Missstimmung herrscht schon in den allerersten Sekunden, als US-Präsident Donald Trump ans Rednerpult tritt, vor der grünen Marmorwand der UNO-Generalversammlung. Der Teleprompter funktioniert nämlich nicht. Und zuvor sei die First Lady wegen einer abrupt stoppenden Rolltreppe am UNO-Hauptsitz beinahe gestolpert.
Statt es mit Leichtigkeit zu nehmen, droht Trump giftig den zuständigen Beamten: «Wer immer für den Teleprompter verantwortlich ist, steckt nun in grossen Schwierigkeiten.» Liegt da das Problem der Menschheit?
In der UNO-Generalversammlung gab es im Lauf der Zeit schon manchen skurrilen Auftritt. Dieser gehört sicher dazu. Neu ist nur, dass diesmal jener Staatschef spricht, der kraft seines Amtes noch immer als mächtigster Mann der Welt gilt.
Irritation im Publikum – Selbstlob auf der Bühne
Gleich zu Beginn zieht Trump minutenlang her über die Vorgängerregierung von Präsident Joe Biden. Herablassend und zudem völlig faktenfrei. Immerhin sei, so Trump, nun das goldene Zeitalter Amerikas angebrochen. Selbstverständlich dank ihm.
Wenn die UNO-Kameras jeweils in den Saal schwenken, ist in vielen Gesichtern offenkundige Irritation abzulesen, mitunter gar Fassungslosigkeit. Trump registriert es nicht und fährt unverdrossen fort mit dem uneingeschränkten Selbstlob. Kriege, die als ewig galten, habe er beendet. Sieben in sieben Monaten. Dafür gebühre ihm, wie er mittlerweile repetitiv fordert, der Friedensnobelpreis. Zumal er Frieden gestiftet habe, gänzlich ohne die UNO.
Sie habe ihm nicht mal Unterstützung angeboten. Auch hier gilt: Wen kümmern die Tatsachen. Richtig ist, dass Trump in seiner zweiten Amtszeit bis zum heutigen Tag gewartet hat, um UNO-Generalsekretär Guterres ein erstes Mal zu treffen. An Guterres liegt das nicht.
Ein Egomane, dem es nicht um die Welt geht
Und einmal mehr macht Donald Trump deutlich: Vom Kampf gegen den Klimawandel will er nichts wissen. Und die Migration sieht er als grösste Geissel der Menschheit. Das illustriert er sogar am Beispiel von «beautiful Switzerland». 72 Prozent der Gefängnisinsassen hierzulande seien bekanntlich Ausländer.
Aus Trump spricht ein Egomane, dem es nicht um die Welt geht, sondern nur um sich selber. Ein kurzer Satz bringt es auf den Punkt: «Ich habe immer recht.»
UNO hat einen verlässlichen Partner verloren
Was die von vielen dringend erhoffte Klarheit über die künftige Finanzierung der UNO durch die USA betrifft , so bleibt sie gänzlich aus. Von Trump ist zu dieser Schicksalsfrage für die UNO so gut wie nichts zu hören. Es gibt auch keinerlei Gewissheit, ob sich Washington noch engagieren will in der Weltorganisation – und, falls ja, wie.
Dennoch ist nach Trumps Auftritt eines ziemlich deutlich: Solange er regiert, sind die USA für die Vereinten Nationen als verlässlicher Partner verloren. Mit den Zielen und Werten der Weltorganisation ist dieser Präsident einfach nicht kompatibel.