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Umstrittenes Podium für AfD Politologe: «TV-Duell Höcke-Voigt war ein Fehlentscheid»

Mit Björn Höcke und Mario Voigt sind sich am Donnerstag auf Welt-TV ein vom Verfassungsschutz als rechtsextrem eingestufter AfD-Spitzenmann und der thüringische CDU-Chef gegenübergestanden. Politologe Wolfgang Schröder von der Universität Kassel kann dem Podium nichts Gutes abgewinnen, auch wenn Voigt die klare Abgrenzung der konservativen Mitte zur völkisch-extremistischen AfD gut gelungen sei.

Wolfgang Schröder

Politologe

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Wolfgang Schröder ist Professor an der Universität in Kassel. Er lehrt und forscht auf dem Fachgebiet «Politisches System der Bundesrepublik Deutschland». Der Politologe gehört der Grundwertekommission der SPD an. Von 2009 bis 2014 war er Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Frauen und Familie des Landes Brandenburg.

SRF News: Der Mut, Höcke zur Rede zu stellen, habe sich ausgezahlt, schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» heute. Sehen Sie das auch so?

Wolfgang Schröder: Ich sehe das etwas anders. Natürlich kann man mit Höcke wie mit jedem anderen Menschen reden. Die Frage ist aber, was man damit erreichen will und welche Wirkung erzielt wird. Das gestrige Gespräch hat nicht dazu beigetragen, Höcke zu demaskieren. Was sein wirkliches Programm ist, konnte nicht herausgearbeitet werden. Voigt konnte immerhin die deutliche Differenz zwischen der konservativen CDU und der völkisch-nationalen AfD darlegen und hat ein Bündnis ausgeschlossen.

Das Gespräch hat nicht dazu beigetragen, Höcke mit seinem wirklichen Programm zu demaskieren.

Hätte also Höcke das Podium nicht bekommen sollen?

Man hätte es Höcke in dieser Form nicht geben sollen. Er kann wie alle anderen Parteivertreter in grossen Runden mitmachen. Aber diese ausserordentliche Veranstaltung erweckte den Eindruck, dass Wohl und Wehe von Thüringen in den nächsten Jahren von der Entscheidung für Voigt oder Höcke abhängen. Das war eine Fehlentscheidung.

Mit der AfD nicht reden und sie tabuisieren, hat deren Aufstieg nicht wirklich verhindert. Hat das möglicherweise gar das Gegenteil bewirkt?

Das sehe ich anders. Mit der AfD wird auf allen Ebenen gesprochen. Vermutlich wird keine andere Partei wie die AfD so intensiv beleuchtet, diskutiert und reflektiert. Es gibt vielmehr ein Zuviel der Rede und der Darstellung der AfD-Anliegen.

Welche zwei zentralen Aussagen von gestern sind Ihnen geblieben?

Auf der einen Seite die Klarheit, mit der Vogt den Unterschied zwischen konservativer Mitte und völkisch-extremistischer AfD herausgearbeitet hat. Auf der anderen Seite das Bemühen von Höcke, sich als freundlichen Politiker darzustellen. Als einen, der angeblich im System angekommen ist und nichts Böses im Schilde führt.

Ist die klare Abgrenzung von CDU-Mann Vogt der Wahl geschuldet oder dem Inhalt, und kann man daraus etwas Grundsätzliches lesen?

Es ist beides. Das Duell hatte hohe Erwartungen geweckt. Der thüringische Landesverband der CDU hatte eine klare Vorgabe der Bundespartei, dass die normative Abgrenzung wohl klar platziert sein muss. Voigt machte zugleich deutlich, dass es in der inhaltlichen Dimension einen grundlegenden Unterschied beim Menschenbild und bei der Menschenwürde gibt. Das hat er sehr überzeugend herausgearbeitet – als entscheidende Demarkationslinie.

Rechtspopulisten und -extremisten stellen sich auf solchen Podien immer wesentlich freundlicher dar, als sie sind.

Wird das Duell die Wahlen in Thüringen beeinflussen?

Es wird vermutlich bei gewissen Menschen den bleibenden Eindruck vermitteln, der ständig als Faschist dämonisierte Höcke sei doch gar nicht so schlimm. Er sei Teil des politischen Establishments und in seinen Aussagen gar nicht so anders als Voigt. Damit sehe ich mich in meiner Skepsis bestätigt, dass die öffentliche Auseinandersetzung in Form eines Duells mit Rechtspopulisten und Rechtsextremisten immer asymmetrisch ist und letztere es schaffen, sich als wesentlich freundlicher darzustellen, als sie sind. Hier findet so etwas wie eine «Banalisierung des Bösen» statt.

Das Gespräch führte Ivana Pribakovic.

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In einer früheren Version des Artikels war an einer Stelle von CSU statt CDU die Rede. Wir entschuldigen uns für den Fehler.

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