Zum Inhalt springen

Trumps Telefonat mit Putin Keine Kritik, keine Sanktionen, kein Zeitrahmen für Frieden

  • Nach seinem Telefonat mit Kremlchef Wladimir Putin versucht US-Präsident Donald Trump, Hoffnung auf eine baldige Waffenruhe zu erwecken.
  • Trump nannte allerdings keine Details des Gesprächs. Konkretes wurde offenbar nicht ausgehandelt.
  • Von europäischen Spitzenpolitikern wurde Trump einmal mehr dafür kritisiert, bei seinen Friedensbemühungen nicht genügend Druck auf Moskau auszuüben.
  • Laut USA-Korrespondentin Viviane Manz lässt sich Trump von Putin hinhalten.

Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine sei «ein Blutbad», sagte Trump – «und ich glaube, dass er (Putin) es beenden will». Der Republikaner stellte zudem sofortige Verhandlungen im Vatikan über eine Waffenruhe zwischen Russland und der Ukraine in Aussicht.

Trump und Putin telefonierten am Montag rund zwei Stunden lang miteinander. «Die Verhandlungen zwischen Russland und der Ukraine werden unverzüglich aufgenommen», verkündete Trump anschliessend. Zu den Bemühungen um ein Kriegsende sagte er im Weissen Haus: «Ich denke, wir haben eine gute Chance, das zu schaffen. Ich glaube, Putin will das.» Er würde sich nicht um eine Friedenslösung bemühen, wenn er davon nicht überzeugt wäre, so Trump.

Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski betonte, er lehne mögliche russische Bedingungen für eine Waffenruhe wie etwa den Abzug ukrainischer Truppen aus annektierten Gebieten im eigenen Land ab.

«Trump lässt sich von Putin hinhalten»

Box aufklappen Box zuklappen
Frau in blauem Blazer vor modernem Gebäude.
Legende: SRF/Lukas Maeder

Kurzeinschätzung von SRF-USA-Korrespondentin Viviane Manz:

«Einer Waffenruhe näher gekommen ist man nicht. Putin gibt eine völlig unverbindliche Erklärung ab, ein Bekenntnis zur Waffenruhe fehlt. Trump zeigt sich dennoch zufrieden und lobt das Gespräch als «sehr gut». Die Ukraine und Russland würden laut ihm sofort mit Verhandlungen beginnen – obwohl erst kürzlich Gespräche ohne Putins Teilnahme stattfanden. Die USA hatten bereits zuvor einen Vorschlag für eine Waffenruhe vorgelegt. Trump lässt sich also hinhalten.

Erneut fehlt ein klares Bekenntnis zur weiteren militärischen Unterstützung der Ukraine. Kein Wort über die jüngsten russischen Angriffe. Während Europa neue Sanktionen ankündigt, bleibt es von US-Seite still.

Auch seine Rolle als Vermittler relativiert Trump plötzlich. Noch vor ein paar Tagen sagte Trump, nur er könne im Gespräch mit Putin Frieden in der Ukraine vermitteln. Nun schreibt er in den sozialen Medien, die Gespräche müssten zwischen den Parteien geführt werden, und bringt den Vatikan als Vermittler ins Spiel. Kein Wort mehr von einem Treffen Putin-Trump. Damit sieht es so aus, als ob Trump seine Rolle als Friedensvermittler relativiert. Zwar können durchaus andere Länder als die USA vermitteln. Doch die Frage ist, ob damit Trump eben auch andeutet, dass die militärische Hilfe der USA für die Ukraine versiegen könnte.»

Der Kreml hat immer wieder betont, dass er bei Friedensgesprächen auf einem kompletten Abzug ukrainischer Truppen aus den vier nur zum Teil von Russland kontrollierten Gebieten Donezk, Luhansk, Saporischschja und Cherson bestehe.

Bericht: Europäische Verbündete enttäuscht von Trump

Dass ein Ende des Kriegs in Sicht sei, stellen europäische Staats- und Regierungschefs offenbar in Frage. In einem dem Gespräch mit Putin folgenden Telefonat mit Trump hätten diese den Eindruck bekommen, dass der US-Präsident nicht bereit sei, den Kremlchef durch grösseren Druck an den Verhandlungstisch zu zwingen. So berichtet es die «Financial Times» unter Berufung auf eine mit dem Gespräch vertraute Quelle.

Demnach stellte Trump fürs Erste auch keine weiteren Sanktionen gegen Russland in Aussicht. Gegenüber Reportern begründete er dies dem US-Sender CNN zufolge damit, dass es in der jetzigen Phase eine Chance gebe, bei den Bemühungen voranzukommen.

In Brüssel wird heute Dienstag die Verabschiedung des 17. Sanktionspakets der EU erwartet. «Das (Sanktions-)Paket Europas wird kommen und es wird stark», sagte Selenski. Er hofft ausserdem auf neue Strafmassnahmen seitens der USA – die es laut «Financial Times» aber erstmal nicht geben soll.

Ex-Botschafter: «Putin sieht Dollarzeichen in Trumps Augen»

Box aufklappen Box zuklappen

Rüdiger von Fritsch, von 2014 bis 2019 deutscher Botschafter in Russland, wertete das Telefonat der beiden Präsidenten als Punktsieg für Putin. «Nach allem, was wir bisher wissen, können wir nicht sehen, dass Russland sich irgendwie bewegt hat, und dass es, und das scheint mir noch wichtiger, Anlass sieht, sich künftig bewegen zu müssen», sagte von Fritsch in den ARD-Tagesthemen.

Putin wisse, dass Trump bereit sei, für ein Ende des Konflikts vieles zu opfern – auch die Interessen der Ukraine. Bemerkenswert sei auch, dass Trump «mal wieder» von künftigen amerikanisch-russischen Handelsbeziehungen gesprochen habe. «Er sieht die Dollarzeichen in Trumps Augen», sagte von Fritsch über den Kremlchef, der die Profitgier des US-Präsidenten ausnutze.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schrieb auf X, dass Europa und die USA «die Ukraine auf dem Weg hin zu einem Waffenstillstand eng begleiten» wollten. «Europa wird den Druck auf Moskau durch Sanktionen erhöhen».

Mögliches Memorandum – Selenski verlangt Informationen

Putin sagte nach dem Gespräch, Russland sei bereit, an einem Memorandum mit der Ukraine zu arbeiten, das einen Waffenstillstand beinhalten würde.

Moskau wolle die Kampfhandlungen beenden, es müsse aber der effektivste Weg zum Frieden gefunden werden. Dafür müssten Kiew und Moskau Kompromisse eingehen, die allen Seiten gerecht werden. Wie diese Kompromisse inhaltlich seiner Meinung nach aussehen sollen, sagte der Kreml-Chef nicht.

Gemäss russischen Staatsmedien teilte der Sprecher des russischen Präsidialamtes später mit, dass es keine Fristen für die Ausarbeitung eines solchen Memorandums gebe. Der ukrainische Präsident Wolodimir Selenski hatte zuvor festgehalten, dass er Details zu dem von Putin angesprochenen Text erwarte.

10 vor 10, 19.05.2025, 21:50 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel