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Ein Jahr vor US-Wahlen Unbeliebter Trump – aber immer noch besser als Biden?

Beide mutmasslichen Kandidaten sorgen für wenig Begeisterung. Das zeigt die Reportage aus dem Städtchen New Bern in North Carolina.

Der Glockenturm des Rathauses im Zentrum von New Bern erinnert an den «Zytglogge» in Bern. Überall wehen Berner Fahnen. Das Stadtwappen von New Bern in North Carolina sieht dem Berner Wappen zum Verwechseln ähnlich.

Das ist kein Zufall, denn das Städtchen wurde vor über 300 Jahren vom Berner Christoph von Graffenried gegründet. Heute ist die Innenstadt fein säuberlich rausgeputzt. In den schmucken Häusern wohnen vor allem reiche Weisse. Sie betreiben meist Geschäfte und stimmen mehrheitlich republikanisch.

Jay Philipps mit Gewehr.
Legende: Jay Philipps besitzt rund 100 Schusswaffen. Darunter ist auch ein umstrittenes AR 15 Halbautomatik-Gewehr. srf/Barbara Colpi

Den unbeliebten Trump wählen

«Ich habe nichts gegen Demokraten», sagt Jay Philipps, Geschäftsinhaber und Waffenliebhaber. «Doch sie glauben, dass es im Land unendlich viel Geld gibt, und sie besteuern die Menschen, um an noch mehr Geld zu kommen, damit sie es in andere Länder schicken oder in Sozialprogramme stecken können.»

Trump hat einen guten Geschäftssinn. Deshalb ist er Milliardär.
Autor: Jay Philipps Geschäftsinhaber, Waffenliebhaber und Anhänger der Republikaner

Philipps ist Jäger und besitzt über 100 verschiedene Modelle von Waffen. Für ihn ist klar: Sollte Donald Trump der republikanische Präsidentschaftskandidat werden, dann wählt er ihn. Auch wenn er ihn nicht besonders mag. Trump habe einen arroganten, schon fast narzisstischen Charakter. «Doch er hat einen guten Geschäftssinn. Deshalb ist er Milliardär.»

Biden zu gebrechlich?

Fünf Autominuten vom Stadtzentrum entfernt säumen Tankstellen, Imbissgeschäfte und Garagen den Strassenrand. In diesem traditionell schwarzen Viertel besitzt Ike Green eine kleine Autowerkstatt. Er wähle demokratisch, wie die meisten hier, sagt er, weil sich diese um die ärmeren Menschen kümmerten.

Ike Green vor seiner Garage.
Legende: Ike Green kommt gerade so durch. Er hofft auf einen Wahlsieg des demokratischen Kandidaten. SRF/Barbara Colpi

«Manchmal ist es schwierig, wenn das Geld fehlt für die Miete oder die Stromrechnung», sagt Green. «Ich habe gelernt, von Monat zu Monat zu überleben und ein bisschen etwas auf die Seite zu legen.»

New Bern stimmte 2020 knapp für Trump – wie der ganze Bundesstaat North Carolina. Green glaubt, die Demokraten hätten eine Chance, 2024 die gewinnbringenden Stimmen zu holen – «mit einer besseren Parteiführung». Joe Biden sei zu gebrechlich und die demokratische Parteispitze überaltert und realitätsfremd.

Schwarze und Weisse leben in New Bern mehrheitlich nebeneinander. Der einheimische Historiker Nelson McDaniel sieht darin vor allem sozioökonomische Gründe.

Schwarze Stimmen könnten entscheiden

Bei der Wahl in einem Jahr werde es eine sehr wichtige Rolle spielen, wie die Schwarzen stimmen werden, falls Biden und die Demokraten in North Carolina eine Chance haben wollten, ist McDaniel überzeugt.

Häuser und Berner Flagge.
Legende: In New Bern/North Carolina sieht es fast aus wie im richtigen Bern. SRF/Barbara Colpi

Ausschlaggebend würden nicht in erster Linie bestimmte Wählergruppen sein, sondern unabhängige Wählerinnen und Wähler. Vieles deute dabei auf einen engen Ausgang hin.

Ich wünschte, die Demokraten würden jemanden jüngeren als Joe Biden nominieren.
Autor: Nelson McDaniel Historiker, lebt in New Bern/North Carolina

Und er persönlich? «Ich halte Donald Trump für den schlechtesten Präsidenten in der amerikanischen Geschichte.» Deshalb werde er sicher nicht für Trump stimmen. Allerdings: «Ich wünschte, die Demokraten würden jemanden jüngeren als Joe Biden nominieren.» Biden sei einfach zu alt.

Wie den drei New-Bernern geht es vielen Amerikanerinnen und Amerikanern. So wirklich zufrieden mit den beiden aussichtsreichsten Präsidentschaftskandidaten sind sie nicht. Und in Umfragen geht es weniger darum, ob Trump oder Biden beliebter ist, sondern eher, wer weniger unbeliebt ist.

Biden ein Jahr vor der Wahl in Bedrängnis

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Joe Biden
Legende: Reuters/Leah Millis

Ein Jahr vor der US-Präsidentenwahl hat die «New York Times» zusammen mit dem Siena College eine Umfrage bei Wählerinnen und Wählern in den wichtigsten Swing-States durchgeführt. Demnach liegt Donald Trump in fünf der sechs umkämpften Staaten vor Joe Biden. Für die Umfrage wurden insgesamt 3662 Wählerinnen und Wähler in Wisconsin, Arizona, Georgia, Nevada, Michigan und Pennsylvania befragt.

Die Umfrage habe ergeben, dass beide Kandidaten unbeliebt seien, Wähler ihren Frust aber eher am amtierenden Präsidenten ausliessen, schreibt die NYT. Demnach führt Biden nur in Wisconsin. Trump dagegen liegt in Arizona, Georgia, Nevada, Michigan und Pennsylvania um jeweils vier bis zehn Prozentpunkte vorn – bei einer möglichen Fehlerquote von bis zu 4.8 Punkten. Bei der letzten US-Präsidentenwahl 2020 hatte Biden in allen sechs Staaten gegen Trump gewonnen. Besonders Bidens Alter stellte sich in der Umfrage als Nachteil für den amtierenden Präsidenten heraus. (dpa)

Echo der Zeit, 7.11.2023, 18:00 Uhr ; 

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