Darum geht es: Der Generalstabschef der libyschen Armee, Mohammed Ali Ahmed al-Haddad, ist am Dienstag bei einem Flugzeugabsturz in der Türkei ums Leben gekommen. Neben ihm befanden sich sieben weitere Personen an Bord der Dassault Falcon 50, darunter der Kommandant der libyschen Bodentruppen. Alle Insassen kamen nach Angaben der Regierung in Tripolis ums Leben. Das Unglück ereignete sich kurz nach dem Start in Ankara, als die Besatzung ein technisches Problem meldete und eine Notlandung ankündigte. Wenig später brach der Kontakt zur Maschine ab.
Die Hintergründe: Al-Haddad befand sich zu einem offiziellen Besuch in der Türkei, wo er unter anderem Verteidigungsminister Yasar Güler traf. Der Absturz geschah nur einen Tag nach der Entscheidung des türkischen Parlaments, das Mandat für den Einsatz türkischer Soldaten in Libyen um zwei Jahre zu verlängern. Die Türkei unterstützt die international anerkannte Regierung in Tripolis seit Jahren militärisch und politisch. Bereits 2019 hatte Ankara militärische Hilfe geleistet, um eine Offensive des ostlibyschen Generals Chalifa Haftar abzuwehren. 2020 folgte ein umstrittenes Abkommen über Seegrenzen, das von Ägypten und Griechenland angefochten wurde. Zuletzt unterzeichneten beide Länder ein Energieabkommen, das ebenfalls auf Widerstand stiess.
Neueste Erkenntnisse: Türkische Behörden bestätigten, dass die Blackbox – bestehend aus Stimmenrekorder und Flugdatenschreiber – geborgen wurde. Innenminister Ali Yerlikaya erklärte, die Untersuchung zur Ursache des Absturzes sei im Gange. Die Trümmer der Maschine wurden über ein Gebiet von drei Quadratkilometern verteilt gefunden. Mehr als 400 Einsatzkräfte waren an den Bergungsarbeiten beteiligt, auch ein Team aus Libyen reiste nach Ankara. Nach bisherigen Angaben meldete die Falcon 50 kurz nach dem Start ein technisches Problem. Nach rund 40 Minuten Flugzeit brach der Kontakt ab, das Flugzeug stürzte etwa 80 Kilometer südlich der türkischen Hauptstadt ab.
Bedeutung für Libyen: Al-Haddad war Generalstabschef der Regierung von Premier Abdulhamid Dbeibah in Tripolis, die mit der rivalisierenden Regierung im Osten des Landes verfeindet ist. Sein Tod bedeutet einen schweren Schlag für die militärische Führung der international anerkannten Regierung. Libyen ist seit dem Sturz von Muammar al-Gaddafi 2011 von Bürgerkrieg und Machtkämpfen geprägt. Milizen, regionale Kräfte und ausländische Staaten ringen weiterhin um Einfluss und Ressourcen. Die Türkei gilt als wichtigster Verbündeter der Tripolis-Regierung, während andere Staaten wie Russland und Ägypten das Ost-Libyen-Lager um Haftar unterstützen.
Politische Dimension: Der Absturz könnte die fragile Lage in Libyen weiter destabilisieren. Die enge militärische Kooperation zwischen Ankara und Tripolis steht im Fokus internationaler Kritik, insbesondere von Griechenland und Ägypten. Der Tod von Al-Haddad fällt zudem in eine Phase, in der die Türkei ihr Engagement in Libyen erneut bekräftigt hat. Ob der Absturz politische Folgen für die Zusammenarbeit zwischen beiden Ländern haben wird, ist noch unklar.