Als Jane Goodall anfing das Leben der Schimpansen zu studieren, schlugen ihr reichlich Sexismus und Frauenfeindlichkeit entgegen. Die Medien berichteten über ihr blondes Haar und ihre Beine, während ihre Forschung als unwissenschaftlich abgetan wurde.
Im Jahr 2018 schrieb Jane Goodall für die «Times» über jene Zeit: «Ich wollte sowieso nie Wissenschaftlerin sein – Frauen hatten damals nicht solche Karrieren. Ich wollte Naturbeobachterin sein. Wenn meine Beine halfen, für die Schimpansen zu werben, dann war das nützlich.»
Mutige Forscherin
Hinter der Pragmatik und dem ruhigen Auftritt von Jane Goodall versteckte sich eine Zielstrebigkeit, die schon fast an Sturheit grenzte. Sie ertrug im Dschungel von Gombe (Tansania) die feuchte Hitze, die Malaria, die Isolation und die lange Zeit, die es brauchte, um das Vertrauen der Schimpansen zu gewinnen – um ihren Traum zu leben: ein Leben in Afrika mit Tieren.
Jane Goodall mag keine formelle Ausbildung als Forscherin gehabt haben, als sie begann, die Lebensweise der Schimpansen zu studieren. Doch sie war belesen und verfügte über grosse Beobachtungsgabe, Neugier und Ausdauer. Und sie stand für ihre Erkenntnisse ein, auch wenn sie einer bestehenden Lehrmeinung entgegenliefen.
Der Mensch, das Tier
Mit ihrer Forschung und ihrem Vorgehen stiess Jane Goodall nicht überall auf offene Ohren. Die Professoren an der Universität von Cambrige störten sich etwa daran, dass sie den Schimpansen Namen gab, statt sie zu nummerieren. Jane Goodalls Erkenntnisse wurde teils als Vermenschlichung abgetan – Tiere hatten in den Augen einiger Forschenden weder Charakter noch Gefühle.
Auch wenn Jane Goodall später von einigen ihrer früheren Forschungsmethoden abliess – etwa dem Füttern der Schimpansen – zweifelte sie nie daran, dass ihre grundlegende Erkenntnis stimmte: Schimpansen haben genauso Persönlichkeit, Empathie und Aggressionen wie Menschen. Die Zeit hat ihr recht gegeben. Das Feld der Verhaltensforschung baut noch heute auf ihren Erkenntnissen auf.
Aktivistin für den Umweltschutz
Nach ihrer Zeit als Forscherin im Dschungel setzte sich Jane Goodall als Aktivistin für Tierrechte und einen sorgfältigeren Umgang mit unserem Planeten ein. Sie gründete sowohl das Jane Goodall Institute als auch die Jugendorganisation Roots & Shoots, die Jugendliche zu Botschaftern des Umweltschutzes machen soll.
Jane Goodalls Lebenswerk war auf eines ausgerichtet: Dass sich unsere Haltung gegenüber Tieren und der Umwelt verändert. Für dieses Ziel hat sie bis ins hohe Alter unermüdlich gekämpft.
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Bild 1 von 8. Jane Goodall, eine der berühmtesten Primatenforscherinnen unserer Zeit, ist im Alter von 91 Jahren verstorben. (2003). Bildquelle: KEYSTONE / AP Photo / Camden Courier-Post / Jose F. Moreno.
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Bild 2 von 8. Die in London geborene Goodall war eine Verhaltensforscherin, die 1960 in Afrika begann, Schimpansen zu untersuchen. (Bei einem Dreh mit ihrem ersten Ehemann Hugo van Lawick, 1974). Bildquelle: AP Photo.
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Bild 3 von 8. Weil Schimpansen (hier ein dreijähriges Weibchen) durch Jagd und Abholzung zunehmend bedroht waren, wurde aus der Verhaltensforscherin Goodall im Laufe der Zeit eine Tierschutz- und Umweltaktivistin. (1997). Bildquelle: AP Photo / Jean-Marc Bouju.
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Bild 4 von 8. Goodall verbrachte viel Zeit ihres Lebens mit Primaten. Wie lange sie wohl Tess (im Bild) gekannt hatte ... (1997, in einer Auffangstation nahe Nairobi). Bildquelle: AP Photo / Jean-Marc Bouju.
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Bild 5 von 8. Während ihrer Zeit als Primatenforscherin wurde sie lange Zeit begleitet von «Mr. H», ihrem Maskottchen, benannt nach einem US-Soldaten, der mit 25 Jahren erblindete, als Symbol für den unbeugsamen menschlichen Kampfgeist. (2003, bei der Eröffnung eines Standorts ihres Instituts in Wien). Bildquelle: EPA/HARALD SCHNEIDER.
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Bild 6 von 8. Als UNO-Friedensbotschafterin durfte Goodall auch in Genf vors Rednerpult, nämlich im europäischen Hauptquartier der Vereinten Nationen. Thema des Vortrags war: «Weckruf der Natur». (2010). Bildquelle: KEYSTONE / Salvatore Di Nolfi.
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Bild 7 von 8. Für ihre Verdienste erhielt Goodall Anfang Jahr die Freiheitsmedaille, eine der höchsten zivilen Auszeichnungen in den USA, höchstpersönlich überreicht vom ehemaligen US-Präsidenten Biden. Bildquelle: IMAGO / ZUMA Press Wire.
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Bild 8 von 8. Goodall hielt Referate auf der ganzen Welt – bis zuletzt. Goodall verstarb auf einer Vortragsreise in den USA. (2023). Bildquelle: EPA / RAMON VAN FLYMEN.