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Unis versprechen Besserung Forscher verhalten sich selber oft nicht klimafreundlich

Forscher belegen, dass der Mensch Schuld ist an der Klimaerwärmung – aber Forscher selbst sind oft nicht sehr klimafreundlich. Für ihre Forschung benötigen sie riesige Mengen Energie. Verschiedene Schweizer Universitäten versprechen nun Besserung.

Draussen auf den Strassen demonstrierten Tausende vor allem Jüngere für eine griffigere Klimapolitik. Drinnen diskutierten am Freitag zumeist ältere Verantwortliche von Universitäten und anderen Forschungseinrichtungen in Bern darüber, wie die Forschung selbst klimafreundlicher werden könnte – und sollte.

Die ETH Zürich verspricht, dass ihre Forscherinnen und Forscher künftig weniger oft ins Flugzeug steigen. Die EPF in Lausanne will ihren Campus bereits in einem Jahr CO2-neutral machen.

Hoher Stromverbrauch am CERN

Das CERN, die Europäische Organisation für Kernforschung bei Meyrin im Kanton Genf, will direkt bei der Forschung ansetzen. Am CERN wird physikalische Grundlagenforschung betrieben. Wissenschafter aus aller Welt erforschen den Aufbau der Materie – mit Hilfe riesiger Teilchenbeschleuniger.

Diese benötigen viel Strom. Eine Terawattstunde pro Jahr verbraucht das CERN – die ganze Schweiz verbraucht knapp 60 Terawattstunden. An diesem Stromverbrauch lasse sich wenig ändern, sagt Serge Claudet, der Energieverantwortliche beim CERN.

Forscher am CERN
Legende: Das CERN verbraucht mit seinen Forschungen eine Terawattstunde Strom pro Jahr. Keystone

«Das CERN wendet bei den Teilchenbeschleunigern bereits die effizienteste Technologie an» betont Claudet. Der Strom im CERN kommt aus Frankreich, also zu fast 80 Prozent aus Atomkraftwerken, die als saubere Stromquelle gelten.

Treibhausgas-Ausstoss senken

Es sei nicht am CERN zu entscheiden, ob Atomstrom nun gut sei oder schlecht. Da habe das Forschungsinstitut gar keine Wahl. Das CERN stösst aber auch viele Treibhausgase aus – rund 200 Kilotonnen pro Jahr oder gleich viel wie eines der grössten Kreuzfahrtschiffe der Welt.

Hier könne das CERN etwas bewegen, erklärt der Energieverantwortliche, vor allem bei den Gasen in den sogenannten Detektoren der Teilchenbeschleuniger. Beim Bau der Detektoren vor 20 Jahren habe man sich für ein Gas entschieden, das ozonfreundlich sei.

Nun habe sich jedoch gezeigt, dass dieses Gas sehr klimaschädlich sei. Einfach so lasse sich das milliardenteure Forschungszentrum zwar nicht umbauen. Immerhin aber könne jenes Gas, das die Detektoren kühlt, kontinuierlich ersetzt werden.

So werde das CERN bis fünf oder sechs Jahren seinen Treibhausgasaustoss um 30 bis 40 Prozent senken können, sagt der Energieverantwortliche Claudet.

Klimaziele von Paris in weiter Ferne

Für Klimaaktivisten ist das ein Schritt in die richtige Richtung, aber ein zu kleiner. «Die Wissenschaft hat ganz klar gesagt, dass wir ein enorm kleines Handlungsfenster haben», sagt Marie-Claire Graf, Studentin der Umwelt- und Politikwissenschaften sowie der Informatik. All diese Aktionen seien nicht genügend, warnt sie. «Wir die Dringlichkeit und das Ausmass des Problems nicht verstanden», glaubt Graf.

Das CERN und die ETHs in Lausanne und Zürich sind durchaus Vorreiter. Viele andere Forschungseinrichtungen in der Schweiz und weltweit sind deutlich weniger weit auf dem Weg zu mehr Klimafreundlichkeit. Gemessen an den Klimazielen von Paris, deren Forderungen von ihnen mitgetragen werden, hinken aber auch sie mit ihren eigenen Plänen hinterher.

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