Die US-Regierung hat Teile der brisanten Epstein-Akten freigegeben. Es sind hunderte Dokumente mit Fotos, Flugprotokollen und Zeugenaussagen. Der verurteilte Multimillionär Jeffrey Epstein hatte jahrelang einen Missbrauchsring betrieben, dem Dutzende junge Frauen und auch Minderjährige zum Opfer fielen.
Wegen Epsteins guter Kontakte in die High Society gibt es Spekulationen darüber, wer was wusste und wer vielleicht gar selbst involviert war – möglicherweise sogar Präsident Donald Trump. Barbara Colpi hat sich die jüngsten Veröffentlichungen angesehen.
Weiss man jetzt mehr im Fall Epstein?
Die Dokumente geben einen detaillierten und teilweise auch sehr verstörenden Einblick in die Machenschaften von Jeffrey Epstein, beispielsweise mit Opferberichten, wie Minderjährige rekrutiert wurden. Doch darum geht es nicht; es braucht keine neuen Beweise. Denn Jeffrey Epstein war verurteilt und sass bis zu seinem Tod im Gefängnis. Auch seine Freundin und Gehilfin Ghislaine Maxwell sitzt ihre Gefängnisstrafe ab. Auf die entscheidende Frage, was prominente Personen über diese Machenschaften wussten und ob sie gar Komplizen waren, geben die bisher neu veröffentlichten Akten keine Antworten.
Warum geht es relativ oft um Ex-US-Präsident Bill Clinton?
Das Justizministerium dementiert, dass das so gewollt sei oder die Akten gezielt redigiert oder priorisiert zu haben, um Bill Clinton stärker zu belasten und Donald Trump zu schonen. Die Dokumente spiegeln letztlich das wider, was die Ermittlungen bereits ergeben haben. Clinton taucht häufiger in Fotos, Flugprotokollen und Zeugenaussagen auf, da er nachweislich mehrmals mit Epstein gereist ist. Es gibt jedoch keine Beweise für eine kriminelle Beteiligung.
Wurde etwas vertuscht?
Viele Akten wurden vor der Veröffentlichung geschwärzt. Es überrascht nicht, dass es Vorwürfe gibt, dass Trump und das Justizministerium etwas hätten vertuschen wollen. Das befeuert solche Spekulationen geradezu. Doch das Justizministerium begründet die umfangreichen Schwärzungen mit gesetzlich vorgeschriebenen Schutzaspekten. Dazu zählen persönliche Informationen über Opfer, explizite Darstellungen von Kindesmissbrauch sowie Informationen, die zum Schutz der nationalen Sicherheit ordnungsgemäss als geheim eingestuft sind. Ebenso alles, was eine laufende Ermittlung gefährden könnte.
Wie geht es weiter?
In den nächsten Wochen wird die Publikation Tausender weiterer Dokumente erwartet. Es sind einerseits die noch ausstehenden Dokumente der Epstein-Akten. Das Justizministerium hat versprochen, diese bis Ende des Jahres nachzuliefern. Zudem ist das Justizministerium per Gesetz verpflichtet, innerhalb von zwei Wochen nach vollständiger Herausgabe der Dokumente einen Bericht der zuständigen Aufsichtskommission im US-Kongress vorzulegen. Dieser muss eine Liste aller freigegebenen und zurückgehaltenen Dokumente, einen vollständigen Bericht über alle Schwärzungen sowie eine Liste aller in den Dokumenten genannten Regierungsbeamten und «politisch exponierten Personen» enthalten.
Hunderttausende Seiten: Bilder aus den neuen Epstein-Akten
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Bild 1 von 10. Bekannte Personen sind in den Akten rund um die Epstein-Affäre zu sehen. Eine von ihnen ist Michael Jackson. Bildquelle: Reuters/U.S. Justice Department.
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Bild 2 von 10. In einem Bild schwimmt der ehemalige US-Präsident Bill Clinton mit Ghislaine Maxwell und einer Unbekannten in einem Pool. Bildquelle: Reuters/U.S. Justice Department.
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Bild 3 von 10. Auch Bill Gates taucht in den veröffentlichten Unterlagen auf. Bildquelle: Reuters/House Oversight Committee Democrats.
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Bild 4 von 10. Auf zahlreichen Aufnahmen ist Epsteins langjährige Vertraute Ghislaine Maxwell zu sehen. Bildquelle: AP/U.S. Department of Justice.
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Bild 5 von 10. Auch Fotos mit Rockstar Mick Jagger (in der Mitte) befinden sich in den Unterlagen. Bildquelle: AP/U.S. Department of Justice.
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Bild 6 von 10. Hunderte Seiten wurden vor der Veröffentlichung komplett geschwärzt. Das sorgt auch für Kritik. Bildquelle: AP Foto/Jon Elswick.
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Bild 7 von 10. Auch der britische Ex-Prinz Andrew – nun Andrew Mountbatten-Windsor genannt – der wegen seiner Verstrickung in den Skandal bereits in Verruf geriet und jüngst seine Adelstitel abgeben musste, kommt vor. Bildquelle: AP/U.S. Department of Justice.
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Bild 8 von 10. Akten, die einen «eindeutig ungerechtfertigten Eingriff in die Privatsphäre darstellen», müssen laut Gesetz nicht veröffentlicht werden. Bildquelle: REUTERS/Jonathan Ernst Schilder.
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Bild 9 von 10. Neben dem Pass von «Jeffrey Edward Epstein» ... Bildquelle: Reuters/House Oversight Committee Democrats.
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Bild 10 von 10. ... wurden auch Pässe von fremden Personen veröffentlicht, wie dieser tschechische. Bildquelle: Reuters/House Oversight Committee Demokraten.
Nach wie vor sind die Erwartungen für mehr Transparenz hoch; Antworten darauf, ob das Narrativ von Donald Trump stimmt oder nicht. Trump hat seiner Basis immer wieder versprochen, diesen sogenannten «Deep State» zu entlarven. Dieses angebliche Netzwerk innerhalb des Staates aus mächtigen Eliten und Institutionen, das politische Gegner aus der Demokratischen Partei schützt und belastende Beweise unterdrückt. Ob es jedoch dazu Antworten gibt, oder auch darauf, ob Donald Trump nicht doch mehr wusste, bleibt offen.