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Russlands Aggressionskrieg So steht es um die Kampfmoral der Ukrainer

In der Ukraine wird gekämpft, Menschen sterben, kürzlich auch wieder in Odessa. Nach einem Raketenangriff ist im Schwarzmeerhafen ein Grossbrand ausgebrochen. Russland meldet derweil einen Drohnenangriff auf die Region rund um die Industriestadt Kursk im Grenzgebiet zur Ukraine. Die russische Armee kommt zur Zeit schneller voran – statt nur wenige Meter hat sich die Front an einer Stelle in der Ostukraine um zirka 15 Kilometer weiter ins Landesinnere verschoben. SRF-Ukrainekorrespondent David Nauer über die aktuelle Kriegssituation.

David Nauer

Ukraine- und Russland-Korrespondent

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David Nauer ist Ukraine- und Russland-Korrespondent bei SRF TV. Von 2016 bis 2021 war er als Radio-Korrespondent in Russland tätig. Zuvor war er Russland-Korrespondent des «Tages-Anzeigers». Nauer reist seit Beginn des russischen Angriffskriegs regelmässig in die Ukraine.

Hier finden Sie weitere Artikel von David Nauer und Informationen zu seiner Person.

Der Ukraine fehlen Munition, Waffen und Soldaten. Sind so viele im Kampf gefallen?

Ja. Der Ukraine fehlen Frontsoldaten, weil in den vergangenen zwei Jahren viele gefallen sind oder verwundet wurden. Dazu kommt, dass die Ukraine bei der Mobilisierung neuer Kämpfer eher zaghaft vorgegangen ist. Präsident Selenski schreckt davor zurück, hunderttausende Männer zwangseinzuziehen, weil er weiss, dass das im Volk unpopulär wäre.

Ein ukrainischer Soldat in der Region Donezk.
Legende: Die Ukraine ist in der Defensive, doch die Kampfmoral scheint intakt zu sein. Ein ukrainischer Soldat in der Region Donezk, aufgenommen am 1. Mai 2024. REUTERS/Valentyn Ogirenko

Wie ist die Kampfbereitschaft unter den ukrainischen Männern?

Die Stimmung ist naturgemäss unterschiedlich. Bei den Männern, die schon in der Armee sind, ist die Kampfmoral intakt, so mein Eindruck. Etwas anders sieht es bei denen aus, die nicht in der Armee sind. Von denen sagen viele, sie würden schon zur Armee gehen, aber nur, wenn sie unbedingt müssten. Andere versuchen mit allen Mitteln zu verhindern, eingezogen zu werden, indem sie sich etwa zu Hause verstecken oder versuchen, ins Ausland zu fliehen.

Der Krieg in Zahlen: 

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Es gibt sehr unterschiedliche Schätzungen. Hier einige Angaben, die realistisch scheinen: 

  • 100'000 russische Soldaten getötet 
  • 50'000 ukrainische Soldaten getötet 
  • Über 10'000 ukrainische Zivilistinnen und Zivilisten getötet (Angabe der UNO) 

Russland hat viel mehr Manpower. Welche Vorteile hat es bei der Bewaffnung?

Die Russen haben eine viel grössere und potentere Luftwaffe als die Ukrainer. Vor allem aber haben sie ein Hinterland, das die Ukraine mit ihren Waffen nicht erreichen kann, Sibirien zum Beispiel. Die Russen können dort ungestört neue Panzer oder Artilleriegeschütze bauen. Solche Orte hat die Ukraine nicht, weil die Russen jede Ecke des Landes erreichen können. Da hat Russland ganz klar einen Vorteil. Allerdings werden in den nächsten Wochen amerikanische Waffenlieferungen in der Ukraine eintreffen und die Lage für die ukrainischen Truppen verbessern.

Die USA werfen der russischen Armee den Einsatz von Chemiewaffen vor. Gibt es Beweise?

Gerichtsfeste Beweise gibt es nicht. Was es gibt, sind zahlreiche Videos und Fotos, die den Einsatz von Chemiewaffen gegen ukrainische Truppen zeigen sollen. Und es gibt auch mehrere Berichte von ukrainischen Soldaten, die sagen, sie hätten plötzlich Mühe mit dem Atmen gehabt. Da muss man den Einsatz von Chemiewaffen vermuten. Ob das so stimmt, kann ich nicht beurteilen, weil ich diese Informationen im Einzelnen nicht überprüfen kann.

Auch Russland wirft den ukrainischen Truppen Einsatz von Chemiewaffen vor. Was hat es damit auf sich?

Auch das kann ich nicht beurteilen. Die Russen behaupten, die Ukrainer würden regelmässig Chemiewaffen einsetzen. Falls das stimmt, wäre es ein Kriegsverbrechen von ukrainischer Seite. Allerdings muss man sagen, dass die russischen Behörden in Bezug auf diesen Krieg systematisch die Unwahrheit sagen. Sie behaupten ja immer noch, sie würden die Ukraine befreien, dabei tun sie sehr viel, um die Ukraine zu zerstören.

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Rendez-vous, 2.05.2024, 12:30 Uhr ; 

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