Die EU und auch die USA sind zurzeit daran, ein neues Sanktionspaket gegen Russland zu schnüren. Dieses ist allerdings noch nicht spruchreif. Die bisherigen Sanktionen seit Ausbruch des Krieges haben der russischen Wirtschaft zwar geschadet. Aber es ist ihr gelungen, den Handel mit anderen Ländern so stark zu forcieren, dass die russischen Exporte 2024 inflationsbereinigt um 18 Prozent zugenommen haben, wie eine Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft in Köln zeigt. Die russische Strategie, auf den Handel mit anderen Staaten zu setzen, scheint aufgegangen zu sein, jedenfalls für eine gewisse Zeit.
Für das Gesamtjahr 2024 verzeichnete Russlands Wirtschaft ein Wachstum von 4.3 Prozent. Laut Rosstat, dem offiziellen Statistikdienst Russlands, wuchs das russische BIP im ersten Quartal dieses Jahres im Jahresvergleich um 1.4 Prozent – im Vergleich zum Wachstum von 4.5 Prozent im vierten Quartal des Vorjahrs ist dies ein Rückgang.
Der russische Handel mit europäischen Ländern ist seit Beginn des Krieges eingebrochen. Dafür hat der Handel vor allem mit Brics-Staaten massiv zugenommen. Ein Beispiel dafür ist Indien: Prozentual gesehen hat der Import von Waren aus Russland nach Indien um 680 Prozent zugenommen. Vor dem Krieg stand Indien an zwölfter Stelle der wichtigsten Handelspartner Russlands, nun steht es an zweiter.
Der wichtigste Importeur russischer Waren in absoluten Zahlen ist aber China. China hat 2024 Waren aus Russland für 130 Milliarden US-Dollar gekauft. Prozentual gesehen sind die russischen Exporte nach China seit 2021 um 67 Prozent gestiegen. Allerdings scheint sich auch der Handel mit China im ersten Halbjahr 2025 abzuschwächen. Wie die «Moscow Times» berichtet, ist das Handelsvolumen Russlands mit China im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 9.1 Prozent zurückgegangen.
Warnung vor Rezession
Vielleicht hat deshalb der russische Wirtschaftsminister Maxim Reschetnikow vor rund einem Monat am Petersburger Internationalen Wirtschaftsform (SPIEF) vor einer Rezession gewarnt. Er kritisierte dabei auch die Politik der russischen Zentralbank und warnte vor dem Einbruch bei den Investitionen.
Die Chefin der russischen Zentralbank, Elvira Nabiullina, wehrte sich zwar gegen die Vorwürfe einer falschen Geldpolitik, aber auch sie prognostizierte Schwierigkeiten. Russlands Wirtschaft sei zwei Jahre lang trotz der Sanktionen durch Programme zur Importverdrängung gewachsen – dank Geldern aus dem Wohlstandsfonds und bestehenden Kapitalreserven des Bankensystems. «Wir müssen verstehen, dass viele dieser Ressourcen tatsächlich aufgebraucht sind, und müssen über ein neues Wachstumsmodell nachdenken», sagte sie.
Eine weitere Möglichkeit, an Geld zu kommen, nutzt Russland bereits recht intensiv. Das Wirtschaftsmagazin «Business Insider» schreibt, seit 2022 sei Russland durch Beschlagnahmungen von Betrieben umgerechnet an etwa 43 Milliarden Euro gekommen.
USA sprechen von Sekundärzöllen
Die nun von den USA geplanten Sanktionen wollen die russischen Einnahmen aus Exporten empfindlich treffen. Dabei sollen sogenannte Sekundärzölle eingeführt werden. Das bedeutet, dass auch Produzenten aus Drittstaaten mit Zöllen belegt werden, wenn ihre Waren russische Teile enthalten. Es geht dabei um Zölle von bis zu 500 Prozent. Eine solche Regelung würde Käufer russischer Waren, besonders von Öl, Gas und anderen Rohstoffen, stark treffen.