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Satire unter Druck Viktor Giacobbo über Trump, Kimmel und die Grenzen des Humors

Die Absetzung von US-Satiriker Jimmy Kimmel nach politischem Druck sorgt für Diskussionen. Viktor Giacobbo analysiert die Machtspiele von Donald Trump, vergleicht sie mit der Reaktion von Schweizer Politikern und erklärt, warum Satire keine journalistische Verantwortung trägt.

Viktor Giacobbo

Kabarettist

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Viktor Giacobbo wurde vor allem durch seine Sendungen «Viktors Programm» und «Viktors Spätprogramm» im Schweizer Fernsehen einem breiteren Publikum bekannt. Von 2008 bis 2016 machte Viktor Giacobbo zusammen mit Mike Müller den satirischen Wochenrückblick «Giacobbo/Müller». Heute produziert er den Podcast «Giacobbodcast», in dem er jeden Monat mit einer Persönlichkeit aus Politik oder Kultur spricht. Über 20 Jahre war er Verwaltungsratspräsident der Casino Theater AG Winterthur.

SRF News: In den USA wurde die Late-Night-Show von Jimmy Kimmel nach Druck aus dem Trump-Lager abgesetzt. Wie beurteilen Sie das?

Viktor Giacobbo: Natürlich bin ich entsetzt. Aber das ist kein Late-Night-Thema, das ist ein politisches Thema. Es ist politischer Druck, der da stattfindet, und der ist mit der Schweiz kaum vergleichbar.

Trump ist ein Egomane, der sich selbst für den Grössten hält. So einer verträgt keine Kritiker.

Kimmel hatte den getöteten rechten Influencer Charlie Kirk kritisiert und impliziert, der Attentäter sei ein Trump-Fan. Ist er damit zu weit gegangen?

Nein. Er hat den Mord nicht gerechtfertigt. Er hat gesagt: Ihr trauert um einen, dessen Denkweise nicht viel anders ist als die des Attentäters. Und wenn man hört, was dieser Charlie Kirk für Aussagen gemacht hat, zum Beispiel über öffentliche Exekutionen, dann kann man das meiner Meinung nach sagen.

Wieso ist Donald Trump so empfindlich gegenüber Comedians?

Weil er ein Egomane ist, der sich selbst für den Grössten hält. So einer verträgt keine Kritiker. Er ist im Kabinett nur von Leuten umgeben, die ihm folgen und nie widersprechen.

Zwei verkleidete Männer, die sich die Hand geben. Dahinter das SVP-Logo.
Legende: In Viktors Spätprogramm traten Walter Andreas Müller als Christoph Blocher und Viktor Giacobbo als der SVP-Präsident und spätere Bundesrat Ueli Maurer auf. (Bild vom Oktober 2002) SRF/Archiv

Sie haben das beim damaligen Bundesrat Ueli Maurer anders erlebt.

Ja, er hat mir ehrlich gesagt, dass er meine Parodien über ihn aus Selbstschutz nicht anschaue. Das finde ich total in Ordnung. Er gibt seine Sensibilität offen zu, anstatt Kritiker anzugreifen. Diese Ehrlichkeit ist der grosse Unterschied.

Kritiker sagen, die Late-Night-Shows seien auf einem absteigenden Ast und verlieren Publikum. Das habe es Disney erleichtert, Kimmels Show abzusetzen. Stimmt das?

Ja, die Aufmerksamkeit hat nachgelassen. Das liegt auch daran, dass die grossen Sender aus vielen lokalen Stationen bestehen. Viele dieser lokalen Sender haben aus politischen Gründen die Ausstrahlung der Shows einfach eingestellt.

Wer sich bei Satirikern informiert, anstatt bei Nachrichtenquellen, ist selber schuld.

Haben Satiriker auch eine journalistische Verantwortung?

Nein. Die Verantwortung eines Late-Night-Hosts ist, lustig zu sein und zu zeigen, wo er steht. Satire braucht aber auch ein Publikum, das Ironie versteht. Die Beurteilung sollte nicht sein, zu welchem politischen Lager man gehört, sondern ob es lustig ist. Wer sich bei Satirikern informiert, anstatt bei Nachrichtenquellen, ist selber schuld.

Muss man sich in der Schweiz auch Sorgen um die Satirefreiheit machen?

Hier bleibt es so, wenn man dafür sorgt, dass es so bleibt. Unser System der direkten Demokratie ist eines der besten. Ein Autokrat kann hier nicht in so kurzer Zeit so viel Macht an sich reissen wie Trump.

Wann kommen Sie mit einer neuen Sendung zurück?

Ich bin eher am Abbauen. Mike Müller und ich haben aufgehört, weil es an der Zeit war. Das soll ermöglichen, dass jüngere Talente die Möglichkeit haben, sich so auszuleben, wie wir das konnten.

Das Gespräch führte David Karasek.

Tagesgespräch, 22.09.2025, 13 Uhr ; 

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