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Brasilien und Indien Trump verhängt neue Zölle – Schweiz wartet weiter

  • US-Präsident Donald Trump hat ein Dekret unterzeichnet, welches auf Importe von Brasilien Zölle von 50 Prozent festlegt.
  • Stunden zuvor kündigte er auf seiner Plattform Truth Social Zölle für Importe aus Indien in Höhe von 25 Prozent ab dem 1. August an.
  • Er wirft Indien die höchsten Zölle der Welt und schikanöse Handelshemmnisse vor. Später erklärte der US-Präsident, die Verhandlungen mit Indien gingen aber weiter.

Trump erklärte im Weissen Haus: «Sie haben derzeit einen der höchsten Zölle weltweit, und sie sind bereit, diesen erheblich zu senken.» Trotz der verkündeten 25 Prozent sei man derzeit im Gespräch mit Indien. «Wir werden sehen, was passiert... Bis Ende dieser Woche werden Sie mehr wissen», erklärte er gegenüber Reportern.

«Für die Schweiz heisst es weiterhin: Warten»

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Einschätzungen von SRF-Wirtschaftsredaktor Jan Baumann: «Bei Trumps neusten Zöllen kann man nur bedingt von einer handelspolitischen oder wirtschaftlichen Logik sprechen. Aber es sind klare Muster zu erkennen: Bei Südkorea gibt es einen Deal, welcher 15 Prozent Zölle auf die meisten Importe aus Südkorea in die USA beinhaltet, beispielsweise auf Autos. Das ist der gleiche Zolltarif, den die EU von Trump bekommen hat, und der gleiche Satz wie für Japan. In all diesen Fällen verbucht Trump diese Deals bei sich zu Hause, also innenpolitisch, als grossen Erfolg. Auch, weil diese Deals mit umfangreichen Investitionen der Handelspartner in den USA verbunden sind. Das Paket gegen Brasilien ist offenbar primär politisch motiviert. Man kann von einer Strafmassnahme Trumps sprechen wegen des Prozesses gegen Brasiliens Ex-Präsidenten Jair Bolsonaro, einem Freund Trumps.

In Bezug auf die Schweiz heisst es weiterhin: Warten. Die Chance besteht, dass wir – ähnlich wie die EU, Japan, und Südkorea – grünes Licht bekommen von Donald Trump und damit eine Einigung erreichen, sodass die Zölle nicht wie angedroht auf 31 Prozent steigen. Es heisst, dass die Einigung auf seinem Tisch liege. Gutgeheissen hat Trump den Deal noch nicht, aber wir haben ja noch ungefähr einen Tag Zeit.»

Auf seiner Plattform Truth Social schrieb Trump: «Indien ist zwar unser Freund, aber im Laufe der Jahre haben wir (die USA) relativ wenig Handel mit diesem Land betrieben, da seine Zölle viel zu hoch sind.» Trump behauptete weiter, Indiens Zölle gehörten «zu den höchsten weltweit – und es hat die strengsten und lästigsten nichtmonetären Handelsbarrieren».

Links Modi in grauem Jackett, rechts Trump in dunkelblauem Anzug auf Stühlen, Trump spricht mit erhobener Hand
Legende: US-Präsident Donald Trump bei einem Treffen mit dem indischen Premierminister Narendra Modi, 13.02.2025.. REUTERS / Kevin Lamarque

Zudem kritisierte er, dass Indien militärische Ausrüstung aus Russland beziehe und neben China zu Russlands grössten Energieabnehmern gehöre. Darum werde das Land ab dem 1. August Importaufschläge von 25 Prozent zahlen sowie eine «Strafe» für die Käufe russischer Waffen und Energie. Der Republikaner machte keine weiteren Angaben dazu, wie diese Strafe aussehen würde. Später erklärte er vor Reportern, die Verhandlungen mit Indien seien noch im Gange.

15-Prozent-Zölle mit Südkorea vereinbart

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Nach Angaben von US-Präsident Trump haben die USA ein umfassendes Handelsabkommen mit Südkorea beschlossen und einen Zoll von 15 Prozent vereinbart. Die Vereinbarung sehe zudem vor, dass Südkorea 350 Milliarden Dollar für von den USA kontrollierte Investitionen bereitstelle und US-Energieprodukte im Wert von 100 Milliarden Dollar kaufe, so Trump. Südkorea werde sich ausserdem für die Einfuhr amerikanischer Fahrzeuge und landwirtschaftlicher Produkte öffnen. Die Trump-Regierung hatte zuvor Zölle in Höhe von 25 Prozent gegen Südkorea erhoben.

Indien exportiert verschiedene Produkte in die USA, wobei die wichtigsten Exporte Perlen, Edelsteine, Metalle, Münzen, elektronische Geräte, pharmazeutische Produkte und Maschinen umfassen. Die USA sind ein wichtiger Handelspartner für Indien, die bilateralen Handelsbeziehungen sind eng.

Als Reaktion auf Trumps Zolldrohung erklärte die indische Regierung in einer Stellungnahme, dass sie die Auswirkungen von Trumps Ankündigungen prüfe und weiterhin entschlossen sei, ein faires Handelsabkommen mit den USA zu erzielen. «Indien und die USA haben in den letzten Monaten Verhandlungen über den Abschluss eines fairen, ausgewogenen und für beide Seiten vorteilhaften bilateralen Handelsabkommens geführt. Wir bleiben diesem Ziel weiterhin verpflichtet», hiess es.

Zölle von 50 Prozent gegen Brasilien verhängt

Gleichentags unterzeichnete Trump ein Dekret, um wie angedroht Zölle von 50 Prozent gegenüber Brasilien zu verhängen. Das Dekret erhöht bereits geltenden Zölle von zehn Prozent für das südamerikanische Land auf 50 Prozent. Das Weisse Haus begründete dies mit einer angeblich «politisch motivierten Verfolgung» Bolsonaros.

Mann spricht hinter einem Mikrofon in einem Anzug.
Legende: Gewisse Waren aus Brasilien sind laut der US-Regierung von den Zöllen ausgeschlossen – darunter zivile Flugzeuge, Roheisen oder auch Orangensaft. REUTERS / Evelyn Hockstein

Trump hatte die 50-Prozent-Zölle bereits vor drei Wochen angedroht und dabei von einer «Hexenjagd» gegen seinen politischen Verbündeten Bolsonaro gesprochen. Der Rechtsaussen-Politiker, der von 2019 bis 2022 Staatschef Brasiliens war, muss sich in seinem Heimatland wegen eines mutmasslichen Putschversuchs vor Gericht verantworten. Ihm drohen bis zu 40 Jahre Haft.

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SRF 4 News, 30.7.2025, 16 Uhr ; 

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