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Seit Jahren zu wenig Regen Verteilkämpfe um Wasser im dürregeplagten Spanien

Behörden sprechen von einer Jahrhunderttrockenheit. Jetzt wird – etwa in Katalonien – das Wasser so knapp, dass sich alle einschränken müssen.

Worum geht es? Spanien dürstet nach Wasser. Am stärksten betroffen von der ungewöhnlichen Trockenheit sind Andalusien im Südosten – und Katalonien. Seit rund drei Jahren fallen dort, im Nordosten Spaniens, viel zu wenig Niederschläge. Die Stauseen in der Region, die viele der sechs Millionen Menschen mit Wasser versorgen, sind praktisch leer. Die Leute sorgen sich immer mehr wegen der anhaltenden Trockenheit. In manchen Ortschaften ist das Wasser jetzt rationiert worden, in der Nacht wird es mancherorts abgestellt.

Kommt der Regen noch? In früheren Jahren konnte Regenwetter im März die Situation im Hinblick auf den meist trockenen Sommer oftmals noch einigermassen entspannen. Und so gab es vergangene Woche immerhin Regenfälle von bis zu 80 Litern pro Quadratmeter in der Region – seit acht Monaten hatte es nicht mehr so viel geregnet. Doch nach drei Jahren Trockenheit ist auch das viel zu wenig, um die Staudämme in der Region, die auch zur Trinkwasserversorgung wichtig sind, zu füllen. «Das Wetter ist DAS grosse Thema bei den Leuten», sagt denn auch Julia Macher. Die Journalistin lebt und arbeitet in Katalonien.

Statt der billigen Exporte von Gemüse und Früchten wird nun eher der regionale Anbau zur regionalen Versorgung gefördert.
Autor: Julia Macher Journalistin in Katalonien

Tourismus vs. Landwirtschaft? Die für Spanien wichtigen Wirtschaftszweige Tourismus und Landwirtschaft sind beide von genügend Wasser abhängig. In der Landwirtschaft ist das Wasser in Katalonien schon vor einem Jahr rationiert worden, während die Einschränkungen für die Bevölkerung und den Tourismus erst jetzt eingeführt wurden. Entsprechend steigt der gegenseitige Unmut ob der schwierigen Situation. Immerhin ist es inzwischen verboten, Swimmingpools mit Trinkwasser zu füllen, zudem gilt seit längerem, dass pro Person und Tag maximal 200 Liter Wasser verbraucht werden dürfen. Das gilt grundsätzlich auch für Touristen.

Sonderregelung für Hotelpools

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Eigentlich gelten die Wasserbeschränkungen der Behörden für Private, aber auch für Tourismusanbieter. Doch der Tourismusverband sei sehr einflussreich, sagt die Journalistin Julia Macher. Und so habe er durchsetzen können, dass die Hotelpools mit Wasser gefüllt werden dürfen, das mittels privater Meerwasser-Entsalzungsanlagen hergestellt worden ist. «Zuvor hatte es von den Behörden geheissen, die Pools müssten mit Meerwasser gefüllt werden.»

Touristinnen und Touristen gelten ganz grundsätzlich als grosse Wasserverschwender. Und obschon auch für Feriengäste die Beschränkung von 200 Liter Wasser pro Person und Tag gilt, sei das kaum kontrollierbar, so Macher. «Ob jemand in seinen Ferien jeden Tag ein ausgiebiges Bad nimmt oder bloss eine kurze Dusche, lässt sich unmöglich kontrollieren», sagt die Journalistin.

Was tut die Landwirtschaft? Die sich seit Jahren zuspitzende Wassersituation in Katalonien hat viele Bauern bereits dazu gebracht, beispielsweise Pistazien anzubauen statt Avocados, die sehr viel mehr Wasser benötigen. «Seit Jahren wird auch die sparsame Tropfbewässerung eingesetzt», weiss Julia Macher. Doch das Problem sei, dass Spaniens Bauern vorwiegend für den Export nach Europa produzieren würden – und das möglichst billig. Doch wenn das viele Wasser für die Tomaten, Peperoni, Erdbeeren oder Zitrusfrüchte statt billig aus den Stauseen fliesst, nun teuer entsalzt werden muss, funktioniert dieses Geschäftsmodell nicht mehr.

Satellitenaufnahme despraktisch leeren Stausees.
Legende: Das Sau-Reservoir – ein Stausee – rund 80 km nördlich von Barcelona (siehe Karte oben) ist praktisch leer. Das hat massive Folgen für die Landwirtschaft in der Region. Imago/Nasa Earth

Muss sich Spanien neu ausrichten? Angesichts der Probleme mit ausbleibendem Regen fragen sich in Spanien inzwischen nicht mehr nur die Umweltschützer, wie sinnvoll es ist, das knappe Wasser als Billiggemüse nach Europa zu exportieren. Deshalb gebe es inzwischen ernsthafte Bemühungen der spanischen Landwirtschaft, in Zukunft weniger auf Massenexport zu setzen. «Es wird nun eher der regionale Anbau zur regionalen Versorgung gefördert», so die Journalistin Macher.

Bussandrohung bis zu 150'000 Euro

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Die inzwischen geltenden Beschränkungen treffen die Landwirtschaft in Katalonien hart – sie soll ihren Wasserverbrauch um 80 Prozent reduzieren. Die Viehwirtschaft darf noch halb soviel Wasser verbrauchen wie zuvor, die Industrie muss einen Viertel Wasser einsparen. Bei Verstössen drohen Bussen von bis zu 150'000 Euro.

Noch härtere Einschnitte können nur deshalb vermieden werden, weil in Katalonien mittlerweile 55 Prozent des in der Region genutzten Wassers aus Entsalzungs- oder Wiederaufbereitungsanlagen kommen. Das braucht aber viel Energie und ist entsprechend teuer.

Rendez-vous, 13.3.2024, 12:30 Uhr ; 

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