Der Sandstrand auf der Westseite von Koh Phayam erstreckt sich kilometerlang. Kein Mensch ist zu sehen, nur ein paar Krabben huschen über den Sand, um sofort in ihren Löchern zu verschwinden. Wenige Meter entfernt liegen die Hornbill Huts, einfache Holz- und Betonbungalows ohne Klimaanlagen.
Nur einer seiner 20 Bungalows sei zurzeit belegt, sagt Adisak Kawpong, der Besitzer der Anlage. «Bevor es mit Covid-19 losging, hatten wir nur europäische und amerikanische Touristen hier, wir nennen sie Farang.» Die Farang blieben meist einige Wochen oder Monate, doch seit Ausbruch der Pandemie kommen sie nicht mehr. Thailand vergibt zwar wieder Touristen-Visa, aber wer ins Land einreist, muss zwei Wochen in die teure Hotelquarantäne.
Jetzt kämen nur noch die Einheimischen, sagt Kawpong und seufzt: «Die thailändischen Touristen, die auf die Insel kommen, haben keine Zeit und bleiben nur eine oder zwei Nächte. Anders als die Ausländer fürchten sich die Thailänder vor allem: der Dunkelheit, den Spinnen und Geckos. Und sie wollen ein klimatisiertes Zimmer. Für uns bedeutet das viel mehr Arbeit.»
Einige Besitzer der meist kleinen Hotelanlagen haben die Insel längst verlassen, sodass einfache Hotels und Restaurants an manchen Orten bereits verfallen. Andere, die auf die Insel gekommen sind, weil sie explizit ein anderes Leben suchten, sind geblieben. Zum Beispiel die Japanerin Chiyoko Yamaguchi. Am Südende der Insel, mitten auf einer Gummi-Plantage, führt sie ihr kleines Restaurant.
Die Japanerin kam vor 30 Jahren auf die Insel, um sich ein Ferienhaus zu bauen. Als sie kurz darauf einen Hund adoptierte, blieb sie. Jetzt besitzt sie eine Gummi- und Cashewnuss-Plantage mit 6000 Bäumen, ein Gästehaus und ein Restaurant. Erst seit einem halben Jahr hat sie rund um die Uhr Strom, Wasser holt sie aus einem Brunnen.
Sie liebe Herausforderungen, sagt Yamaguchi: «Die Pandemie sehe ich nicht als etwas Schlechtes: Wir haben keine Corona-Fälle hier, wir sind sicher – und ich habe Zeit, neue Projekte anzupacken.» Wie viele auf der Insel mache sie nun wieder möglichst alles selbst: Brot, Pasta, Mayonnaise. Ihre Plantage will sie in eine Kokosnuss-Plantage umwandeln. «Das bringt mehr Geld», so Yamaguchi.
Überall auf der tropischen Insel riecht es nach den überreifen Früchten der Cashewbäume. Früher förderte die Regierung den Anbau von Cashew- und Gummibäumen, aber seit die Preise ins Bodenlose gefallen sind, haben die Inselbewohner auf Tourismus umgeschwenkt. Die ganze Insel ist jedoch weiterhin Landwirtschaftszone, alle Hotels sind damit offiziell illegal. Deshalb bekommt niemand Hilfe von der Regierung.
Vor den Hornbillhütten hat auch Adisak Kawpong Cashewnüsse zum Trocknen ausgelegt. «Viel verdienen kann man damit nicht, aber Gärtner sind ja auf der ganzen Welt nicht reich», sagt der Inselbewohner. Er zeigt auf die Zitronen, Papaya und Bananenstauden, die er nun angepflanzt hat, um über die Runden zu kommen. Sie sehen eher kümmerlich aus. Seit Monaten hat es nicht mehr geregnet, es fehlt überall auf der Insel an Wasser.
Beklagen will sich Kawpong aber nicht: «In anderen Ländern werden die Leute verrückt, wenn sie kein Geld und keine Arbeit haben. Hier sagen wir: Kein Problem, jetzt gehen wir einfach mehr spazieren und geniessen die Vögel, die zurückgekommen sind. Andere Leute müssen viele Jahre sparen, um auf eine Insel wie die unsere zu kommen. Ich lebe hier. Das macht mich glücklich.»