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Undurchsichtige Konfliktlinien Der Krieg im Jemen wird immer verworrener

Bürgerkrieg, Stellvertreterkrieg, Religionskrieg? Der Konflikt im Jemen ist schwer durchschaubar. Ein Erklärungsversuch.

Der Krieg hat Jemen an den Rand der Hungersnot gebracht und zehntausende Todesopfer gefordert. Doch über die Gründe des Konflikts ist wenig bekannt. Meist wird der Konflikt so dargestellt: Rebellen aus dem Norden, die Huthis, eroberten die Hauptstadt Sanaa und setzten zum Sturm auf das ganze Land an. Um die Huthis zu stoppen, schritt Saudi-Arabien mit einer Militärkoalition ein.

Junge in zerbombten Haus in Sanaa
Legende: Mit massiven Bombardierungen versuchen die Saudis und ihre Verbündeten, die rechtmässige Regierung in Sanaa an die Macht zurückzubringen. Reuters

Doch nach fünf Kriegsjahren ist die Situation viel verworrener. Das zeigt sich in der Hafenstadt Aden. Letzte Woche erschütterten schwere Anschläge die Stadt im Süden. Am Mittwoch versuchten bewaffnete Männer die provisorische Zentralbank und den Regierungssitz zu stürmen.

«Wir kennen die Angreifer», sagt der Innenminister der Regierungsseite. Er sprach von Zwietracht, vom Versuch das saudisch-gestützte Lager von innen heraus zu schwächen. Tatsächlich kämpften in Aden nicht die von Iran unterstützten Huthis gegen Regierungskräfte. Verschiedene Kräfte erhoben auf der Regierungsseite die Waffen gegeneinander. Separatisten vom «Übergangsrat» gegen Präsidentengarden.

Das Bild zeigt die Stadt 2010, vor Kriegsausbruch.
Legende: Aden dient der jemenitischen Regierungsseite als provisorische Hauptstadt, seit sie von den Huthis aus Sanaa im Norden vertrieben wurde. Das Bild zeigt die Stadt 2010, vor Kriegsausbruch. Reuters

Was in Aden geschah, wirft ein Schlaglicht auf die tiefen Risse, die durch die international anerkannte Regierungsseite laufen. Eine Seite, die mehr eine Ansammlung Rebellen unterschiedlichster Couleur und Warlords geworden ist, als eine geeinte Schlachtfront. Der Riss verläuft auch durch die Militärallianz, die auf diese Kämpfer im Terrain setzt.

Abd Rabu Mansur Hadi mit dem saudischen Kronprinzen Mohammed bin Salman
Legende: Die Separatisten im Süden haben in den Emiraten den wichtigsten Partner. Die Präsidentengarde dagegen schützt die Regierung von Abd Rabu Mansur Hadi (im Bild), die sich allerdings die meiste Zeit nicht in Aden aufhält, sondern in der der saudischen Hauptstadt. Reuters

So gehen die Vorwürfe hin und her. Die Regierungsseite präsentiert sich in lamentablem Zustand. Der Süden war einst ein eigener Staat, hier gibt es starke Kräfte, die auf mehr Autonomie vom Norden hoffen oder gar auf die neuerliche Unabhängigkeit.

Sie werden von den Emiraten unterstützt, die sich als Seemacht in der Region zu profilieren suchen und an den Hafenstädten viel grösseres Interesse zeigen als am Norden, den die Saudis als ihre Einflusszone betrachten.

Im Bild: Unterstützer der Houthi
Legende: Die Staatengemeinschaft würde glauben, die Huthi seien in Jemen gar nicht die Umstürzler im Sold der Iraner, sondern die verlässlichste Kraft, sagte der Regierungsvertreter. Im Bild: Unterstützer der Huthi. Reuters

Zwar haben die Emirate letzten Monat einen Teil ihrer Truppen aus Jemen abgezogen. Ihr Aussenminister sprach vom Wechsel von einer Logik des Kriegs zu einer Logik des Friedens. Verlässliche lokale Verbündete würden die Lücke füllen. Doch vorige Woche wurden bei einem der Anschläge in Aden, jenem auf eine Militärparade, Dutzende Soldaten und ein respektierter Milizenchef einer dieser verbündeten Kräfte getötet.

Soldaten tragen verwundeten Kollegen in Rettungswagen.
Legende: Die Huthis bekannten sich zwar zum Anschlag auf die Militärparade. Die Separatisten zeigten in ihrer Wut aber auch auf die Regierung Hadi. Sie sei von Muslimbrüdern unterwandert und Komplize gewesen. Reuters

Am Mittwoch vor dem Sturm aufs Regierungsgebäude vermischten sich beim Trauermarsch für den Milizenchef der Schock über den verheerenden Anschlag mit der Wut auf die Regierung Hadi, die überhaupt unfähig sei und zutiefst korrupt.

Kriegsgewinner auf allen Seiten

Der führende jemenitische Think Tank, das Sanaa-Center, bilanziert gerade wieder ernüchtert. Sämtliche Parteien, lokale, regionale und internationale, nützten das Chaos und den Kollaps des Staats aus, um eigene Interessen zu verfolgen.

Jemenitisches Mädchen weint
Legende: Der Krieg hat das Land in fünf Jahren um eine Generation zurückgeworfen, schätzt die UNO. Reuters

Unter den Huthis hätten mächtige Repräsentanten dankt der Kontrolle von Importwege schamlos Vermögen angehäuft. Lukrative Geschäfte, die bedroht wären, wenn die Huthis einen Teil ihrer Macht abgeben würden.

Die Muslimbrüder, die auf der Seite der Saudis stehen, hätten versucht, im Kriegschaos Städte und Regionen zu neuen Fürstentümern umzuformen. Während im Süden separatistische Kräfte die Einheit torpedierten, um der Abspaltung näher zu kommen.

Und das im Kontext wachsender regionaler Spannungen: Zwischen dem Iran, der die Huthis unterstützt, und Saudi-Arabien, hinter dem die USA stehen.

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