Seit Jahren ist die Medienkonferenz des russischen Aussenministers Sergej Lawrow ein Höhepunkt am Freitag der UNO-Gipfelwoche. Stets hat der lang gediente Chefdiplomat eine Überraschung oder eine Provokation bereit.
Auch dieses Mal: Auf eine Frage, wie man in Russland den amerikanischen Politikskandal rund um ein Telefongespräch zwischen US-Präsident Donald Trump und dem ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski sehe, sagte Lawrow: Die Sache sei masslos aufgebauscht.
Richtiggehend empörend sei, dass in Washington nun das Protokoll des Telefonats veröffentlicht wurde. Seine Mutter habe ihm als Kind beigebracht, man lese nicht die Briefe anderer Leute. Zwischen Staatschefs brauche es erst recht Vertraulichkeit.
Kritik an Medien und US-Parlament
Weshalb der Russe sowohl das US-Parlament als auch die Medien kritisiert, weil sie den Inhalt des Gesprächs preisgäben. Es dürfe nicht sein, dass auf diese Weise Dinge publik würden, die für die eine oder andere Seite peinlich sein könnten.
Dass die Vorsitzende des US-Repräsentantenhauses, Nancy Pelosi, vermutet, Russland könnte hinter der ganzen Sache stecken, bezeichnet Lawrow gar als «paranoid».
Gleichzeitig macht der Aussenminister klar: Man erwarte in Moskau schon, dass nun nicht auch Abschriften der Gespräche zwischen Trump und Präsident Wladimir Putin veröffentlicht würden. Dieses Begehren wird natürlich erst recht Spekulationen nähren. Zumal die Gründe für das vertrauliche persönliche Verhältnis von Trump und Putin als grosses Geheimnis gelten.