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Suezkanal Bergung der «Ever Given» könnte Tage dauern – oder Wochen

  • Die Blockade des Suezkanals durch ein festgefahrenes Containerschiff dauert nach Angaben eines Vertreters der ägyptischen Regierung höchstens noch drei Tage.
  • Die Nachrichtenagentur Bloomberg berichtete hingegen, dass die Bergung eine Woche, möglicherweise auch länger, dauern könnte. Die Agentur berief sich auf namentlich nicht genannte Quellen.
  • Seit Dienstag blockiert die 400 Meter lange «Ever Given» den Suezkanal, eine der wichtigsten Wasserstrassen der Welt. Der Rohölpreis steigt derweil weiter an.

Die Schifffahrt auf dem Kanal zwischen Rotem Meer und Mittelmeer werde binnen 48 bis höchstens 72 Stunden wieder aufgenommen werden, sagte der Berater von Ägyptens Staatschef Abdel Fattah al-Sisi für Seehäfen, Mohab Mamisch.

Als ehemaliger Chef der Behörde für den Suezkanal habe er bereits mehrere Bergungsaktionen miterlebt, führte Mamisch aus. «Ich kenne jeden Zentimeter des Kanals.»

«Riesiger gestrandeter Wal»

Die Blockade könnte sich aber den Bergungsteams zufolge noch Wochen hinziehen. Dies sei nicht auszuschliessen, sagte ein Experte. Bug und Heck des Schiffes seien an den Seiten des Kanals hochgedrückt worden. Die «MV Ever Given» sei damit «wie ein riesiger gestrandeter Wal».

Dem Experten zufolge lastet das enorme Gewicht des Schiffes auf dem Sand auf beiden Seiten des Kanals. «Möglicherweise müssen wir mit einer Kombination aus Gewichtsreduzierung arbeiten, indem wir Container, Öl und Wasser vom Schiff holen, Schlepper einsetzen und Sand ausbaggern», sagt er.

Wir haben keine Prognose, wann die Arbeit erfolgreich sein wird.
Autor: Shoei Kisen Kaisha Eignerin der «MV Ever Given»

Der Eigentümer, die japanische Leasingfirma Shoei Kisen Kaisha, hatte vor Mamischs Äusserungen mitgeteilt, es sei «extrem schwierig», die «MV Ever Given» wieder flottzubekommen. Der Eigner entschuldigte sich für die Havarie. Eine Sprecherin der Firma sagte: «Wir haben keine Prognose, wann die Arbeit erfolgreich sein wird.»

Abladen der Ladung wird erwogen

Die Kanalverwaltung entsandte mehrere Schlepper, auch ein Team der niederländischen Spezialfirma Smit Salvage machte sich auf den Weg. Eine mit dem Vorgang vertraute Person warnte vor weiteren Verzögerungen, sollte ein Teil der Ladung von Bord geholt werden müssen. Am Sonntag werde eine höhere Flut erwartet, die möglicherweise bei der Bergung helfen könne.

Durch den Kanal werden etwa 30 Prozent des weltweiten Containervolumens verschifft und etwa zwölf Prozent aller Waren. Es stauen sich mehr als 200 Schiffe auf beiden Seiten des Kanals, einer der wichtigsten Wasserstrassen der Welt. Die weltgrösste Container-Reederei Maersk prüft nach eigenen Angaben, ob sie ihre Schiffe um die Südspitze Afrikas schicken sollte – bei einer zusätzlichen Fahrdauer von bis zu sechs Tagen.

Auswirkungen für jeden Hafen in Westeuropa

«Jeder Hafen in Westeuropa wird das merken», sagte ein Sprecher für den Hafen von Rotterdam, der grösste in Europa. Besonders betroffen dürften Russland und Saudi-Arabien sein, die beiden Staaten, die am meisten Öl durch den Kanal schicken. Indien und China sind dagegen die grössten Importeure, teilten Analysten von Vortexa mit.

Die Ölpreise steigen

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Die Ölpreise sind wegen der Havarie gestiegen. Ein Barrel Nordseeöl der Sorte Brent kostete am Freitagmorgen 62.71 US-Dollar. Das waren 76 Cent mehr als am Vortag. Der Preis für ein Fass amerikanisches Rohöl der Marke West Texas Intermediate (WTI) stieg um 81 Cent auf 59.37 Dollar. Am Ölmarkt bleibt die Blockade weiter das bestimmende Thema.

Der 1869 eröffnete Suezkanal verkürzt die Handelsverbindung zwischen Asien und Europa. Die Strecke von Singapur nach Rotterdam verringert sich durch den Kanal um 6000 Kilometer gegenüber der Fahrt um das Kap der Guten Hoffnung an der südlichen Spitze Afrikas.

SRF 4 News, 26.03.21, 08:00 Uhr ; 

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