Der Berner Milliardär Hansjörg Wyss zieht den Zorn der US-Republikaner auf sich. Mit Millionenspenden mischt sich der 88-Jährige zunehmend in die US-Politik ein, wie die «Sonntagszeitung» schreibt. Als Nicht-Amerikaner darf er zwar keine Politikerinnen und Politiker finanziell unterstützen, dafür spendet er an Organisationen, die den Demokraten nahestehen.
So spendete er über seine Stiftung Berger Action Fund 243 Millionen Dollar an den liberalen Sixteen Thirty Fund. Die Organisation setzt sich für Themen wie Abtreibung und Mindestlöhne ein sowie für die Registrierung von Wählerinnen und Wählern.
Kritiker werfen Wyss vor, politisch Einfluss zu nehmen, ohne dies klar zu deklarieren. In den letzten zehn Jahren hat Hansjörg Wyss fast 100 Millionen Dollar an Initiativkomitees in 25 Bundesstaaten bezahlt, wie aus einem Bericht der Organisation Americans for Public Trust hervorgeht.
Stadt Bern ernennt Wyss zum Ehrenbürger
Auch in der Schweiz ist der ehemalige Unternehmer für seine Grosszügigkeit bekannt. Wyss vermachte der ETH und Universität Zürich dreistellige Millionenbeträge, schenkte der Universität Bern 100 Millionen Franken und investierte Millionenbeträge in das Kunstmuseum Bern. Weltweit unterstützt er Naturschutzprojekte mit dem Ziel: Bis 2030 soll ein Drittel der Erdoberfläche unter Schutz stehen.
Gestern hat die Stadt Bern Hansjörg Wyss zu ihrem Ehrenbürger ernannt. Im Berner Rathaus nahm der 88-Jährige die Urkunde persönlich entgegen. Für einmal zeigte sich der medienscheue Berner gesprächig. Auf die Frage, was denn seine Motivation sei, nötig hätte er es ja nicht, antwortete er: «Die letzten vier Worte sind komplett falsch. Die Welt hat es doch nötig, dass man etwas Positives und Gutes macht.»
Hansjörg Wyss ist geübt darin, sich nicht in die Karten blicken zu lassen. Dass er zusammen mit drei anderen Investoren den Londoner Fussballclub FC Chelsea 2022 für 2.5 Milliarden Pfund (damals drei Milliarden Franken) übernommen hat, tut er mit einem «Ich bin da nur ein kleiner Fisch» ab. Eigentlich wollte er nur sicherstellen, dass er bei den Fussballspielen immer einen Platz habe.
Die Anschuldigungen, er unterstütze die Demokraten in den USA, weist er zurück: «Das ist eine Lüge», sagte Wyss und betont, dass er als Nicht-Amerikaner politischen Organisationen in den USA kein Geld geben dürfe. Die Vorwürfe scheinen ihn kaltzulassen. «Das ist wie eine Dusche am Morgen. Man trocknet sich ab und vergisst sie.» Wyss gab aber zu, ein Trump-Gegner zu sein. «Wird Donald Trump im Herbst gewählt, endet die Demokratie in den USA», ist sich der Berner sicher.
Republikaner wollen Wyss stoppen
Kürzer zu treten, kommt dem bald 89-Jährigen nicht in den Sinn. Doch mit Wyss' Spenden in den USA soll Schluss sein – wenn es nach den Republikanern geht. Mit einem neuen Gesetz wollen sie verhindern, dass Ausländer Einfluss auf amerikanische Wahlen nehmen können. Der republikanische US-Senator Bill Hagerty brachte am Mittwoch einen entsprechenden Vorschlag ein und bezog sich dabei auf Hansjörg Wyss: Die Demokraten profitierten «von Hunderten von Millionen Dollar eines schattenhaften ausländischen Milliardärs».
Doch Hagertys Gesetzesvorschlag dürfte Hansjörg Wyss vorerst nicht vom Spenden abhalten. Ähnliche Vorlagen, die früher im Senat und im Repräsentantenhaus eingebracht wurden, sind gescheitert. Und so kann der Schweizer Milliardär in der US-Politik weiter mitmischen.