Sieben Regionen für die Rechte, fünf für die Linke, in Korsika sitzen die korsischen Autonomisten sicher im Sattel. Das «Rassemblement National» scheitert ein weiteres Mal beim Versuch, eine Region zu erobern. Präsident Macrons Partei «La République en Marche» bleibt eine Hors-sol-Organisation. Der zweite Wahlgang der Regionalwahl bestätigt die Trends der ersten Runde. Auch die Stimmbeteiligung bleibt mit 34 Prozent auf einem Rekordtief. Bei der letzten Wahl 2015 lag sie im zweiten Wahlgang gut 20 Prozent höher.
Dieser Einbruch bei der Stimmbeteiligung war die Überraschung der ersten Runde. Keine Umfrage hatte sie vorausgesehen. Nun macht sie die Interpretation der Resultate entsprechend schwierig.
Wahlprotest trifft Regierung und Opposition
Alle Umfragen waren davon ausgegangen, das «Rassemblement National» werde mindestens eine, vielleicht auch mehrere Regionen gewinnen. Dies ist nicht gelungen. Im Gegenteil: Die Partei von Marine Le Pen hat landesweit Stimmenanteile verloren.
Der übliche Wahlprotest aus den Regionen trifft die Regierung und ihre nationale Opposition gleichermassen. Das «Rassemblement National» und Präsident Macrons «La République en Marche» waren beim letzten nationalen Urnengang klar die stärksten Parteien. Bei der Europawahl 2019 verwiesen sie die traditionellen Parteien links und rechts auf die hinteren Plätze.
Nun sind beide abgerutscht. Der Aufstieg Le Pens scheint für den Moment gestoppt. «La République en Marche» bekommt die Füsse nicht auf den Boden und bleibt unter 10 Prozent. Die alten Parteien erleben dagegen eine Renaissance, die rechts-bürgerlichen «Républicains» sowie die Sozialisten und ihre Verbündeten sind wieder da.
Gradmesser für Präsidentenwahl
Die Regionalwahlen galten als Testlauf für die Wahlen von Präsident und Parlament in einem Jahr. Für die Linke sind die Resultate insgesamt wenig ermutigend: Bei der Präsidentenwahl haben sie nur eine Chance, wenn sie bereits im ersten Wahlgang vereint antreten. Aber in jenen Regionen, in denen die Linke mit einer gemeinsamen Liste angetreten ist, haben sich ihre Hoffnungen nicht erfüllt.
Bei der Rechten sieht es auf den ersten Blick besser aus. Drei ihrer Regionalpräsidenten haben nationale Ambitionen: Xavier Bertrand aus Hauts-de-France im Norden, Valérie Pécresse, Präsidentin der Île de France in der Grossregion Paris sowie Laurent Wauquiez, Präsident der Region Auvergne Rhône-Alpes. Sie haben nach dieser Wahl Rückenwind bei der innerparteilichen Auswahl.
Ob dies bis zur Präsidentenwahl im nächsten Jahr anhält, ist allerdings fraglich. Ihre Hoffnung ist, dass es nicht erneut zu einer Stichwahl zwischen Präsident Emmanuel Macron und Herausforderin Marine Le Pen kommt. Doch diese Hoffnung basiert auf einer tiefen Stimmbeteiligung von 34 Prozent.