Zum Inhalt springen

Header

Audio
Nach den Wahlen in Polen: Ungarn unter Druck
Aus Rendez-vous vom 17.10.2023. Bild: Reuters/Bernadett Szabo
abspielen. Laufzeit 3 Minuten 2 Sekunden.
Inhalt

Tusk regiert bald in Polen Für Viktor Orban wird es zunehmend ungemütlich

«Polen und Ungarn blockieren» – so begannen in den letzten Jahren zahllose Schlagzeilen. Ob es in der EU um Klimaschutz oder um Flüchtlinge, ums Budget oder um Rechte für sexuelle Minderheiten ging – oft scheiterten Vorhaben an der Allianz der nationalistischen Regierungen in Budapest und Warschau.

Zusammen hatten Ungarns Viktor Orban und die rechtskonservative Regierung Polens bei vielen Abstimmungen in der EU faktisch ein Veto. Das dürfte vorbei sein.

Tusk – ein erklärter Gegner Orbans

Donald Tusk, wahrscheinlich nächster Regierungschef in Polen, ist ein Gegner von Orban. Der ehemalige EU-Ratspräsident forderte den Ausschluss von Orbans Fidesz-Partei aus der Europäischen Volkspartei. Beim letzten Wahlkampf in Ungarn stand er auf einer Bühne der Orban-Gegner. Tusk nannte die Politik des ungarischen Regierungschefs «gefährlich» und «moralisch inakzeptabel».

Besonders unangenehm für Orban ist der Machtwechsel in Warschau im Hinblick auf das Artikel-7-Verfahren. Damit kann die EU gegen Mitglieder vorgehen, die die europäischen Grundwerte verletzen – etwa die Demokratie aushebeln oder die Justiz behindern. Am Ende eines solchen Verfahrens kann einem EU-Mitglied das Stimmrecht entzogen werden.

Bislang war das Theorie. Wichtige Entscheidungen in diesem EU-Verfahren müssen nämlich einstimmig getroffen werden. Und da konnte sich Orban stets auf die Rückendeckung aus Warschau verlassen. Diese Rückendeckung wird es bald nicht mehr geben.

In Budapest reagiert man nervös

Entsprechend nervös reagiert jetzt die ungarische Regierung. Der Vize-Aussenminister sagte am Tag der polnischen Wahlen, ein Sieg der Opposition in Warschau brächte «unberechenbare Konsequenzen» für Ungarn, er würde das Land verletzlich machen.

Nun kann man einwenden, dass Orban gerade einen neuen Verbündeten bekommen hat: Im Nachbarland Slowakei wird der Links-Nationalist und Orban-Bewunderer Robert Fico in diesen Tagen seine neue Regierung vorstellen.

Doch Fico ist nicht so mächtig, wie es die Rechtskonservativen in Warschau zuletzt waren. Anders als sie ist Fico auf Koalitionspartner angewiesen. Und sein wichtigster Partner gilt als aussenpolitisch gemässigter als er selbst. Auf die Slowakei kann sich Orban also nicht in gleichem Ausmass verlassen wie bislang auf die Rechtskonservativen in Warschau.

Kommt es tatsächlich wie erwartet zum Regierungswechsel in Polen, wird der Raum für autoritär regierende Machthaber in der EU enger.

Roman Fillinger

Roman Fillinger

Osteuropa-Korrespondent

Personen-Box aufklappen Personen-Box zuklappen

Roman Fillinger ist Osteuropa-Korrespondent von Radio SRF. Von 2007 bis 2018 arbeitete er in verschiedenen Funktionen beim «Echo der Zeit», zuletzt als Moderator und stellvertretender Redaktionsleiter.

Rendez-vous, 17.10.2023, 12:30 Uhr

Jederzeit top informiert!
Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden.
Schliessen

Jederzeit top informiert!

Erhalten Sie alle News-Highlights direkt per Browser-Push und bleiben Sie immer auf dem Laufenden. Mehr

Push-Benachrichtigungen sind kurze Hinweise auf Ihrem Bildschirm mit den wichtigsten Nachrichten - unabhängig davon, ob srf.ch gerade geöffnet ist oder nicht. Klicken Sie auf einen der Hinweise, so gelangen Sie zum entsprechenden Artikel. Sie können diese Mitteilungen jederzeit wieder deaktivieren. Weniger

Sie haben diesen Hinweis zur Aktivierung von Browser-Push-Mitteilungen bereits mehrfach ausgeblendet. Wollen Sie diesen Hinweis permanent ausblenden oder in einigen Wochen nochmals daran erinnert werden?

Meistgelesene Artikel