Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

Skandal um Missbrauchsring Die wichtigsten Fragen und Antworten zu den Epstein-Akten

Die US-Regierung hat Teile der brisanten Epstein-Akten freigegeben. Es sind hunderte Dokumente mit Fotos, Flugprotokollen und Zeugenaussagen. Der verurteilte Multimillionär Jeffrey Epstein hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und auch Minderjährige zum Opfer fielen.

Wegen Epsteins guter Kontakte in die High Society gibt es Spekulationen darüber, wer was wusste und wer vielleicht gar selbst involviert war – möglicherweise sogar Präsident Donald Trump. Barbara Colpi hat sich die jüngsten Veröffentlichungen angesehen.

Barbara Colpi

USA-Korrespondentin

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Barbara Colpi berichtet seit Juli 2022 als Korrespondentin für Radio SRF und News Digital aus den Vereinigten Staaten. Sie ist seit 2005 bei Radio SRF und begann als Redaktorin in der Sportredaktion, wo sie 2008 die stellvertretende Leitung übernahm. Im Frühling 2016 wechselte die studierte Sozialanthropologin auf den Korrespondentenposten nach Lausanne.

Hier finden Sie weitere Artikel von Barbara Colpi und Informationen zu ihrer Person.

Weiss man jetzt mehr im Fall Epstein?

Die Dokumente geben einen detaillierten und teilweise auch sehr verstörenden Einblick in die Machenschaften von Jeffrey Epstein, beispielsweise mit Opferberichten, wie Minderjährige rekrutiert wurden. Doch darum geht es nicht; es braucht keine neuen Beweise. Denn Jeffrey Epstein war verurteilt und sass bis zu seinem Tod im Gefängnis. Auch seine Freundin und Gehilfin Ghislaine Maxwell sitzt ihre Gefängnisstrafe ab. Auf die entscheidende Frage, was prominente Personen über diese Machenschaften wussten und ob sie gar Komplizen waren, geben die bisher neu veröffentlichten Akten keine Antworten. 

Fall Epstein: die Vorgeschichte

Box aufklappen Box zuklappen
  • Der New Yorker Finanzier Epstein verkehrte jahrelang in einflussreichen Kreisen. Dabei hatte er einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und Minderjährige zum Opfer fielen. Auch er selbst soll Frauen und Mädchen missbraucht haben.
  • Vor etwa 20 Jahren landete der Fall vor Gericht. Zu einigen Vorwürfen bekannte sich Epstein schuldig.
  • Jahre später wurde der Fall aufgerollt und der Multimillionär erneut festgenommen. Doch bevor ein Urteil hätte gefällt werden können, starb er 2019 mit 66 Jahren in seiner Gefängniszelle. Laut Obduktionsbericht: Suizid.
  • Epsteins plötzlicher Tod und seine Kontakte in die Welt der Reichen und Mächtigen lösten Spekulationen über die mögliche Verwicklung einflussreicher Kreise aus. Vor seiner Festnahme waren Prominente und Milliardäre bei ihm ein und aus gegangen.
  • Ebenso gehörte der jetzige US-Präsident Trump lange zu Epsteins Umfeld, hatte aber nach eigenen Angaben mit ihm gebrochen.
  • Umfangreiche Akten existieren. Bislang sind nur Auszüge bekannt. Viele Missbrauchsopfer gingen in den vergangenen Jahren an die Öffentlichkeit.

Warum geht es relativ oft um Ex-US-Präsident Bill Clinton?

Das Justizministerium dementiert, dass das so gewollt sei oder die Akten gezielt redigiert oder priorisiert zu haben, um Bill Clinton stärker zu belasten und Donald Trump zu schonen. Die Dokumente spiegeln letztlich das wider, was die Ermittlungen bereits ergeben haben. Clinton taucht häufiger in Fotos, Flugprotokollen und Zeugenaussagen auf, da er nachweislich mehrmals mit Epstein gereist ist. Es gibt jedoch keine Beweise für eine kriminelle Beteiligung.

Bill Clinton setzt auf einem Sofa, eine unkenntlich gemachte junge Frau sitzt neben ihm auf der Stuhllehne.
Legende: Relativ häufig in den jüngsten Veröffentlichungen des US-Justizministeriums taucht der demokratische Ex-Präsident Bill Clinton auf. Das Justizministerium negiert, die Akten gezielt priorisiert zu haben. US-Justizministerium

Wurde etwas vertuscht?

Viele Akten wurden vor der Veröffentlichung geschwärzt. Es überrascht nicht, dass es Vorwürfe gibt, dass Trump und das Justizministerium etwas hätten vertuschen wollen. Das befeuert solche Spekulationen geradezu. Doch das Justizministerium begründet die umfangreichen Schwärzungen mit gesetzlich vorgeschriebenen Schutzaspekten. Dazu zählen persönliche Informationen über Opfer, explizite Darstellungen von Kindesmissbrauch sowie Informationen, die zum Schutz der nationalen Sicherheit ordnungsgemäss als geheim eingestuft sind. Ebenso alles, was eine laufende Ermittlung gefährden könnte.

Wie geht es weiter?

In den nächsten Wochen wird die Publikation Tausender weiterer Dokumente erwartet. Es sind einerseits die noch ausstehenden Dokumente der Epstein-Akten. Das Justizministerium hat versprochen, diese bis Ende des Jahres nachzuliefern. Zudem ist das Justizministerium per Gesetz verpflichtet, innerhalb von zwei Wochen nach vollständiger Herausgabe der Dokumente einen Bericht der zuständigen Aufsichtskommission im US-Kongress vorzulegen. Dieser muss eine Liste aller freigegebenen und zurückgehaltenen Dokumente, einen vollständigen Bericht über alle Schwärzungen sowie eine Liste aller in den Dokumenten genannten Regierungsbeamten und «politisch exponierten Personen» enthalten.

Hunderttausende Seiten: Bilder aus den neuen Epstein-Akten

Nach wie vor sind die Erwartungen für mehr Transparenz hoch; Antworten darauf, ob das Narrativ von Donald Trump stimmt oder nicht. Trump hat seiner Basis immer wieder versprochen, diesen sogenannten «Deep State» zu entlarven. Dieses angebliche Netzwerk innerhalb des Staates aus mächtigen Eliten und Institutionen, das politische Gegner aus der Demokratischen Partei schützt und belastende Beweise unterdrückt. Ob es jedoch dazu Antworten gibt, oder auch darauf, ob Donald Trump nicht doch mehr wusste, bleibt offen.

Info 3, 20.12.2025, 17:00 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel