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US-Präsident am WEF Donald Trumps Davos-Rede im Faktencheck

Während seiner Rede am Weltwirtschaftsforum in Davos rührte Donald Trump kräftig die Wahlkampftrommel. Dank ihm feierten die USA «einen Wirtschaftsboom, den die Welt noch nie gesehen hat», so der Präsident zu Beginn seiner Rede. Die nächsten 20 Minuten folgte ein Zahlengewitter sondergleichen. Angaben zur Arbeitslosenquote, den Löhnen und der Energieproduktion sollten das wirtschaftliche Wunder unterstreichen, welches die USA seit seinem Antritt erlebt. Doch entsprechen die Zahlen der Wahrheit? Fünf der hochtrabendsten Aussagen im Faktencheck.

Die Arbeitslosigkeit liegt bei 3.5 Prozent und ist damit so tief wie seit über 50 Jahren nicht mehr.

Stimmt. Die Arbeitslosenquote in den USA liegt bei 3.5 Prozent, was eindrücklich tief ist – laut dem Amt für Arbeitsstatistik so tief wie seit 1969 nicht mehr. Das ist jedoch nicht alleine Trumps Verdienst, die Quote sinkt seit Ende 2010 praktisch ununterbrochen. Damals war Barack Obama Präsident. Am tiefsten war die Arbeitslosigkeit im Jahr 1953, als sie lediglich 2.5 Prozent betrug.

Die Löhne der untersten 10 Prozent wachsen stärker als jene der obersten 10 Prozent.

Stimmt nicht. Die Einkommen der vermögendsten 10 Prozent stiegen im letzten Jahr am stärksten an – um rund 8 Prozent oder 168 Dollar pro Woche. Das hat die Nachrichtenagentur AP aufgrund von Zahlen des US-Arbeitsamts ausgerechnet. Die Einkommen der untersten 10 Prozent stiegen um sieben Prozent oder 30 Dollar pro Woche.

Nachdem während der letzten beiden Präsidentschaften 60'000 Fabriken schliessen mussten, hat Amerika während meiner Amtszeit 12'000 Fabriken gewonnen. Und diese Zahl steigt rapide an.

Stimmt teilweise. Seit der Amtszeit von US-Präsident George W. Bush mussten gar etwas mehr als 60'000 Fabriken schliessen, so die Nachrichtenagentur AP . An Wahlkampfveranstaltungen hatte Trump auch schon behauptet, dass alle dieser Fabriken während Barack Obamas Amtszeit eingingen. Das wiederum stimmt nicht. Nicht wahr ist ausserdem, dass die Zahl der Fabriken rapide ansteigt: Im Jahr 2019 wurde die Zunahme von Fabrik-Jobs stark gedrosselt, ausserdem sinken die Investitionen in Neu- und Ausbauten von Fabriken seit gut fünf Jahren.

Wir sind jetzt Energieproduzent Nummer eins weltweit.

Irreführend. Es stimmt zwar, dass die USA der grösste Energieproduzent der Welt sind, doch das sind sie schon lange und nicht erst «jetzt». Den Spitzenplatz hält sie seit 2012, so CNN.

Die USA haben die sauberste Luft und das sauberste Trinkwasser der Welt – zusammen mit anderen Nationen.

Stimmt teilweise. Die Luft ist in den USA allgemein sehr sauber, im Environmental Performance Index der Yale und der Columbia University landen sie auf dem zehnten Platz – unmittelbar nach Island. Zum Vergleich: Die Schweiz belegt den 25. Platz. Donald Trump hatte dieselbe Aussage schon mal gemacht und sich in einem Tweet auf genau diese Studie gestützt. Die Zahlen gehen jedoch zurück auf Messungen aus dem Jahr 2016, wurden also zur Amtszeit von Barack Obama erhoben. Beim Wasser landen die USA auf dem 29. Platz – kurz vor Uruguay.

Trumps WEF-Rede war eine Wahlkampf-Rede

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Einschätzung von SRF-Wirtschaftsredaktorin Eveline Kobler:

US-Präsident Donald Trump sprach vor versammelter internationaler Wirtschafts-Elite auf der grossen Bühne des WEF: Vor zwei Jahren nutzte er die Gelegenheit, um bei den Wirtschaftsbossen für Investitionen in den USA zu weibeln, etwa für den Bau von Fabriken und das Schaffen von Arbeitsplätzen.

Dieses Mal hingegen schien es, als habe Trump weniger seine Zuhörerschaft im Saal vor Augen, als vielmehr seine Wählerschaft in den USA, muss er sich Ende Jahr doch der Wiederwahl stellen. So nutze Trump seine Rede, um sich selber auf die Schultern zu klopfen: Er betonte, wie er in den letzten drei Jahren seit seinem Amtsantritt die US-Wirtschaft zum Blühen gebracht habe, wie viele Jobs er geschaffen und wie viele Menschen er aus der Armut geholt habe.

Und er betonte auffällig oft, dass das alles vor allem der US-Mittelschicht zugutekomme. Das grosse Thema des diesjährigen WEF – den Klimawandel – streifte er hingegen nur kurz. Wohl, weil ihn das Thema bekanntlich wenig interessiert, und auch im Wissen, dass er auf der WEF-Bühne von Gastgeber Klaus Schwab kein kritisches Nachbohren dazu befürchten musste. Das Interesse an Trumps Rede war gross, der Applaus im Anschluss höflich zurückhaltend.

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