Zum Inhalt springen

Header

Zur Übersicht von Play SRF Audio-Übersicht

US-Blockade Was die USA wirklich von Venezuela wollen

Die USA erhöhen den Druck auf Venezuela mit einer Blockade und der Androhung eines militärischen Schlages. Doch geht es den USA um die Ölvorkommen des Landes?

Darum geht es: Donald Trump hat eine «totale und vollständige Blockade aller sanktionierten Öltanker» angeordnet, die Venezuela anlaufen oder verlassen. Und er droht weiter: Venezuela sei von der US-Flotte umstellt. SRF-Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado spricht von einer deutlichen Eskalation. Bisher hatten die USA vor allem militärische Präsenz markiert und Boote angegriffen, auf denen laut dem US-Aussendepartement Drogen geschmuggelt wurden.

Warum Öl der Druckpunkt ist: «Die USA setzen den Hebel dort an, wo es Venezuela am meisten wehtut: beim Öl. Über 90 Prozent aller venezolanischen Exporte sind Öl», sagt Delgado. Wenn Tanker blockiert oder beschlagnahmt würden, fehle dem Staat sofort Geld.

Was die Blockade für die Bevölkerung heisst: Delgado betont den direkten Einfluss auf den Alltag der Menschen. Mehr als 80 Prozent der Haushalte lebten in Armut, über die Hälfte in extremer Armut. «Fallen weitere Öleinnahmen weg, drohen Kürzungen bei Lebensmittelprogrammen, Gesundheitsversorgungen und Subventionen für Strom und Wasser», so Delgado.

Zwei Personen auf Motorrad vor Wandgemälde mit Fahrradfahrer.
Legende: Hugo Chávez liess 2007 US-Erdölprojekte verstaatlichen. Keystone/EPA/Ronald Pena R

Warum Trump von Diebstahl spricht: Vermutlich geht es Trump um die Verstaatlichung von Erdölprojekten im Jahr 2007. Damals wurden US-Konzerne enteignet und des Landes verwiesen. «Juristisch ist das kein klarer Diebstahl, sondern ein ungelöster Investitionskonflikt», sagt Südamerika-Korrespondentin Teresa Delgado. Auch Venezuelas Präsident Nicolás Maduro spricht von Diebstahl. Er nennt die Beschlagnahmung des venezolanischen Öltankers durch die USA vor rund einer Woche «Piraterie».

Worum es den USA wirklich geht: Drogenschmuggel und Öldiebstahl sind für den freien Journalisten und Venezuela-Kenner Tobias Lambert vorgeschobene Argumente für die Eskalation. «Der derzeitige Aussenminister Marco Rubio, der aus einer exilkubanischen Familie stammt, gilt im Moment als treibende Kraft hinter der aktuellen US-Strategie», so Lambert. Rubio gehe es um den Sturz Maduros und er wolle auch in Kuba einen Regierungssturz erzwingen. Bereits in Trumps erster Amtszeit habe die US-Regierung versucht, Nicolás Maduro über äusseren Druck zu stürzen. «Das hat nicht funktioniert. Trump wiederholt diese Strategie jetzt mit einer deutlich härteren Linie», sagt Lambert.

Maduro ist verwundbar: Weniger Ölverkäufe bedeuten für Präsident Maduro weniger Spielraum. Maduro versuche, den Druck als antiimperialistischen Kampf gegen die USA zu «framen» und so die Kernbasis zu halten, sagt Teresa Delgado. Gleichzeitig werde seine Position fragiler, wenn selbst Soldlöhne wackelten.

Nicolas Maduro hebt die Hand, umgeben von Menschenmenge bei Veranstaltung.
Legende: Venezuelas autoritärer Präsident Nicolás Maduro an einer Kundgebung am 10. Dezember 2025. Keystone/AP Photo/Cristian Hernandez

Geopolitik und Eskalationsrisiko: Russland und China sind wichtige Partner Venezuelas: China als grösster Abnehmer venezolanischen Öls, Russland als Lieferant von Technologie, Krediten und militärischer Unterstützung. Seit November befinden sich zudem russische Soldaten als militärische Berater in Venezuela. «Das ist sicherheitspolitisch heikel», sagt Teresa Delgado. Denn sollte es – rein theoretisch – zu einer US-Bodenoffensive kommen, könnten russische und amerikanische Soldaten direkt aufeinandertreffen. «Dieser Konflikt ist nicht nur bilateraler Streit zwischen den USA und Venezuela. Er steht im grösseren geopolitischen Kontext, in dem Washington, Moskau und Peking konkurrieren», so Delgados Fazit.

News Plus, 17.12.2025, 16 Uhr ; 

Meistgelesene Artikel