonnen haben – und darauf folgten dann wieder sehr viele Frauen. Frauen werden aber in der Popmusik stark vertreten bleiben.

Die besten Künstler sollen einen Preis kriegen. Dann ist es mir erstmal egal, wie sie sich gendermässig einschätzen.

Andererseits ist ein Merkmal der Popmusik, dass es immer wieder frisches Blut gibt. Selbst wenn Taylor Swift noch eine Weile bleibt, wird der Augenblick kommen, an dem man wieder neue, junge Leute sehen will. Ich möchte aber auch nicht auf diesem Frauen- und Männerding herumreiten. Die besten Künstler sollen einen Preis kriegen. Dann ist es mir erstmal egal, wie sie sich gendermässig einschätzen.

Das Gespräch führte Oliver Kerrison.

SRF 4 News, 06.02.2024, 6:50 Uhr ; 

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