US-Präsident Donald Trump hat seine Unterschrift unter ein Sanktionen-Paket gesetzt. Im Fokus steht das Milliarden-Projekt Nord Stream 2, die Ostsee-Gaspipeline zwischen Russland und Deutschland. Unternehmen, die am Bau dieser Pipeline mitarbeiten, drohen Sanktionen – per sofort.
Das zeigt bereits Wirkung: Die schweizerisch-niederländische Firma «Allseas», die Spezialschiffe zur Pipeline-Verlegung betreibt, hat ihre Mitarbeit am Grossprojekt sistiert. Wirtschaftsredaktor Jan Baumann sagt, das bedeute nicht das Ende des Projekts.
SRF News: Was haben die USA für ein Problem mit Nord Stream 2?
Die Trump-Regierung begründet die Sanktionen offiziell damit, dass man Europa davor bewahren will, zu stark von russischem Gas abhängig zu werden. Schon heute kommt rund ein Drittel der Gaslieferungen nach Europa aus Russland – unter anderem über eine Pipeline, die durch die Ukraine führt. Dies ist Amerika schon seit langem ein Dorn im Auge, nicht erst seit Trump Präsident ist.
Die Amerikaner möchten den Europäern mehr von ihrem eigenen Flüssig-Gas verkaufen. Nur: Dieses ist teurer als das russische Gas. Die Sanktionen gegen Nord Stream 2 sind also vor allem ein Druck-Mittel. Europa soll besser amerikanisches Flüssiggas importieren, als die neue Pipeline von Russland nach Deutschland fertig zu bauen.
Könnte der Plan der USA aufgehen?
Das ist schwer zu sagen. Sicher müssen die Firmen, die am Bau beteiligt sind, nun genau schauen, was noch möglich ist. Fürs Erste sind nun die Arbeiten in der Ostsee mit den Spezialschiffen von «Allseas» unterbrochen. Ein Sprecher der Nord Stream 2 sagte heute, man werde zusammen mit «Allseas» schauen, wie das neue US-Gesetz im Detail zu interpretieren sei. Dazu gehören Fragen zu den betroffenen Verträgen, oder wie die Bauarbeiten in der Ostsee heruntergefahren werden können, ohne die Umwelt zu gefährden. Hierzu müssen auch die US-Behörden noch wichtige Antworten liefern.
Bei der Umsetzung von harten Sanktionen hat die USA auch schon eine gewisse Milde walten lassen. Werden die Verantwortlichen von Nord Stream 2 darauf setzen?
In der Schaltzentrale von Nord Stream 2 in Zug hofft man in der Tat auf eine nicht allzu harte Umsetzung der Sanktionen. Dort heisst es offiziell, dass man «an der schnellstmöglichen Fertigstellung des Projekts» weiterarbeite. Das neue Gesetz der Amerikaner ist aber sicher kein ungefährlicher Papiertiger. Dieser Tiger hat scharfe Zähne, und der Dompteur sitzt in Washington. Das macht das Ganze unberechenbar.
Zumindest bedeutet es eine Verzögerung der Pipeline?
Mit Sicherheit verzögert sich der Abschluss um Wochen, wenn nicht um Monate oder Jahre. Im Extremfall müsste der russische Staatskonzern Gazprom, der hinter dem Projekt steht, andere Spezialfirmen finden, die die anspruchsvollen Arbeiten in der Ostsee durchführen könnten. Vorzugsweise wären das russische Firmen, die gewissermassen «sanktions-resistent» sind. Einfach würde diese Suche aber nicht.
Was hat die Verzögerung für Auswirkungen auf Länder wie Deutschland, die über Nord Stream 2 Gas beziehen wollen?
Mit gravierenden wirtschaftlichen Auswirkungen ist vorläufig nicht zu rechnen. Da sind sich die Experten einig. Dies ist auch so, weil es eben noch andere Wege gibt für russisches Gas nach Europa. Aber längerfristig könnten die Preise für Gas steigen – in ganz Europa.
Das Gespräch führte Beat Soltermann.