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Demokratischer Protest in Niger: «Wir wollen keinen Putsch»
Aus SRF 4 News aktuell vom 28.07.2023. Bild: Keystone/Sam Mednick
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Umsturzversuch in Niger Was sind die Ursachen für den Umsturzversuch in Niger?

Vieles an der aktuellen Lage in Niger ist noch unklar. Die Journalistin Naveena Kottoor in Nigeria erhellt die möglichen Hintergründe des Coups und spricht darüber, warum in der Sahelzone so viele Putsche stattfinden.

Naveena Kottoor

Naveena Kottoor

Journalistin

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Naveena Kottoor ist freie Journalistin und lebt in Kenia. Sie arbeitet unter anderem für ARD, BBC und Washington Post.

SRF News: Was weiss man zurzeit über den Putsch in Niger?

Naveena Kottoor: Die Präsidentengarde, eine Eliteeinheit der Armee, die eigentlich den Präsidenten schützen sollte, soll am Mittwoch den Präsidenten im Palast in der Hauptstadt Niamey festgesetzt haben. Vorher ist wohl der Innenminister festgenommen worden und am Abend wurde verkündet, dass man die Macht übernehme. Es gab tagsüber Proteste gegen einen Militärcoup. Dabei sind wohl Schüsse gefallen und das Militär verbittet sich jegliche Einmischung von aussen.

Teile der Armee sollen unglücklich gewesen sein, dass das Geld aus dem Ausland vor allem an Spezialkräfte der Antiterrorismusbekämpfung ging.

Was sind die Ursachen für diesen Umsturzversuch?

Zurzeit ist noch nicht klar, worum es wirklich geht. Es gibt Vermutungen, dass das viele Geld, das aus dem Ausland – aus europäischen Ländern und den USA – kommt, zu einer Art Verteilungskampf innerhalb des Militärs geführt hat. Es scheint, dass es Teile der Armee gab, die unglücklich gewesen sein sollen, dass das Geld vor allem an Spezialkräfte der Antiterrorismusbekämpfung ging. Auch andere Teile der Armee hätten sich mehr Geld, mehr Ausrüstung und auch eine gewisse Aufwertung von dieser ausländischen Finanzierung erhofft.

Internationale Reaktionen

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International riefen die Vorgänge noch vor der Verkündung der Machtübernahme durch die Putschisten im Fernsehen scharfe Verurteilungen hervor. Unter anderem die Vereinten Nationen, die EU, die USA und die westafrikanische Staatengemeinschaft Ecowas forderten eine Freilassung Bazoums und die Rückkehr zur verfassungsmässigen Ordnung.

Welche Rolle spielt dabei die EU?

Die EU hat in den vergangenen Jahren sowohl für eine Bekämpfung von Migrationsursachen als auch für die Antiterrorismusbekämpfung viel Geld in Niger ausgegeben. Ähnliches haben die USA getan. Sie haben in den vergangenen Jahren eine halbe Milliarde Dollar investiert und Militärbasen aufgebaut. Auch Deutschland hat dort einen Stützpunkt, um die UNO-Mission in Mali zu unterstützen. Deshalb ist Niger immer wichtiger geworden.

Wieso gibt es diese Häufung an Umsturzversuchen in dieser Region?

Die Länder in der Sahelzone sind sehr arme Länder, die zum Teil mit dem Thema Terrorismusbekämpfung überfordert sind. Es gab den Putsch in Mali, in Burkina Faso, in Guinea und jetzt in Niger. Es gibt auch immer wieder Gerüchte, dass ein Putsch im Tschad vorbereitet wird. Diese Länder haben nicht genug Geld, um die Soldaten zu bezahlen und den Terrorismus zu bekämpfen. Das Equipment ist nicht da, die Institutionen sind schwach und funktionieren meistens nur im Landesinneren. Es gibt innerhalb der Armeen grosse Unzufriedenheit darüber, dass man quasi geopfert, aber nicht wirklich unterstützt wird.

In Niger gibt es zurzeit keine wirklichen Indizien dafür, dass auch Wagner-Truppen mitmischen.

Könnte es auch bei diesem Putschversuch eine Verbindung zu Russland – zu den Wagner-Truppen – geben?

In Mali ist es tatsächlich so, dass die Regierung, die geputscht hat, etwa 1000 Wagner Soldaten als Unterstützung angefordert hat. In Niger gibt es zurzeit keine wirklichen Indizien dafür, dass das auch der Fall ist. Aber wie gesagt, das ist jetzt noch relativ früh und ich glaube, wir müssen abwarten, was sich in den kommenden Tagen und Wochen ergeben wird.

Das Gespräch führte Dominik Rolli.

SRF 4 News, 27.07.2023, 06:20 Uhr;

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