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Rückkehr der Touristen «Hoteliers und Gastrobetreibern auf Mallorca geht das zu schnell»

Seit vergangener Woche ist die spanische Urlaubsinsel Mallorca für viele Länder, darunter auch Deutschland, kein Corona-Risikogebiet mehr. Über das Wochenende sind laut Behörden wieder 8000 Touristinnen und Touristen eingereist, die meisten davon Deutsche. Und an Ostern werden noch mehr erwartet. Für viele Mallorquiner komme die Öffnung zu schnell, sagt die Journalistin Brigitte Kramer auf Mallorca.

Brigitte Kramer

Freie Journalistin

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Brigitte Kramer ist freie Journalistin und lebt seit den 90er-Jahren in Spanien. Seit Anfang 2000 berichtet sie von der balearischen Insel Mallorca für verschiedene deutschsprachige Medien, darunter NZZ, Zeit Online und den Bayerischen Rundfunk.

(Bild: brigittekramer.net)

SRF News: Wie gross ist der Touristenansturm, den man bei Ihnen in Mallorca erwartet?

Brigitte Kramer: Der Touristenansturm ist kleiner, als er von aussen wahrgenommen wird. Man geht davon aus, dass ungefähr 40'000 Deutsche kommen, plus Schweizer und Touristen aus einzelnen anderen Ländern. Das ist aber kein Vergleich mit dem, was 2019 noch an Ostern los war. Insgesamt haben im Jahr 2019 16 Millionen Touristen die Balearen besucht. Und da sind jetzt diese 40'000 oder 50'000, die über die nächsten 14 Tage kommen. Das ist eigentlich wenig.

Die meisten Hoteliers machen nicht auf, weil es sich nicht lohnt.

Es sind überhaupt nur zehn Prozent der Hotels offen. Auf Mallorca gibt es ungefähr tausend Hotels – knapp 100 Hotels sind also überhaupt geöffnet. Die meisten Hoteliers machen nicht auf, weil es sich nicht lohnt, weil sie davon ausgehen, dass das Hotel auch nicht voll sein wird.

Die Restaurants, die jetzt offen haben, sollen nun die Innenräume wieder schliessen. Was heisst das?

Nach Weihnachten hatten wir eine sehr hohe Ansteckungswelle. Über die Feiertage haben sich viele Menschen hier angesteckt, dann wurde wieder drastisch zugemacht. Hotels und Restaurants waren viele Wochen ganz geschlossen. Und jetzt ging es langsam wieder los, weil die Ansteckungskurve stark nach unten ging. Der Aussenbetrieb von Restaurants war wieder möglich und seit Mitte März konnten dann auch die Innenräume wieder bewirtet werden.

Ab Freitag darf die Gastronomie die Innenräume wieder nicht mehr nutzen, um Gäste zu bewirten.

Die Kurve geht aber schon wieder nach oben. Wir sind jetzt wieder bei fast 50 Fällen pro 100'000 Einwohnern. Deswegen wird jetzt gleich wieder geschlossen. Ab Freitag darf die Gastronomie die Innenräume nicht mehr nutzen, um Gäste zu bewirten. Um 17 Uhr müssen sie dann auch ganz schliessen, man kann also nicht abends essen gehen. Und tagsüber muss man draussen sitzen. Das ist aber auch nicht so schlimm, weil es hier schon schönes Frühlingswetter ist.

Aber wenn die Kurve schon wieder gegen oben zeigt: Sind die Touristinnen und Touristen denn überhaupt erwünscht?

Eigentlich ist niemand so richtig glücklich mit dem Tempo. Das sagen auch die Hoteliers. Denen ging das zu schnell. Die Restaurantbesitzer freuen sich natürlich, aber jetzt müssen sie die Innenbereiche schon wieder schliessen. Das ist eine sehr unstabile und unsichere Situation. Auf Mallorca sind zudem erst wenige Personen geimpft. Die Leute sind auch ziemlich gestresst, weil sie nicht wissen, was jetzt erlaubt und was verboten ist. Es geht ihnen einfach zu schnell.

Wenn der Sommertourismus wieder ausfallen würde, wäre das ein wirtschaftliches und soziales Desaster.

Vor allen Dingen haben die Mallorquiner wahnsinnig Angst, dass die Sommersaison leiden könnte. Das Ostergeschäft war immer schon relativ klein. Wenn der Sommertourismus aber wieder ausfallen würde – 2020 war ja schon sehr wenig los – wäre das ein wirtschaftliches und soziales Desaster.

Das Gespräch führte Salvador Atasoy.

SRF 4 News, 24.3.2021, 08.15 Uhr ; 

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