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US-Senatswahl Georgia entscheidet, wie mächtig Biden wird

Im US-Bundesstaat Georgia werden heute die zwei letzten offenen Senatssitze besetzt. Die Wahl wird das Land prägen.

Die Vereinigten Staaten blicken heute gebannt auf den Bundesstaat Georgia. Dort werden die beiden letzten offenen Senatssitze besetzt. Es ist dies eine Stichwahl, die nicht nur entscheidet, welche Partei im Senat die Mehrheit haben wird, sondern auch, wie stark der künftige Präsident Joe Biden seine politischen Vorhaben überhaupt umsetzen kann.

«So etwas habe ich noch nie erlebt»

Über drei Millionen Menschen haben schon vorzeitig gewählt, ähnlich wie im vergangenen November. Noch nie hätten so viele Menschen ihre Stimme bei einer Stichwahl abgegeben, sagt ein Wähler in einem Vorort von Atlanta.

Ein spanisches Wahlschild an der Beltline (Spaziermeile) in Atlanta fordert Latinos auf, für die Demokraten zu wählen.
Legende: Matthias Kündig

Die Stimmung in Georgia kurz vor der Wahl sei sehr aufgeladen. «Ich bin 34 Jahre alt. So etwas habe ich noch nie erlebt.» Ein anderer erklärt sich die Stimmung damit, dass sich die Bevölkerung Georgias der Tragweite des Entscheids bewusst sei: «Unsere Wahl hat Auswirkungen auf das ganze Land.»

Multimillionär gegen Pfarrer

Die Kandidierenden der beiden Parteien könnten unterschiedlicher nicht sein. Auf republikanischer Seite treten die Amtsinhaber Kelly Loeffler und David Perdue an. Die beiden Multimillionäre haben ihre früheren Überzeugungen über Bord geworfen und unterstützen die Wahlbetrugsbehauptungen von Donald Trump vorbehaltlos.

Bei den Demokraten kandidieren der junge Dokumentarfilmer Jon Ossof und der bekannte schwarze Pfarrer Raphael Warnock. Beide versprechen vor allem eins: Wandel.

Wahlschild in Atlanta
Legende: Matthias Kündig

Der Wahlkampf in Georgia kostete nicht nur mehrere hundert Millionen Dollar, er wurde auch sehr gehässig geführt. Kelly Loeffler habe keinen Bezug zu Leuten, die weniger reich seien als sie selbst, hiess es etwa vonseiten Warnocks. Das sei eine Lüge und Warnock ein «Radikaler», konterte Loeffler.

Das Rennen wird knapp

In den Umfragen liegen beide Parteien fast gleichauf. Das Rennen dürfte also knapp werden. Entscheidend wird deshalb sein, welches Lager die eigene Basis besser zum Urnengang motivieren kann.

Ein blauer Plastikkorb mit Klebern demokratischer Wahl-Aktivisten.
Legende: Demokratische Wahlaktivisten verteilen solche Kleber an Personen, die bereits gewählt haben. Sie fordern dazu auf, drei weitere Leute zum Wählen zu motivieren. Matthias Kündig

Den Demokraten fällt das derzeit leichter. Der Sieg Bidens habe bei vielen die Hoffnung geweckt, dass in Georgia eine Überraschung gelingen könnte, sagt etwa eine demokratische Jungwählerin in Atlanta.

Verunsicherte Trump-Anhänger

Bei den Republikanern ist die Lage komplizierter. Viele Wähler sind durch Trumps Wahlbetrugsvorwürfe verunsichert und fragen sich, ob sie überhaupt zur Urne gehen sollen.

Manche Trump-Wähler sind zudem wütend, weil die republikanischen Politiker Trump zu wenig unterstützen würden: «Ich finde, dass alle republikanischen Amtsträger zurücktreten sollen. Jede und jeder muss ersetzt werden», fordert etwa eine Trump-Anhängerin. Auf die Frage, ob sie heute wählen gehe, antwortet sie, das wisse sie noch nicht.

SRF 4 News, HeuteMorgen vom 05.01.2021, 06:00 Uhr

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