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Rückkehr in die Ukraine Humanitärer Korridor ins Ungewisse

Vertriebene können nur über eine einzige Strasse aus Russland zurück in die Ukraine. Pro Tag kommen rund 100 Personen.

Darum geht es: Aktuell sei es für ukrainische Staatsangehörige teilweise möglich, via dem humanitären Korridor bei Sumy aus Russland in die Ukraine einzureisen. Das sagt die freie Journalistin Daniela Prugger. Sie hat Sumy besucht. «Es ist zurzeit die einzige Möglichkeit, direkt von Russland in die Ukraine einzureisen», sagt sie. Eine zwei Kilometer lange Schotterstrasse führt vom russischen Ort Kolotilowka nach Sumy in der Ukraine. «Diese Grenze wird oft auch als Front bezeichnet, da dort noch Kampfhandlungen stattfinden», sagt die Journalistin. Die beiden Checkpoints – der russische und der ukrainische – hätten offenbar keinen Kontakt miteinander. Seit Monaten werde dieser inoffizielle humanitäre Korridor für Gefangenenaustausche und für den Austausch von Leichen von Soldaten genutzt.

Vertriebene aus besetzten Gebieten: Es sind vor allem Menschen, die aus den von Russland besetzten Gebieten geflüchtet sind, welche bei Sumy die Grenze zurück in die Ukraine überqueren. Aus welchen Gründen Russland diese Menschen in die Ukraine einreisen lasse, darüber könne nur spekuliert werden, sagt Prugger. Nach Angaben der freiwilligen Helfer im Zentrum sind es vor allem Frauen und Kinder.

Panzersperrena auf der Strasse
Legende: Checkpoint in der Ukraine. Symbolbild. Symbolbild/Keystone/Emilio Morenatti

Registrierung im Aufnahmezentrum: Auf der ukrainischen Seite der Grenze befindet sich ein Aufnahmezentrum, in dem die Menschen registriert werden. Bei der Aufnahme werden ihre Handys untersucht, weil man sichergehen wolle, dass es sich nicht um Spione oder Saboteure handle, sagt die Journalistin. Nachher werden die Ankommenden mit Essen und wenn nötig medizinisch versorgt und mit Bussen in die Stadt Sumy gebracht. Laut den Angaben freiwilliger Helfer im Aufnahmezentrum kommen pro Tag zwischen 100 und 150 Menschen an. Insgesamt sind bereits knapp 15'000 Menschen registriert worden – das Zentrum gibt es seit März 2023.

Daniela Prugger

freie Journalistin in Osteuropa

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Daniela Prugger berichtet als freie Journalistin aus Osteuropa und aus der Ukraine. Derzeit lebt sie in Kiew. Die gebürtige Italienerin berichtet von dort unter anderem für den «Standard».

Weitere Perspektiven: Zu ihren weiteren Plänen könnten die wenigsten Menschen etwas sagen, berichtet die Journalistin. «Manche haben noch Familie und Freunde in Städten, wo sie hinfahren möchten, viele Familien wurden auch durch den Krieg getrennt.» Aber so richtige Perspektiven habe niemand, den sie getroffen habe.

SRF 4 News, 09.11.2023, 06:45 Uhr ; 

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