Das will Selenski: Der ukrainische Präsident ist derzeit zu Besuch in den USA, wo am heutigen Freitag ein Treffen mit Trump im Weissen Haus geplant ist. Selenski erhofft sich von Trump eine Freigabe für den Verkauf des US-Marschflugkörpers Tomahawk, der eine hohe Reichweite hat. Damit könnte die Ukraine offensiver gegen den russischen Angriffskrieg vorgehen. Doch ob es so kommt, ist ungewiss. Selenski und US-Vertreter betonen immer wieder, dass man die russische Führung nur mit einer Politik der Stärke zum Einlenken zwingen könne.
So steht Trump dazu: Trump scheint sich der Sache mit den Tomahawks nicht ganz sicher zu sein. Er sagt, auch sein Land selbst brauche die Tomahawks. Vor Tagen sagte Trump über die Ukraine: «Sie wollen in die Offensive gehen. Ich werde eine Entscheidung dazu treffen.» Unklar blieb, wann diese genau erfolgt. Trump betonte ausserdem, dass die USA Waffen an die Nato lieferten, das Verteidigungsbündnis dafür bezahle und sie an die Ukraine weitergebe. Das könnte theoretisch auch bei Tomahawks in Betracht gezogen werden.
Trump hat am Donnerstag zusätzlich mit dem russischen Präsidenten Putin telefoniert. Es ist unklar, wie sehr das Telefonat die Lage beeinflusst.
Putins Ausgangslage: Die von einer US-Firma hergestellte Präzisionswaffe Tomahawk für Fernangriffe könnte von der Ukraine aus weit ins russische Territorium hineingeschossen werden. Russland hat wiederholt vor einem solchen Schritt gewarnt und greift ungeachtet weiter Ziele in der Ukraine an.
Im Zusammenhang mit Tomahawks brachte Russland zuletzt eine angebliche nukleare Gefahr ins Spiel. Der Vizechef des nationalen Sicherheitsrats, Dmitri Medwedew, hatte bei Telegram geschrieben: «Die Lieferung dieser Marschflugkörper könnte für alle schlecht ausgehen. Und vor allem für Trump selbst.» Beim Anflug sei nicht erkennbar, ob ein Tomahawk-Marschflugkörper nuklear bestückt sei oder nicht. Nach Angaben der US-Kongressbibliothek von Mitte September verfügen die USA allerdings seit 2013 nicht mehr über Tomahawks, die nuklear bestückt werden können.
Das meint Europa: Selenski kommt nach Washington mit Rückenwind aus Europa. Beim Treffen der Nato-Verteidigungsminister am Mittwoch in Brüssel erhielt er Zusagen für noch mehr Rüstungshilfe. Der deutsche Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius und sein britischer Amtskollege John Healey kündigten Rüstungskooperationen an. US-Verteidigungsminister Pete Hegseth erhöhte unterdessen den Druck auf den Kreml. Sollte Moskau nicht zu einem baldigen Frieden bereit sein, würden die USA und ihre Verbündeten dafür sorgen, den Krieg für Russland richtig teuer zu machen, drohte der Pentagon-Chef.