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Sanktionen gegen Russland Korrespondent David Nauer: «Sanktionen tun Russland nicht weh»

Die Verurteilung des russischen Oppositionsführers Alexej Nawalny hat in Russland viele Menschen auf die Strassen getrieben und in Europa und den USA für Empörung gesorgt. Nawalny ist in Russland vergiftet worden und wurde daraufhin in Deutschland gesund gepflegt. Nach seiner Rückreise nach Russland wurde Nawalny sofort verhaftet. Laut Medienberichten sitzt er derzeit in einem Straflager in der Nähe von Moskau.

Nun haben die USA und bereits zuvor die EU gegen Russland Sanktionen verhängt. Mehrere ranghohe Staatsfunktionäre dürfen nicht mehr in den Westen reisen, zudem wurden Bankkonten gesperrt und Vermögen eingefroren. Wir haben mit dem SRF-Russland-Korrespondenten David Nauer über die Wirkung dieser Sanktionen gesprochen.

SRF News: David Nauer in Moskau, tun diese Sanktionen Russland weh?

David Nauer: Nein, das tun sie nicht. Wir wissen zwar noch nicht konkret, welche Personen oder Beamten auf der Sanktionsliste der USA stehen. Aber die EU hat bereits ähnliche Sanktionen erlassen und das sind zu einem grossen Teil Vertreter des russischen Sicherheitsapparats. Männer in Uniform also, die zwar für Repressionen verantwortlich sind, die aber kaum in den Westen, nach Europa reisen und die dort auch kaum Vermögen haben. Es sind also Personen, die eigentlich nicht betroffen sind von solchen Sanktionen. Der Sprecher von Präsident Wladimir Putin hat heute gesagt, diese Sanktionen würden nichts bringen. Und da hat er wohl recht.

Was für Sanktionen wären nötig, damit Russland reagieren würde?

Es wäre etwas anderes, wenn der Westen zum Beispiel nicht Beamte, sondern russische Oligarchen sanktionieren würde. Also steinreiche Unternehmer aus dem Umfeld des Kremls. Anhänger von Nawalny verlangen übrigens genau dies. Auch wirkliche harte wirtschaftliche Sanktionen gegen Russland hätten bestimmt eine Wirkung, zum Beispiel wenn die EU plötzlich kein russisches Erdöl mehr kaufen würde.

Der Westen denkt immer auch an die eigene Wirtschaft, die ebenfalls unter schwerwiegenden Massnahmen leiden würde.

Aber zu solchen Schritten wird sich der Westen kaum durchringen können, weil man ja schliesslich immer auch noch an die eigene Wirtschaft denkt, die ebenfalls unter solchen schwerwiegenden Massnahmen leiden würde.

An der Situation des inhaftierten Alexej Nawalny wird sich also nicht viel ändern? Er sitzt ja bereits in einem Straflager.

Ja, das tut er und soweit man weiss, in einem der härtesten Straflager Russlands. Das zeigt schon, dass dem Kreml wirklich viel daran gelegen ist, Nawalny nicht nur zu isolieren, sondern ihn auch zu bestrafen. Denn er ist der wichtigste innenpolitische Gegner von Präsident Putin. Wegen einigen russischen Beamten auf einer westlichen Sanktionsliste wird Putin seinen wichtigsten innenpolitischen Widersacher sicher nicht freilassen.

Das Gespräch führte Danièle Hubacher.

Info 3, 03.03.2021, 17:00 Uhr ; 

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